Kirchheim

Sprechen gelingt auch in „smarter“ Zeit

Bürgerforum Kirchheimer diskutierten gemeinsam über ihre Vorstellungen von einer digitalen Zukunft. Bei der
Glasfaserversorgung beginnt diese Zukunft erst im Jahr 2030 flächendeckend. Von Andreas Volz

Wünsche zur Digitalisierung werden beim Kirchheimer Bürgerforum von Hand auf die Tischdecke geschrieben.Foto: Carsten Riedl
Wünsche zur Digitalisierung werden beim Kirchheimer Bürgerforum von Hand auf die Tischdecke geschrieben. Foto: Carsten Riedl

Mit der Zukunft im Dialog: Beim Bürgerforum zur Digitalisierung konnten sich die Kirchheimer über ihre Zukunftsvisionen austauschen und Wünsche formulieren. Längst nicht alles hing mit der schönen neuen Welt der Digitalisierung zusammen. So standen am Thementisch „Infrastruktur und Mobilität“ eine komplett autofreie Innenstadt, eine subventionierte Jahreskarte für öffentliche Verkehrsmittel oder auch ein flexibles Kleinbussystem auf der großen Wunschliste.

Zur eigentlichen Digitalisierung nannte Finanzbürgermeister Stefan Wörner als Schwerpunkte der Stadt den Ausbau der Breitbandversorgung, die Ausweitung der städtischen Online-Service-Angebote sowie das Medienentwicklungskonzept für die Schulen, das bis 2022/23 umgesetzt sein soll. „Die flächendeckende Breitbandversorgung kann man nicht nur dem freien Markt überlassen“, stellte er fest: „Da hat der Markt ein Stück weit versagt.“ Deshalb habe die Stadt den Beitritt zum Kreiszweckverband beschlossen – mit dem Ziel, bis 2030 fast durchgängig eine Glasfaseranbindung gewährleisten zu können.

Geringe Akzeptanz für e-Service
Zum digitalen Bürger-Service nannte er Pilotprojekte wie die elektronische Rechnung oder ein elektronisches Bezahlsystem, ging aber auch auf zwei große Schwierigkeiten ein: „Die Akzeptanz von elektronischen Dienstleistungen, die es bereits gibt, ist noch sehr gering.“ Das zweite Problem kann vielleicht auch zu einem gewissen Teil das erste erklären: „Es fehlt immer noch eine bundesweit einheitliche elektronische Signatur.“
Um einheitliche Standards geht es auch bei der Medienentwicklungsplanung. Angelaufen sind Erhebungen an den einzelnen Schulen, um einen Überblick über die aktuellen Standards zu erhalten.

Der Teil, an dem sich die Bürger im Forum einbringen könnten, verlief im Manfred-Henninger-Saal der Kreissparkasse nach dem „World Café“-Schema: Die einzelnen Gruppen konnten von Tisch zu Tisch wandern, um über die vorgegebenen Unterthemen zu diskutieren und Ergebnisse, Wünsche, Anregungen direkt auf die Papiertischdecken zu schreiben.
Bei „Infrastruktur und Mobilität“ war neben analogen Wünschen auch sehr viel Digitales zu lesen, wie zum Beispiel WLAN im öffentlichen Nahverkehr, bargeldloses Zahlen beim Parken und im ÖPNV oder gar die Umwandlung des Bahnhofs in eine „smarte Mobilitätsdrehscheibe“.

Bei „Bildung und Digitalisierung“ ging es vorrangig um die Medienentwicklung an Schulen, um Fragen nach dem elektronischen Lernen oder auch um die Schwierigkeit, dass der Support für Schulrechner nicht gewährleistet ist. Immerhin aber soll das „lebenslange Lernen“ auch in die digitale Welt gelangen, denn Medienbildung wurde nicht nur für Schüler, sondern auch für Erwachsene gefordert.

Die „Online-Services der Verwaltung“ ergaben sehr konkrete Punkte, die sich nicht in eine allzu ferne Zukunft richten: Gewünscht sind digitale Formen für eine Beschwerdestelle oder einen Schadensmelder sowie „Statusrückmeldungen über Bearbeitungsstände“. Vereine und Organisationen hätten gerne für die Eingabe eine „einfachere Handhabung des Veranstaltungskalenders“.

Beim Thema „Kommunikation im digitalen Zeitalter“ stellte sich heraus, dass die Presse ein zentrales Medium für die Information ist – auch wenn für die direkte Kommunikation mit der Stadt Kirchheim Internet und E-Mails auf Platz eins liegen. Eine Teilnehmerin richtete aber an alle anderen einen deutlichen Appell zur konventionellen und uralten analogen Kommunikation: „Sprecht noch miteinander!“