Kirchheim

Starke Aromen peppen die Torte auf

Whisky Rum und Schnaps kommen seit jeher beim Backen zum Einsatz. Dass sich Süßes aus dem Ofen auch mit Whisky optimal verfeinern lässt, ist hierzulande eher unbekannt. Von Daniela Haußmann

Wer bewährte Backrezepte aufpeppen will, sollte über Whisky als Zutat nachdenken. Sein breites Aromenspektrum sorgt für neue Ges
Wer bewährte Backrezepte aufpeppen will, sollte über Whisky als Zutat nachdenken. Sein breites Aromenspektrum sorgt für neue Geschmackserlebnisse. Dass er eine wunderbare Backzutat ist, wissen hierzulande nur wenige.Fotos : Daniela Haußmann

Ein Hauch von Karamell, Marzipan und Orange kombiniert mit einer zarten Süße – Melanie Rabel spricht von Whisky und das nicht ohne Grund. Seit Jahren zaubert die Konditormeisterin unter Verwendung der edlen Spirituose süße Kreationen ins Marmeladenglas und aufs Ofenblech. Was Kenner und Genießer aus Überzeugung nur in flüssiger Form genießen, eignet sich aus Sicht der Owenerin, die zusammen mit ihrem Mann eine Brennerei betreibt, hervorragend für die Weihnachtsbäckerei.

Was spricht dagegen, die Korinthen und Rosinen des Christstollens in Whisky, anstatt in Rum einzulegen? „Nichts“, wie die Expertin findet. „Im Gegenteil, wer Gäste und Familienmitglieder mit einem neuen, interessanten Geschmackserlebnis überraschen will, sollte sich zumindest in diesem Punkt von traditionellen Zutaten lösen.“

Gerade Whisky enthält Melanie Rabel zufolge viele Aromen, die beim Backen in der Weihnachtszeit eine Rolle spielen. Noten von Trockenfrüchten, exotischen Gewürzen, Nüssen, Honig oder Vanille harmonieren nach Erfahrung der Zuckerbäckerin wunderbar mit den Komponenten bekannter Rezepte.

Melanie Rabel nutzt den Albdinkel-Whisky, der im Keller ihres Owener Berghofes mindestens drei Jahre zur Blüte gereift ist. „Wichtig ist beim Backen, dass er Fassstärke hat“, betont die Fachfrau. „Das heißt, der Whisky wird vor der Flaschenabfüllung nicht mehr mit Wasser verdünnt und weist deshalb einen hohen Alkoholgehalt auf. In unserem Fall 53,2 Prozent.“

Laut Immanuel Gruel haben auch die schottische Produzenten durchaus Fassstärken im Angebot, die auf dem deutschen Markt erhältlich sind. Dem Owener Brenner zufolge weisen die meisten dieser Abfüllungen 55 Prozent auf, es gibt aber durchaus Vertreter des Segments, die mit einem Alkoholgehalt von 65 Prozent aufwarten.

„Ein Whisky in Fassstärke vereint die ganze komplexe Tiefe des Aromas in sich, das sich während der Lagerung entwickelt und entfaltet hat“, erklärt Melanie Rabel. Das kommt beim Backen voll zum Tragen. Schließlich ist Alkohol ein Geschmacksträger. „Bei der Temperaturzufuhr im Ofen verdampft er zwar oder wird zumindest milder , doch die charakteristischen Aromen bleiben im Gebäck erhalten“, erklärt die Brennerei- und Berghof-Chefin.

Wer beim Backen zur Whisky-Flasche greift, sollte deshalb genau wie beim flüssigen Genuss der bernsteinfarbenen Spirituose auf eine gute und hohe Qualität achten. Manch einer wird sich genau wie beim Kochen mit Wein fragen, ob es sich wirklich lohnt, einen edlen Tropfen beim Backen zu „verschwenden“. Ebenso wie beim Rebsaft gilt laut Melanie Rabel auch beim Whisky folgende Faustregel: Was bereits im Glas nicht schmeckt, wird in reduzierter Form beim Backen kaum zur Gaumenfreude. Der etwas tiefere Griff ins Portemonnaie lohnt sich also.

Ob Pralinen, Torten, Marmelade oder Gelee – das Wasser des Lebens kann in zahlreichen Süßspeisen besondere Akzente setzen. „Beim Backen mit Alkohol, schießt den meisten automatisch der Gedanke an Rum oder Schnaps in den Kopf“, sagt Melanie Rabel und bedauert: „An Whisky denken die wenigsten.“ Wahrscheinlich, weil sein Ursprung jenseits des Ärmelkanals liegt.

Ob es nun die Schotten oder die Iren waren, die das hochprozentige Getränk erfanden, wird wohl ein ewiges Rätsel bleiben. Fest steht allerdings, dass die Alkoholsorte in Großbritannien beileibe nicht nur getrunken, sondern auch zum Backen und Kochen verwendet wird.

Ein Schuss Whisky bereichert mit seinem breiten Aromenspektrum nicht nur einen irischen Apfelkuchen, sondern verleiht auch dem traditionellen schottischen Creme-Frucht-Dessert Cranachan eine schmackhafte Note, da sind sich Kenner einig. Die entsprechenden Rezepte dafür finden sich im Internet. „Ausprobieren und Neues entdecken lohnt sich“, betont Melanie Rabel. „Schließlich ist Whisky nichts mehr, was zwingend aus Schottland kommen muss, sondern regional und nah direkt vor der Haustüre hergestellt wird.“

Kurzum: Die Zeit ist reif, dass im Land des Obstlers auch mit Whisky in der Küche experimentiert wird.

Wer bewährte Backrezepte aufpeppen will, sollte über Whisky als Zutat nachdenken. Sein breites Aromenspektrum sorgt für neue Ges
Wer bewährte Backrezepte aufpeppen will, sollte über Whisky als Zutat nachdenken. Sein breites Aromenspektrum sorgt für neue Geschmackserlebnisse. Dass er eine wunderbare Backzutat ist, wissen hierzulande nur wenige.Fotos : Daniela Haußmann