Kirchheim
Streit um die Anzahl der Parkplätze im Steingau

Verkehr Im Kirchheimer Gemeinderat herrschen unterschiedliche Vorstellungen zum Umgang mit Autos.

Kirchheim. Die Zahl der Parkplätze im Steingau-Quartier war der Ausgangspunkt einer Diskussion des Gemeinderats. Für Kirchheims Stadtplaner Gernot Pohl ist die Sache klar: „Im Quartier werden nicht so viele Parkplätze benötigt, weil in 110 Metern Entfernung 700 Parkplätze zur Verfügung stehen.“ Deshalb hat die Stadtverwaltung auf dem Quartiersplatz an der Friedrich-Tritschler-Straße auch nur sechs öffentliche Parkplätze vorgesehen sowie drei weitere in unmittelbarer Nähe.

SPD-Stadrat Andreas Kenner empfahl einen Blick auf die Tatsachen: „Es wird dauernd gesagt, dass die Leute immer weniger mit dem Auto unterwegs sind. Die Realität sieht aber anders aus.“ Deswegen dürften auch sehr viele künftige Bewohner des Steingau-Quartiers - trotz eigener Tiefgaragenstellplätze - ebenso wie ihre Besucher auf dem Areal des Nanz-Centers parken. Das könne aber nicht im Sinne des Betreibers sein: „Die Parkplätze des Nanz-Centers sind fürs Einkaufen gedacht und nicht fürs Steingau-Quartier.“

Ebenfalls um Alltags-Realitäten ging es Andreas Banzhaf (Freie Wähler): „Wer einen Handwerker braucht oder kurz jemanden ein- oder aussteigen lassen will, braucht eine Möglichkeit zum Parken oder wenigstens zum Halten. Dieser Quartiersplatz allein betrifft etwa 150 Wohneinheiten, und dafür sind sechs Parkplätze zu wenig.“ Er forderte deswegen eine Erhöhung dieser Zahl auf zwölf.

Auch Gerd Mogler (CIK) sah es realistisch und sagte mit Blick auf die Zukunft: „Die Zeit, in der alle mit dem Fahrrad unterwegs sind, ist noch nicht gekommen.“

Linken-Stadtrat Heinrich Brinker wollte das alles nicht gelten lassen: „Wir haben hier ein Wohnumfeld, das zentraler nicht sein könnte. Und wir sprechen von einer Verkehrswende, die dazu führt, dass in 20 Jahren die Hälfte der Autos nicht mehr da sein werden. Da können wir doch an dieses Zukunftsprojekt nicht die Maßstäbe der Gegenwart anlegen.“

Ulrich Kreyscher (FDP/KiBü) empfahl an dieser Stelle, die Parkplätze erst einmal trotzdem zu schaffen: „Wenn dann die Verkehrswende kommt, können wir die Flächen ja immer noch umwidmen und anders nutzen.“

Mit der Konzeptvergabe argumentierte Sabine Lauterwasser (Grüne): „Da waren Quartiersplätze vorgesehen und keine Parkplätze.“ Deswegen lasse sich jetzt nicht nachträglich in die Gestaltung eingreifen, um dort weitere Parkplätze zu schaffen: „Da sollen keine Autos parken, da sollen sich Menschen treffen.“

Die Rolle des öffentlichen Raums

Das griff Oberbürgermeister Pascal Bader direkt auf: „Die Konzeptvergabe ist ein guter Punkt.“ Schließlich wolle die Stadt Kirchheim mit dem Steingau-Quartier einmal an der Internationalen Bauausstellung teilnehmen: „Da geht es um innovative Wohnformen, die honoriert werden sollen. Der öffentliche Raum spielt dabei eine große Rolle, und den sollten wir deswegen nicht durch noch mehr Parkplätze nutzen.“

Was die Absprache mit dem Nanz-Center betrifft, verwies Gernot Pohl darauf, dass sich die Einzelhändler am nördlichen Rand des Steingau-Quartiers - die direkt an den Parkplatz des Nanz-Centers angrenzen - an den Kos­ten der Parkfläche beteiligen würden. Es sei abgesprochen, dass deren Kunden den Parkplatz mitbenutzen können. Auf die Frage allerdings, ob es auch abgesprochen sei, dass Bewohner und Besucher des Steingau-Quartiers am Einkaufszentrum parken dürfen, blieb er eine konkrete Antwort schuldig. Dafür aber stellte er eine Lösung in Aussicht, die sich auf die Situation von Handwerkern bezog: „Vorgesehen ist, dass sie eine Berechtigung erhalten, um auf der Straße parken zu dürfen. Das gilt auch für Zulieferer und Pflegedienste.“

Bei der Ausgangsfrage entschied sich der Gemeinderat am Ende mit knapper Mehrheit gegen die zwölf Parkplätze und für den Verwaltungskompromiss mit sechs plus drei. Andreas Volz