Kirchheim

Schnurstracks zum Donnerdrummel

Schüler des LUG inszenieren Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“

Ist der Höllenschlund zu überwinden? Mattis- und Borkaräuber stehen sich gegenüber - aber nicht mehr lange.Foto: privat
Ist der Höllenschlund zu überwinden? Mattis- und Borkaräuber stehen sich gegenüber - aber nicht mehr lange.Foto: privat

Kirchheim. Buch lesen, Dialoge entwickeln, Ideen für die Aufführung sammeln: Was im zurückliegenden Schuljahr an Arbeit geleistet wurde, brachte die Unter- und Mittelstufen-Theater-AG des Ludwig-Uhland-Gymnasiums nun auf die Bühne.

Die Bühne war einfach, aber höchst effektvoll gestaltet: Eine riesengroße Räubertafel in der Mitte, die Mattisburg, mit einigen Gerüstteilen und integriertem und bespieltem Flügel auf der einen und eine aus Stoff installierte Leinwand, die für Waldimpressionen diente, auf der anderen Seite. Die Zuschauer in mehreren Reihen verteilt am Rand.

Genauso ökonomisch war die Figurenbesetzung: Ein Dutzend weiß gekleideter Schauspieler der Unterstufe mal robbende Graugnome, mal säuselnde Rumpelwichte, mal gefährliche Dunkeltrolle und Wilddruden. Dazwischen verkörperten sie immer wieder die handfesten Mattis- und Borkaräuber als Erzfeinde, die im Laufe des Stücks erkennen, dass gemeinsam zu handeln besser ist, als ständig gegeneinander vorzugehen.

Herausstechend ist eine Figur, die zentrale und zugleich ambivalenteste: Der rüpelig auftretende Räuberhauptmann Mattis als Kopf der Mat­ttisräuber und zugleich Ronjas Vater, zeigte insgeheim doch ein ausgesprochen weiches Herz. Kraftvoll, energiegeladen, gewitzt und sehr überzeugend gespielt von Melis Kambir.

Ronja – unbeschwert und gleichzeitig bestimmt und frech – verkörpert von Lissandra Kaisner, ist zunächst stolze Räubertochter, dann an den Tugenden des Vaters schwer zweifelndes Kind und zuletzt gemeinsam mit Räubersohn Birk, alias Marco Tomeo, entschlossen Versöhnung stiftendes Element zwischen den beiden kämpferischen Räubersippen.

Die Räuber-Schauspieler, die durch und durch Halunken, Lümmel und Hosenschisser mimten, muteten dem Publikum selbst verfasste knackig-deftige Dialoge zu. Und immer wieder als letzter Ausweg ein dem Gegner eigentlich gar nicht böse und vielmehr augenzwinkernd und erlösend zugebrüllter Satz: „Dann geh‘ doch schnurstracks zum Donnerdrummel mit einem Furz“.

Musikalisch unterstützten und bereicherten Schülerinnen der Streicherklassen unter Christian Weeth atmosphärisch mit selbst entwickelten irisch anmutenden Klangimpressionen die Aufführung. „Die AG-Teilnehmer haben während und auch gegen Ende des Schuljahres großes Durchhaltevermögen bewiesen. Alle haben das Buch gelesen, Texte entwickelt, die Aufführung geplant und zuletzt drei Probentage gestemmt“, lobt Nicole Baisch, die zusammen mit Christian Weeth die Theater-AG leitet, anerkennend ihre Truppe.

Und da schließlich alle Figuren das Herz auf dem rechten Fleck hatten, konnten ihnen letztlich weder Kälte, Hunger noch Tod etwas anhaben. Am Ende dann programmatisch ein kraftvoller Frühlingsschrei, von einer Burg herab, in der nach einem klärenden Kampf nun vereint und gestärkt zwei Räuberfamilien wohnten.pm