Kirchheim. Die Bundesregierung hat entschieden: Auch in Deutschland soll es ab diesem Jahr Warnbilder auf Zigarettenverpackungen geben. Die Tabakindustrie ist dazu verpflichtet, sowohl die Vorder- als auch Rückseite der Schachteln zu zwei Dritteln mit abschreckendem Bild und dazugehörigem Text zu bedecken.
Michael Kneile ist Inhaber des Kirchheimer Tabakhauses Schall und hat demnächst täglich mit den neuen Verpackungen zu tun. Seiner Meinung nach ist dieser Schritt nur wenig Erfolg versprechend, denn er kann sich noch genau an die Einführung der warnenden Schriftzüge erinnern wie „Rauchen kann tödlich sein“ oder „Rauchen kostet Zähne“. Die hätten bei den Rauchern damals auch keine Wirkung gezeigt. Die Bilder sollen noch deutlicher auf Spätfolgen aufmerksam machen, doch Michael Kneile meint: „Wen interessiert schon mit 18, was mit 60 ist.“
Mittlerweile werden immer mehr Zigarettenhüllen verkauft, mit denen man dem unschönen Anblick aus dem Weg gehen kann. Im Tabakladen ist das allerdings nicht ganz so einfach. Um Abhilfe zu schaffen, wird in der Industrie deshalb viel entwickelt und investiert. Das Verkaufsregal soll so verändert werden, dass der Verkäufer nicht dauerhaft die Schockbilder anschauen muss.
Für die Tabakindustrie ist nicht nur die Produktionsumstellung ein finanzielles Desaster, auch die Investitionen in Werbung und Marketing sind hinfällig. Durch die Warnhinweise, die schon zwei Drittel der Zigarettenschachtel bedecken, sieht man kaum noch etwas von der markentypischen Farbe sowie der entsprechenden Werbung.
Cornelia Frey von der Kirchheimer Werbeagentur bzweic kann das nur bestätigen: „Die Ekelbilder nehmen so viel Fläche ein, dass es kaum noch Platz gibt, um die Marke zu positionieren.“ Was für die Tabakindustrie negativ ist, schafft an einer ganz anderen Stelle neue Möglichkeiten. Durch die Schockbilder wird der Markt für Umverpackungen gestärkt und erweitert. Um die abstoßenden Zigarettenschachteln zu verschönern, werden verstärkt Abziehbilder und Zigarettenboxen produziert. „Das ist wie eine hübsche Iphone-Verpackung“, weiß Cornelia Frey. Ihrer Meinung nach lassen sich Raucher nicht von den Bildern abschrecken und werden sich mit der Zeit an den Anblick gewöhnen.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich, seit vielen Jahren Mitglied im Gesundheitsausschuss, hält diese Strategie, den Tabakkonsum so einzudämmen, für eine gute Maßnahme. So wird auf die Folgen, die durch Rauchen entstehen können, deutlich hingewiesen. „In der heutigen Welt sind kurze, prägnante Botschaften wirksam. Das wird mit den Schockbildern erreicht“, erklärt er. Seiner Meinung nach werden die Ekelbilder ihre Wirkung zeigen und eine gewisse Nachhaltigkeit erzeugen, was den überhöhten Tabakkonsum angeht.
Für die Tabakindustrie ist das natürlich nicht gut. „Früher wurde Rauchen durch entsprechende Werbung mit Freiheit und gutem Leben verbunden. Jetzt werden mit den Schockbildern Schattenseiten gezeigt“, weiß Michael Hennrich. Das erschwert natürlich das Geschäftsmodell der Industrie. „Es ist nicht gerade en vogue, eine Zigarette aus einer Schachtel mit Schockbild anzubieten“, erklärt der Bundestagsabgeordnete.