Kirchheim

Schwäbische Spaßbombe auf Jubeltour

Kabarettist Christoph Sonntag reißt Kirchheimer Publikum vom Hocker

Christoph Sonntag begeisterte sein Publikum in Kirchheim.Foto: Andrea Barner
Christoph Sonntag begeisterte sein Publikum in Kirchheim.Foto: Andrea Barner

Kirchheim. Immer wieder Sonntag – der Kabarettist aus dem Remstal füllte die Stadthalle spielend – immer wieder schwäbisch, immer wieder

sauwitzig. Christoph Sonntag machte Station in Kirchheim auf seiner „Jubeltour“, erschlug die begeisterten Zuschauer mit seiner „Schwert-Gosch“, mixte Altes und Neues gekonnt und zeigte auch seine musikalischen Talente.

Seit 30 Jahren bespaßt der schwäbische Kabarett-Comedian das Publikum, dennoch: Die aktuelle Tournee heißt „100 Jahre Christoph Sonntag – Die Jubeltour“. Was ist denn das für eine komische Rechnung? Doch da gibt’s nix dran zu rütteln, die Zahl wurde schließlich vom ADAC statistisch erhoben und belegt. Ein Streifzug durch die sonntägliche „Gag-Werkstatt“ mit tagesaktuellen Nummern und den beliebtesten Lacherfolgen und „Klassikern“ – zwei Stunden lang jagte ein Gag den nächsten.

Das „Sonntags-G’schwätz“ kam selbstverständlich an den aktuellen landespolitischen Entwicklungen nicht vorbei – „die SPD hat bald weniger Prozente als ein Trollinger“. Auch beim Parodieren hat Christoph Sonntag beachtliche Fähigkeiten, zum Beispiel als Günter Oettinger – „My English is under all pig“ – oder Winfried Kretschmann. Wenn Sonntag den Ministerpräsidenten – wie mit heißer Kartoffel im Mund – trefflich nachmacht, gerät das Publikum aus dem Häuschen.

Die „Jubeltour“ unternimmt der 53-Jährige zusammen mit SWR 3, dem Radiosender, der seinem Spaßfeuerwerk seit gefühlten Jahrzehnten eine breite Plattform bietet. Dazu zählt ganz sicher die Comedyserie „AZNZ – Alte Zeiten, Neue Zeiten“. Darin vergleicht Sonntag alltägliche Dinge von heute mit früher. Was sich zum Beispiel vor, im und vor allem nach dem Kino seinerzeit zwischen Männlein und Weiblein so abgespielt hat – im Auto etwa: „Manch oiner von euch wär gar ned do, wenn’s des ned gäbba hätt!“ Da wird auch die interessante Frage geklärt, warum sich junge Männer früher gerne mal ein Loch in die Hosentasche geschnitten haben.

Sonntag nahm in Kirchheim kein Blatt vor den Mund, verulkte die Menschen auch gerne mal politisch unkorrekt: „Es gibt da ein Navigationsgerät nur für Frauen, das sagt dann: nach zweihundert Metern Richtung Beifahrerseite abbiegen . . .“ Dann stellte er logische Berechnungen an, warum ein Cockerspaniel doppelt so viele umweltschädliche Gase abgibt wie ein Auto und schwadronierte über die Klimakatastrophe. „Feinstaub muss weg“, zitierte er den Grünen-Politiker Cem Özdemir, „die Nase muss frei sein für andere Sachen.“ Der war gut, in Anbetracht der Cannabis-Gerüchte rund um den Abgeordneten. Mindestens genau so viel Schenkelklatschen und grölendes Gelächter erzielte er auch mit Einblicken in eine Autowerkstatt, wo sich der schwäbische Schrauber einen verbalen Schlagabtausch mit einem Sachsen lieferte. Der Sonntags-Klassiker schlägt immer noch wie eine (Spaß)Bombe ein.

Natürlich kommt auch ein Comedy-Saurier wie Christoph Sonntag an den modernen Zeiten nicht vorbei. Flott baute er Multimedia in seine Show ein und experimentierte mit Tab­let und Internet. Als besonderen Gag wählte er sich vier Besucher aus der ersten Reihe zum Opfer des Abends. Für Frieder, einen Kirchheimer Arzt, grillte er zum Beispiel auf offener Bühne eine Rote Wurst, Peter dagegen bekam „nur“ eine gegrillte Karotte. Bettina und Gabi durften kosten – das Ganze im Brötchen mit Senf und urkomischen Sprüchen garniert, direkt aus der Stadthalle auf Facebook zu sehen. „Ned schlecht“, wie der Schwabe sagt.

Ganz nebenbei bezog der Entertainer die volle Stadthalle auch noch in seine neueste Produktion für SWR 3 ein und zeichnete mit Unterstützung der Zuschauer zwei weitere Folgen der Kult-Comedy-Serie „Muss des sei?“ auf. Wer den Sender und bei Christoph Sonntag dann das Stichwort „Kirchheim“ hört: Das ist tatsächlich echt aus der Stadthalle.

Der Kabarettist reist unentwegt durchs Ländle, immer auf Tuchfühlung mit seinen zahllosen Fans. Mit der „Jubeltour“ ist er nach Kirchheim und Göppingen demnächst auch in Schorndorf und Esslingen zu sehen. Ein fleißiger schwäbischer „Schaffer“ ist er, auf der Bühne, im Rundfunk und in der Landesschau. Christoph Sonntag schreibt auch lustige Bücher und gibt immer wieder mal eine CD he­raus. Ein bisschen Werbung in eigener Sache muss da wohl sein, vor allem, nachdem er als Wortartist das so geschickt immer wieder ins Abendprogramm verpackt hatte, dass hinterher im Foyer alle Schlange standen.