Kirchheim

„Schweinereien“ werden nicht geduldet

Ziegelwasen Nach unangenehmen Vorfällen hat die Stadt Kirchheim die Entsorgungsstation für Wohnmobile erst einmal geschlossen. Touristen werden jetzt zum Gruppenklärwerk nach Wendlingen geschickt. Von Andreas Volz

Die Wohnmobilstellplätze auf dem Ziegelwasen werden gut angenommen. Einige schwarze Schafe haben aber für Unmut bei den Anwohner
Die Wohnmobilstellplätze auf dem Ziegelwasen werden gut angenommen. Einige schwarze Schafe haben aber für Unmut bei den Anwohnern gesorgt.Foto: Carsten Riedl

An Wohnmobilen scheiden sich die Geister. Den einen gelten sie als Inbegriff der (Reise-)Freiheit, den anderen sind sie nichts weiter als ein großes Ärgernis: Auf der eigenen Urlaubsfahrt zuckeln sie viel zu langsam auf viel zu engen Straßen vor einem her. Außerdem meiden sie Campingplätze und nehmen somit den „normalen“ Autofahrern die Parkplätze weg - nicht zuletzt an Supermärkten. Entsorgen sie dann auch noch Müll und Abwasser wild, bringt das das Fass zum Überlaufen.

Letzteres hat dazu geführt, dass sich Anwohner am Kirchheimer Ziegelwasen massiv bei der Stadtverwaltung beschwert haben. Für Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker ist das ein heikler Fall, dem sie sofort nach Bekanntwerden nachgegangen ist: „Da hatte jemand Grauwasser und Fäkalien auf dem Ziegelwasen ungetrennt entsorgt.“ Das hört sich noch etwas technokratisch an. Deshalb wird die Rathauschefin deutlicher in ihrer Wortwahl: „So etwas ist eine Riesenschweinerei. Fäkalien, die irgendwo rumschwimmen, das kann nicht sein. Das geht gar nicht.“

Nun ist es aber doch passiert, sodass es sich nachträglich nicht mehr ändern lässt. Man kann lediglich für die Zukunft reagieren: So schnell wie möglich hat die Stadt Kirchheim die Entsorgungsstation auf dem Ziegelwasen dicht gemacht. „Wir haben das eingehaust und den Entsorgungskanal zugemacht.“ Schilder weisen die Camper darauf hin, dass sie zur Entsorgung das Gruppenklärwerk in Wendlingen ansteuern sollten.

„Das ist nicht sehr nutzerfreundlich für die Wohnmobilisten“, stellt Angelika Matt-Heidecker fest. Aber vorübergehend sieht sie keine andere Lösung: „Das ist und bleibt jetzt so für den Rest des Jahres.“ Für nächstes Jahr könne man in Ruhe über sinnvollere Lösungen nachdenken.

Grundsätzlich will die Oberbürgermeisterin aber nicht allen Wohnmobilurlaubern pauschal den Schwarzen Peter zuschieben: „Bei fast allen geht es ganz sauber und ruhig zu.“ Nach den Beschwerden war der Vollzugsdienst drei Wochen lang jeden Tag auf dem Ziegelwasen. Aus den Protokollen gehe hervor, dass immer alles sauber war.

Bis zu 1 500 Euro Bußgeld

Trotzdem war es eben auch zu Zwischenfällen gekommen. Für Angelika Matt-Heidecker sind dafür aber nicht die Touristen verantwortlich, sondern Einheimische, die nach dem Urlaub noch schnell klar Schiff machen wollten, bevor sie ihr Wohnmobil für die Zwischenurlaubszeit wieder eingemottet haben. „Dagegen sind die Anwohner bei uns Sturm gelaufen, und das sicher auch zurecht - nach diesem Ereignis.“ Weil der Verursacher bekannt ist, muss er nun mit einem saftigen Bußgeld rechnen. „Da gibt es einen Ermessensspielraum, der zwischen 20 und 1 500 Euro liegt. Ich mache mich in diesem Fall für ein möglichst hohes Bußgeld stark“, sagt die Oberbürgermeisterin.

Ein anderer Zwischenfall war sicher ebenso bedauerlich, aber da trifft keinen eine wirkliche Schuld: „Da gab es mal ein gebrochenes Rohr.“ Das zumindest wird jetzt kein Problem mehr sein, solange die Entsorgungsstation geschlossen bleibt. Dass die 50 000 Euro, die die Stadt in die Wohnmobilplätze auf dem Ziegelwasen gesteckt hat, jetzt nicht ganz nach Plan investiert werden konnten, findet Angelika Matt-Heidecker bedauerlich: „Da ist durch wenige Einzelne zunächst einmal eine große Sache zerstört worden.“

Die Stadt erhalte nämlich auf gezielte Nachfrage von den auswärtigen Besuchern nur positive Rückmeldungen: „Ein Paar aus München kommt öfter her. Die fahren gerne mit dem Rad auf die Alb.“ Ein Besucher aus Bonn sei positiv überrascht gewesen, auch weil alles so ruhig war auf dem Ziegelwasen. Aus Ulm war jemand schon zum dritten Mal hier und hat den Platz weiterempfohlen. Gelobt wird die Nähe zur Stadt, zu den Einkaufsmöglichkeiten und auch zum Freibad. Genau das war ja eigentlich auch so beabsichtigt.

Fazit der Oberbürgermeisterin: „Ich verstehe die Anwohner sehr gut. Sie sollen sich auch melden, wenn etwas schiefläuft. Aber ich hoffe trotzdem auch auf ein gewisses Verständnis. Die Wohnmobilisten machen schließlich auch Werbung für unsere Stadt.“