Kirchheim

Straßennamen in Kirchheim: Wie geht ein sensibler Umgang mit der Geschichte?

Austausch Die Stadt initiiert eine Podiumsdiskussion zu Straßennamen und zur künftigen Ausrichtung.

Seit dem 17. April 2023 weisen einige Straßennamen in Kirchheim unter Teck Hinweis- bzw. Erklärungstafeln zur historischen Einordnung im Sinne der Erinnerungskultur auf. Dazu zählen beispielsweise Straßennamen mit Bezug auf historische Personen, die aktive Mitglieder nationalsozialistischer Massenorganisationen waren, oder aber auch diesen Organisationen und deren Gedankengut in den 1920er und 1930er Jahren zum Durchbruch verholfen haben. Auch spezifische Erinnerungsorte, die von den Nationalsozialisten interpretiert und dabei missbraucht wurden, erhielten ein Hinweisschild. Bei den in Kirchheim betroffenen Straßen handelt es sich zunächst um die Annabergstraße, den Argonnenweg, die Heinkelstraße, die Hindenburgstraße, die Lämmlestraße (Jesingen), die Ludwig-Finckh-Straße, die Tannenbergstraße sowie die Widerholtstraße. Foto: privat

Kirchheim. Am Donnerstag, 25. April, findet um 19 Uhr im Mehrgenerationenhaus Linde in der Alleenstraße 90 eine Podiumsdiskussion zum Thema „Geschichtsvermittlung: Canceln oder kommentieren?“ statt. Moderiert von Stadtarchivar Dr. Frank Bauer diskutieren Vertreter der Jugendbeteiligungsgruppe „BePart!“ mit Armin Schuster vom Verschönerungsverein Kirchheim und Barbara Hanke vom Tübinger Institut für Geschichtsdidaktik über historische und künftige Straßennamen sowie Beispiele aus der Gegenwart.

Der Umgang mit der Geschichte sollte immer sensibel sein Schnell sind Befindlichkeiten verletzt und Missverständnisse aufgeworfen, wenn liebgewonnene Traditionen, Begriffe und Bezeichnungen in Frage gestellt werden. Doch kann dieser Umstand davor entlasten, einen selbstkritischen Blick auf die eigene Vergangenheit zu werfen? Einige Menschen kommen vielleicht zu neuen Bewertungen über die Personen, nach denen Straßen benannt sind. Andere hingegen reagieren verletzt, wenn kritische Fragen zu historischen Personen gestellt werden.

Dies ist kein deutsches Phänomen: In zahlreichen westeuropäischen Staaten und auch in den USA werden historische Persönlichkeiten einer Neubewertung unterzogen. Scharfe Kontroversen und eine zunehmende Polarisierung sind die Folge.

Die Stadt Kirchheim möchte einen anderen Weg beschreiten. „Unser Ziel ist es, die Geschichte so aufzuarbeiten, dass dem historisch-politischen Bildungsauftrag entsprochen wird“, erklärt Frank Bauer. „Wir bekennen uns zu unserer Verantwortung, zeigen Hintergründe auf und möchten dabei aufklären und einordnen.“ Zugleich verbiete es der Respekt vor historischen Traditionen auch, pauschal alles zu verurteilen oder zu entsorgen, was einen schalen Beigeschmack haben könnte und aus heutiger Sicht politisch „unkorrekt“ wirkt.

Der Eintritt ist frei. Um eine Voranmeldung per E-Mail an archiv@kirchheim-teck.de bis zum 18. April wird gebeten. pm