Kirchheim

Selbstversuch: Wie fühlen sich Menschen mit Demenz?

Krankheit An 13 Stationen konnten Freiwillige nachempfinden, welche Schwierigkeiten die Erkrankung mit sich bringt.

Mit Messer und Gabel drei Papierkugeln auf Tellern verteilen – der Blick durch den Spiegel erschwert dies enorm.  Foto: pr

Kirchheim. Um verstehen zu können, vor welchen Herausforderungen Menschen stehen, die an Demenz leiden, ermöglichte das Team des Henriettenstifts Kirchheim den Mitarbeitenden der Zieglerschen, einem traditionsreichen, diakonischen Sozialunternehmen mit Sitz im oberschwäbischen Wilhelmsdorf, und Angehörigen die Nutzung eines Demenzsimulators. An 13 Stationen, die einen ganzen Tag vom Aufstehen bis zum Zubettgehen darstellen, konnten die Teilnehmenden am eigenen Leib erfahren, welche Schwierigkeiten die Erkrankung Demenz mit sich bringt.

So galt es beispielsweise an Station eins, sich anzukleiden und Knöpfe zu schließen – dabei trugen die Teilnehmenden Handschuhe und mussten nebenher auf 36 zählen. An Station zwei mussten Bilder in der richtigen Reihenfolge sortiert werden, vom Tischdecken übers Kaffeekochen bis zum Brotebelegen mit Butter und Käse. Hier wurde klar, wie viele einzelne Handlungen pro Tag anfallen, die gesunde Menschen ganz automatisch und selbstverständlich in der richtigen Reihenfolge erledigen. Die vielen einzelnen Fotos aber in die richtige Reihenfolge zu bringen, war gar nicht so einfach. An Station drei war eine Einkaufsliste zu sehen. Allerdings war sie spiegelverkehrt abgebildet. Die Teilnehmenden sollten sich die Liste inklusive der Preise einprägen und im Kopf zusammenrechnen. An Station fünf war Geschicklichkeit gefragt. Auch hier musste spiegelverkehrt gearbeitet werden. Mit Messer und Gabel sollten die Probanden durch den Blick in den Spiegel Papierkugeln auf Teller verteilen.

„Alle 13 Stationen zu durchlaufen, war unglaublich anstrengend, aber auch sehr erhellend“, stellte Pflegefachkraft Jessica Signorello beeindruckt fest. Die Angehörigen bedankten sich für die einmalige Möglichkeit, die Erkrankung der Eltern auf diese Weise besser nachempfinden zu können. Alle waren sich einig, dass die Teilnahme am Demenzsimulator eine große Bereicherung war. Der Demenzsimulator wurde vom „Verein Soziales Netz Raum Weilheim“ zur Verfügung gestellt. pm