Kirchheim

Schüler lernen mit Abstand am besten

Neustart Nach drei Tagen hat sich das Leben an Kirchheims Schulen einigermaßen eingespielt. Die Klassenzimmer sind längst nicht mehr so überfüllt. Von Andreas Volz

Schlangestehen am Eingang zur Schule: Bevor es über „Einbahnstraßen“ und „Einbahntreppen“ ins Klassenzimmer geht - wo nur die ha
Schlangestehen am Eingang zur Schule: Bevor es über „Einbahnstraßen“ und „Einbahntreppen“ ins Klassenzimmer geht - wo nur die halbe Klasse oder auch ein gedrittelter Kurs sitzt -, sind erst einmal die Hände zu desinfizieren. In der Bankreihe dagegen kann derzeit kein Schüler mit dem Nebensitzer ins Gehege kommen: Corona-bedingt haben alle reichlich Platz. Fotos: Clemens Großmann
Schule

Sehr diszipliniert sind die Schüler, die in Kirchheim seit Montag wieder täglich zur Schule kommen dürfen. Das war die Rückmeldung von allen drei Schulen, die der Teckbote stichprobenartig befragt hat. Weitere Gemeinsamkeiten: Überall wird fleißig desinfiziert und zum Maskentragen auf den Gängen aufgefordert. Der Unterricht findet in kleinen Gruppen statt, die auch noch zeitversetzt beginnen, um die Kontakte untereinander so gering wie möglich zu halten.

„Es läuft gut bei uns“, sagt Clemens Großmann, Geschäftsführender Schulleiter und Rektor der Freihof-Realschule. Über 330 Gesichtsmasken hat der Förderverein genäht, sodass niemand sagen kann, er habe nirgends eine Maske bekommen. „Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt, braucht dort sowieso eine Maske“, stellt Clemens Großmann fest. „Bei uns muss man sie im Schulhaus und auf dem Schulgelände tragen, aber nicht im Unterricht. Wer will, kann sie natürlich trotzdem auflassen.“ Diese Regelung sei so mit der Stadt besprochen und an alle Schulen weitergegeben worden: „Es ist gut, wenn wir das in Kirchheim einheitlich handhaben.“

„Einbahnstraßen“ in der Schule

Was ebenfalls einheitlich gehandhabt wird, ist der „Einbahnverkehr“ im Schulhaus. „Wo es zu Staus kommen könnte, haben wir auch Abstandslinien auf den Boden geklebt“, erzählt Clemens Großmann weiter. Das gilt vor allem vor den Toiletten, in denen sich maximal zwei Personen gleichzeitig aufhalten dürfen, aber auch vor dem Desinfektionsmittelspender am Eingang der Schule.

Unabhängig von den Hygieneregeln hat der Rektor bei seinen Neunern und Zehnern etwas beobachtet, was nicht immer selbstverständlich ist: „Die Schüler sind froh und dankbar, dass sie wieder zur Schule kommen dürfen. Sie schätzen es, wieder direkt mit ihren Lehrern sprechen zu können.“

Letzteres nennt auch Frank Hugelmann, Konrektor am Ludwig-Uhland-Gymnasium als großen Vorteil für die beiden Jahrgangsstufen, die seit Montag wieder ins Schulhaus kommen dürfen - zusammengerechnet immerhin 257 Schüler: „Es geht ja darum, dass sie ihre Fragen wieder direkt stellen können.“ Allerdings gibt es dabei gewisse Einschränkungen: Jeder Kurs hat einen ganzen Flur für sich, verteilt sich aber auf drei Klassenzimmer gleichzeitig. Die Lehrer pendeln ständig von einem Raum zum anderen.

Unterrichtet werden am LUG nur die vier- und fünfstündigen Fächer - aber nicht nach dem alten Plan. „Wir haben das entzerrt“, sagt Frank Hugelmann. 95 Prozent des Unterrichts, der angeboten werden soll, findet auch tatsächlich statt. Obwohl es möglichst keine Hohlstunden geben soll, stehen hierfür die Mensa und ein weiterer Aufenthaltsraum zur Verfügung - mit genügend großem Abstand. Die Maskenpflicht wird bislang sehr diszipliniert eingehalten. Frank Hugelmann rechnet aber damit, dass es da in einigen Tagen zu Ermüdungserscheinungen kommen kann: „Das ist ja menschlich.“ Gerade deswegen sind immer zwei Lehrkräfte zur Aufsicht eingeteilt, die sich um die Einhaltung der Hygieneregeln kümmern.

An der Raunerschule ist das weniger problematisch: „Wir haben gute räumliche Voraussetzungen für den Mindestabstand“, sagt Schulleiterin Annette Wolf. 68 Schüler der Jahrgangsstufe 9 sind derzeit im Unterricht, verteilt auf sieben Gruppen. Die Gruppen sind immer im selben Raum, und jeder Schüler hat seinen eigenen Platz. Das ist ein großer Unterschied zum Kurssystem an den Gymnasien. Gewöhnungsbedürftig seien die Hygieneregeln gleichwohl, meint Annette Wolf und nennt gleich ein praktisches Beispiel: „Wie teile ich ein Arbeitsblatt aus, wenn ich den Mindestabstand einhalten will?“ Auch das Selbstverständliche muss also stets neu überdacht werden.