Kirchheim

Spielfreude lässt Publikum schwitzen

Konzert Luca Sestak und Johannes Niklas begeistern die Zuhörer in der Kirchheimer Bastion mit Boogie-Woogie. Alte Blues-Stücke wechseln mit Eigenkompositionen ab. Von Bernhard Fischer

Der Pianist Luca Sestak und der Schlagzeuger Johannes Niklas heizen in der Bastion ein.Fotos: Martin Mauser
Der Pianist Luca Sestak und der Schlagzeuger Johannes Niklas heizen in der Bastion ein. Foto: Martin Mauser

Vor einer voll besetzten Bastion begeistert das Lucas Sestak Duo mit einem virtuos und packend dargebotenen Konzert. Als Boogie-Woogie-Konzert angekündigt, wird im Bastionskeller schnell klar, dass das musikalische Spektrum der beiden Künstler mittlerweile weit über die klassischen Spielarten des Boogie-Pianos hinausgeht.

Große Künstler lassen das Publikum oft durch die Backing Band anwärmen - diese Funktion kommt allein dem spielfreudigen und präzise trommelnden Johannes Niklas zu. Sestak steigt ein, und schon wippt der ganze Raum mit den Füßen. Ein zweiter furios gespielter schneller Boogie folgt und bringt Künstler und Publikum bereits mächtig ins Schwitzen.

Alter Wein in neuen Schläuchen

Als Abkühlung bringen die jungen Künstler einen bewegenden alten Blues, der erkennen lässt, dass ihnen auch die Schattenseiten des Lebens nicht fremd sind: „Keiner will dich mehr kennen, wenn du am Boden liegst“ (Nobody knows you, when you‘r down and out). Der von Jimmi Cox 1923 geschriebene Blues wurde von vielen Künstlern wie Bessie Smith und auch Eric Clapton gespielt, erhielt in der Bastion durch Sestak und Niklas eine eigenständige und berührende neue Fassung. Alter Wein wurde durch neue Schläuche gehörig aufgefrischt. Zwischen die alten Stücke wurden im Verlauf des Abends immer mehr neue Kreationen eingebaut: Eigenkompositionen von Luca Sestak, teilweise mit großem Potenzial zum Mitsingen.

Foto: Martin Mauser

Beinahe schon ein Klassiker von Sestak im weitesten Sinne: „Frédérics Dream of Blues“, in welchem Sestak virtuos und überaus musikalisch Elemente der Es-Dur-Nocturne von Frédéric Chopin mit Elementen des Blues verbindet. Sowohl der Zauber der klassischen Romantik als auch die bewegenden Elemente der amerikanischen Volksmusik kommen bewegend zur Geltung. Ähnlich virtuos komponiert ist ein Stück von Sestak, das auf der Basis einer knappen Melodie die Entwicklung des Jazz-Pianos seit den Anfangsjahren in New Orleans bis in die Neuzeit erleben lässt.

Immer wieder bezieht das Duo auch das Publikum mit ein, singend, pfeifend oder Finger schnippend springt der Funke über, so etwa in John Sebastians „Day­dream“ aus dem Jahr 1966, aber auch bei bei der Eigenkomposition „You got to deal with it“.

Klavier und Schlagzeug arbeiten präzise und musikalisch gekonnt zusammen. Johannes Niklas variiert Sound und Intensität stückgerecht und bezieht auch das Umfeld der Bühne, Flaschen, Gläser, Metallgeländer und Holzverkleidung humorvoll und gekonnt in sein Spiel ein, besonders in einem ausgiebigen Solo im Rahmen der Zugaben.

Wichtig ist Luca Sestak der Blick über den Tellerrand hinaus, zumindest auf die Breite musikalischer Ausdrucksformen, die er offensichtlich immer weiter in sein Spiel und seine Kompositionen integriert. Zuschauer wie Künstler genossen die begeisternde Atmosphäre des dicht besetzten Kellergewölbes. Am Ende eines mitreißende Konzerts kamen die Musiker erst nach zwei großzügigen Zugaben von der Bühne. Es ist spannend, in welche Richtung sich die Musik des Duos in der Zukunft entwickeln wird. Vielleicht ergibt sich dazu Gelegenheit in einem weiteren Gastspiel im Club Bastion.