Kirchheim

Soll man das Jahr 2023 mit Raketen und Böllern begrüßen?

Pro & Contra Europa und die ganze Welt erlebt eine Krise sondergleichen. Der Krieg ist auf den alten Kontinent zurückgekehrt, explodierende Preise machen vielen das Leben schwer. Ob das der richtige Zeitpunkt ist, es krachen zu lassen. - Über diese Frage kann man Krach kriegen, auch in der Redaktion des Teckboten.

Schön anzusehen, trotzdem umstritten ist der Brauch, das neue Jahr mit Raketen und Böllern zu begrüßen. Archivfoto: Markus Brändli

Redakteur Thomas Zapp will das neue Jahr mit Böllern begrüßen:

Pro Böllern: Thomas Zapp

„Da geht es nun endlich zu Ende, dieses Noch-Corona-Kriegs- und Wirtschaftskrisenjahr: Wann hat es je einen besseren Anlass geben, mit dem Anzünden von Schwarzpulver böse Geister zu vertreiben und die anstehende Zeit mit guten Vorzeichen zu beginnen wie es die Menschen seit dem Mittelalter tun? Natürlich bedeutet das Krach, eine Menge Feinstaub und danach einen Haufen Müll auf den Straßen und in so manchem Vorgarten. Aber deswegen Böller und Raketen verbieten? Ich bin wahrlich kein Riesenfan von Knallkörpern, vor allem dann nicht, wenn sie in meiner Nähe hochgehen – aber ganz ehrlich: Ein paar Sektgläser, ploppende Korken und ein bisschen Gejohle im Garten, um ein neues Jahr voller Hoffnung zu beginnen? Das ist eine wahrhaft traurige Vorstellung. Und ist es nicht auch dieses kleine bisschen Anarchie, das uns nach einem Jahr der immer noch anhaltenden Beschränkungen und schlechten Nachrichten ein Ventil verschafft, um triste Gedanken ganz irrational einfach wegzuknallen? Um Platz für etwas Optimismus zu schaffen, darf man auch mal unvernünftig viel Geld für Dinge ausgeben, die einfach nur in die Luft fliegen, leuchten oder Krach machen? Komplett verstehen muss das ja nicht jede und jeder. Das ging mir persönlich übrigens mit dem Jahr an sich auch so.“

 

Redakteurin Irene Strifler verzichtet aufs Böllern:

Contra Böllern: Irene Strifler

„Leute, seid Ihr noch zu retten? Jedes Jahr kommen die Argumente gegens Böllern auf den Tisch, doch diesmal toppt ein Aspekt alles: Die Kliniken sind brechend voll, was ist mit dem viel beschworenen Verständnis fürs Krankenhauspersonal, das in den vergangenen zwei Jahren schon über Gebühr belastet war und Überstunden ohne Ende geschrubbt hat? In den Kliniken ist absolut kein Platz für Massen von Alkoholleichen und Raketenopfer, deren Brandwunden und abgerissene Gliedmaßen versorgt werden müssen – und ohne derlei Vorfälle geht kein Silvester ab, was nicht an den Knallkörpern liegt sondern eher an den Knallköpfen, die selbige unsachgemäß verwenden. Weitere Argumente wie die Taktlosigkeit von Böllern in Kriegszeiten und die Fragwürdigkeit der Geldverpulverei angesichts zunehmender Armut kommen obendrauf, ganz zu schweigen von den Dauerbrennern wie der unnötigen Feinstaubbelastung, dem Müllberg und der Tyrannei aller geräuschempfindlichen Lebewesen. Also: Belasst es beim gedämpften „Plopp“ der Sektflasche gegen 24 Uhr, gefolgt von spritzig-frechem Gluckern und fröhlichem „Pling“ beim Anstoßen. Nehmt euch in die Arme, wünscht euch was und lasst uns alle hoffen, dass das neue Jahr in seinen äußeren Rahmenbedingungen besser wird als das alte.“

...