Kirchheim
Sieben Wochen für den Klimaschutz

Fastenzeit Die evangelische und die katholische Gesamtkirchengemeinde Kirchheims laden gemeinsam mit der Stadtverwaltung und dem „Forum 2030“ bis Ostern zum Nachdenken über die Umwelt ein. Von Andreas Volz

Am morgigen Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Sie dauert nicht wirklich sieben Wochen, sondern 40 Tage – von einschließlich Aschermittwoch bis einschließlich Karsamstag, wobei die Sonntage ausgenommen sind. So streng wird das nicht mehr immer und überall gesehen. Speziell im protestantischen Sprachgebraucht hat sich der Begriff „Sieben Wochen ohne“ durchgesetzt, und dabei soll jeder für sich selbst entscheiden, was auf dieses „Ohne“ folgt. Es kann der Verzicht auf Fleisch sein, auf Alkohol, aufs Rauchen, auf Süßigkeiten auf Computerspiele oder worauf auch immer. Die Idee, die dahinter steckt, ist der bewusste Verzicht auf liebgewordene Gewohnheiten und Rituale. Es geht also um die Bewusstmachung.

An dieser Stelle setzt auch das „Klimafasten“ an, zu dem in erster Linie evangelische Kirchen wie auch katholische Bistümer in Deutschland gemeinsam aufrufen. In Kirchheim hat sich zu den Kirchen auch noch ein „weltlicher Arm“ gesellt – das Kirchheimer „Forum 2030“ sowie die Abteilung „Nachhaltige Entwicklung“ der Stadtverwaltung.

In Anlehnung an die deutschlandweite Aktion ruft auch das Kirchheimer Bündnis für Klimafasten dazu auf, sich jede Woche gezielt mit einem anderen Thema auseinanderzusetzen. Die Wochenthemen lauten: „Energie wertschätzen“, „Dinge (ver)brauchen“, „Flächenverbrauch“, „anders mobil sein“, „bessere Beleuchtung“, „Biodiversität“ und „Glück“. Zu jedem Thema gibt es im Internet unter „Klimafasten“ die passenden Impulse.

In Kirchheim wird das Klimafasten bereits zum dritten Mal angeboten, wobei das Stichwort „Internet“ besonders wichtig ist für die beiden ersten Male: Wegen der Pandemie waren nur digitale Treffen möglich. Jetzt gibt es erstmals ein Programm, zu dem die Teilnehmer jeweils vor Ort zusammenkommen können – mit einer Auftakt- und einer Abschlussveranstaltung sowie fünf Vorträgen oder Podiumsgesprächen. Zum Auftakt geht es am Donnerstag, 23. Februar, in die Christuskirche. Von 19 bis 21 Uhr werden Ziele, Themen und Begleitveranstaltungen der Aktion vorgestellt. Den abschließenden Erfahrungsaustausch gibt es bereits zu Beginn der letzten Fastenwoche: am Dienstag, 4. April, um 19 Uhr im Gemeindehaus St. Ulrich.

Am Freitag, 3. März, steht ein Podiumsgespräch in der Aula der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule auf dem Programm. Thema: „Alarmstufe Rot. Was wir schnell tun müssen, um die Folgen des Klimawandels noch zu beherrschen.“ Am Donnerstag, 16. März, spricht der Marburger Theologe Franz Segbers darüber, wie sich Gerechtigkeit schaffen lässt – „für die Armen und für die Schöpfung“. Beginn ist um 19.30 Uhr in der Auferstehungskirche. Weiter geht es bereits am folgenden Tag, am Freitag, 17. März, um 19 Uhr im Gemeindehaus St. Ulrich. Felix Denzinger von den Teckwerken stellt die Erzeugung und Nutzung von Sonnenstrom auf dem eigenen Dach vor.

Am Montag, 20. März, ist der Autor Nick Reimer ebenfalls im Gemeindehaus St. Ulrich zu Gast. Ab 19.30 Uhr spricht er mit dem Publikum über sein Buch „Deutschland 2050 – Wie der Klimawandel unser Leben verändert“. Ein weiteres Buch steht im Mittelpunkt des letzten Vortrags: In der Buchhandlung Zimmermann in Nürtingen liest Ulrike Herrmann am Mittwoch, 29. März, 19 Uhr. Sie stellt ihre neueste Publikation vor: „Das Ende des Kapitalismus: Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden“.

Mit kleinen Schritten beginnen

Im Vorfeld des Klimafastens betonen die Veranstalter aus Kirchheim, dass es darum geht, bei sich selbst anzufangen, um die Welt mit vielen kleinen Schritten zu verbessern – vielleicht auch ganz konkret mit „Schritten“: Kürzere Wege zu Fuß gehen kann beispielsweise beim Entschleunigen helfen. Es schont die Umwelt und lässt genügend Zeit, um über die Wochenthemen nachzudenken.