Kirchheim
Spenden für Filter sollen Schule machen

Bildung In der Jesinger Lindachschule ist der erste privat finanzierte Luftfilter übergeben worden. Der Landtagsabgeordnete Karl Zimmermann wünscht sich, dass dieses Modell Signalwirkung hat. Von Thomas Zapp

Von diesem Kirchheimer Stadtteil soll eine Botschaft mit Signalwirkung ausgehen, am besten für ganz Baden-Württemberg: „Bald ist Jesingen in aller Munde“, wünscht sich Karl Zimmermann gestern Mittag im Klassenzimmer der zweiten Klasse der Jesinger Lindach-Schule - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Der Grund für die Euphorie des CDU-Landtagsabgeordneten ist aber etwas anderes: Seine Idee, private Firmen zu einer Spende für Schülerinnen und Schüler zu bewegen, trägt in Jesingen erstmals Früchte: Im konkreten Fall ist es die Jesinger Firma Brentomat. Die beiden Enkel der Mit-Inhaberin FranÇoise Schwarzer gehen auf die Lindachschule, darum hatte Tochter Jennifer die Idee, bei Zimmermanns Initiative mitzumachen und die rund 3200 Euro netto für einen Luftreiniger der ebenfalls ortsansässigen Firma Keller Lufttechnik zu spenden. „Wir sind alles Jesinger und sitzen in einem Boot“, sagt Jennifer Schwarzer.

Das Resultat ist ein etwa 80 Zentimeter großer grauer Kasten, der friedlich auf niedriger Stufe mit einer Lautstärke von weniger als 50 Dezibel in der Mitte des Klassenzimmers brummt und künftig 28 Kindern saubere Luft garantieren wird. Denn die Klasse 2 ist die mit den meisten Schülerinnen und Schülern an der Lindachschule, erklärt Schulleiter Thorsten Bröckel. Seine Hoffnung: „Wir wünschen uns noch viele Nachahmer.“

Den Satz würde Kirchheims Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader sofort unterschreiben: Von 350 bis 400 Klassenzimmern in Kirchheim geht er aus, in einem knappen Dutzend stehen bislang aber erst Luftreiniger. „Es geht erst einmal um die Räume, die schlecht zu durchlüften sind“, sagt Frank Keller, Geschäftsführer von Keller Lufttechnik. Damit spielt er auch auf Lehrerzimmer an. Seine Firma ist normalerweise auf die Luftreinigung großer Firmenhallen spezialisiert. In der Corona-Pandemie hat man mit dem „Ambicube“ eine Lösung für Schulen mit Räumen von einer Größe bis 70 Quadratmeter entwickelt. „Die Maske ersetzt er aber nicht, die AHA-Regeln gelten weiterhin“, betont er. Das Gerät reinigt zwar 1000 Kubikmeter, aber eben nur die Aerosole, die in der Luft schweben. „Das entspricht quasi Dauerbelüftung. Dafür haben wir als einer der ersten den wissenschaftlichen Nachweis für die Wirksamkeit“, sagt Keller. Allerdings kann das Gerät nicht wirken, wenn ein Kind direkt in Richtung eines anderen niest.

Das Thema ist aktueller denn je. Denn laut Robert-Koch-Institut steigen derzeit die Corona-Fälle bei Kindern und Jugendlichen. Und während Bund und Länder noch nach Lösungen und Verordnungen suchen, ist die Zivilbevölkerung bereit, einen eigenen Beitrag zu leisten. Zehn Firmen hat Karl Zimmermann angeschrieben, von acht hat er eine Zusage über die volle Summe bekommen, einer würde einen Teil spenden.

Zimmermann stellt aber nur den Kontakt zwischen potenziellen Spendern und der Firma Keller her. „Mit der Vermittlung und dem Vertrag habe ich nichts zu tun“, sagt Zimmermann unter allgemeinem Gelächter in Anspielung auf den Skandal um Masken-Provisionen in seiner Partei.

Bei aller Freude über die Initiative appelliert Pascal Bader an die Eltern, ihre Kinder testen zu lassen. Momentan lägen die Test-Quoten in Kirchheim zwischen 50 und 80 Prozent. Das kann Rektor Thorsten Bröckel bestätigen: „Wir hatten am Montag bei den ersten Tests 70 Prozent. Aber ich glaube, dass wir es noch steigern können, viele Kinder waren anfangs verunsichert und kommen jetzt nach“, sagt er. Noch gibt es also viel zu tun, um das Infektionsrisiko in den Schulen zu minimieren. Spendenbereitschaft ist gefragt. „Vielleicht bewegt sich ja etwas. Jeder sollte schon mal aufs Sparbuch schauen“, wünscht sich Frank Keller. „Für uns ist heute der größte Wunsch in Erfüllung gegangen. Wir wollen uns jetzt nochmal das Elternbeiratskonto anschauen“, kündigt Miriam Harzheim, Elternbeiratsvorsitzende der Lindach-Schule an. Da nimmt sie Karl Zimmermann direkt beim Wort: „Ich verweise dann Leute, die nicht den ganzen Betrag spenden wollen, gerne an Sie.“ Vielleicht macht Jesingen tatsächlich Schule.