Kirchheim
Sie suchen das richtige Rezept für ein erfolgreiches Start-up

Schülerfirma Mit der Cookbook Company hat die Wirtschaftsklasse des 11. Jahrgangs am Kirchheimer Schlossgymnasium ein eigenes Unternehmen gegründet: Sie will ein Kochbuch herausgeben, aber die Zeit drängt. Von Thomas Zapp

Mit hohen Löhnen kann die Cookbook Company nicht wirklich locken: Sie dürften im einstelligen Euro-Bereich liegen. „Davon kann man sich vielleicht etwas beim Bäcker kaufen“, meint Geschäftsführer Luca Bauer. Das verwundert wiederum nicht bei einem Startkapital von 900 Euro. So viel hat der Verkauf der 90 Anteilsscheine ergeben. Und Schulden machen darf das Unternehmen nicht, das verbieten die Regeln des bundesweiten „Junior-Programms“, das von verschiedenen Unternehmen und dem Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird. Das Ziel: schon in der Schule die Start-up-Kultur zu fördern.

Die überschaubaren wirtschaftlichen Möglichkeiten ihrer Company machen den Schülerinnen und Schülern der Wirtschaftsklasse der Jahrgangsstufe 11 am Kirchheimer Schlossgymnasium nichts aus. Denn ums Geld geht es  – erst mal – nicht. „Das Lernziel war, die Unternehmenskultur kennenzulernen und in der Praxis zu erleben, wie wirtschaftliche Prozesse funktionieren“, sagt Wirtschaftslehrer Robin Scherzinger. Daher mussten auch Abteilungen wie Marketing, Personal, Finanzen und Produktion gegründet und eine Geschäftsleitung eingesetzt werden. Man einigte sich auf ein vermeintlich einfaches Produkt: ein Kochbuch. „Den Aufwand haben wir unterschätzt, allein was es dauert, bis man einen Prototypen hat“, sagt Schüler Jan-Eric Lott. Schwieriger als erwartet war auch der Zeitaufwand, um die Rezepte dann tatsächlich zu bekommen. Aktuell arbeitet die Klasse immer noch an dem Prototypen, und bis die – echte – Druckerei dann wirklich das Buch herstellt, auch das wird noch dauern.

„Strafen“ fallen moderat aus
Druck gibt es auch von einer anderen Seite, denn die Programmbetreuer fördern und fordern: Monatlich müssen die Schüler einen Bericht bei ihnen abliefern, über Gehälter, Kosten und Planung. „Wenn nicht, wird eine Strafe fällig“, sagt Luca Bauer. Doch auch die fällt mit 1,50 Euro moderat aus. Bis zum Schuljahresende muss die Cookbook Company einen Jahresabschluss erstellt haben.  

Doch nicht nur das hat die Klasse gelernt: „Man konnte der Kreativität freien Lauf lassen, am Computer das Design gestalten und Videos schneiden“, sagt Florian Ocker. Beim Titel hat man sich schließlich auf einen „Mathebuch-Look“ geeinigt. Der Prozess der Designfindung war dabei durchaus von Konflikten begleitet, aber letztlich erfolgreich, meint Jan-Eric Lott. Was die Schülerinnen und Schüler vorher nicht wussten: Man darf für ein Buch nicht einfach irgendeine Schrift nehmen, sondern muss sie kaufen.

Obwohl sie noch nicht auf dem Markt sind, mussten die Nachwuchs-Gründer lernen, dass auch die Konkurrenz nicht schläft: Die Klasse einer anderen Kirchheimer Schule hat vor einem Monat ebenfalls ein Kochbuch herausgebracht. Da ist schon vor dem Erscheinungstermin Krisen-PR gefragt: „Die haben aber internationale Rezepte aus der Schülerschaft genommen, wir haben unsere Lehrer und die Mensa-Mitarbeiter nach Rezepten gefragt“, hält Geschäftsführer Luca Bauer dagegen. Dass man über die Lehrer und ihre kulinarischen Vorlieben etwas erfährt, das war eine der Kernideen. „Es gibt viele französische Rezepte, das hätten wir von einigen gar nicht gedacht“, sagt Luca Bauer. 

Geplant sei auch, einen QR-Code neben dem Rezept abzudrucken: Darüber kann man dann einige Videos von kochenden Lehrern ansehen. Allerdings müssen die meisten davon noch gedreht werden. Den Schülerinnen und Schülern fehlt vor allem ein Ressource: Zeit. „Wir müssen ja noch für andere Fächer lernen“, sagt Luca Bauer. Das haben sie mit vielen „echten“ Start-up-Gründern gemeinsam. Und den Preis für das Buch können sie auch noch nicht festlegen: Da warten sie auf die Preise der Druckerei, und die steigen gerade erheblich.