Kirchheim

Süße Kringel stoßen der Stadt sauer auf

Gewerbe Die Eröffnung einer „Royal Donuts“-Filiale sorgt in Kirchheim für einen Menschenauflauf. Dabei gibt es nicht nur Probleme mit Corona-Regeln. Von Thomas Zapp

Viel los: Mersad Muratovic hat den Besucheransturm am Dienstag im Griff. Zudem desinfiziert er die Hände der Kunden persönlich.F
Viel los: Mersad Muratovic hat den Besucheransturm am Dienstag im Griff. Zudem desinfiziert er die Hände der Kunden persönlich. Foto: Carsten Riedl

Mit dem Andrang hatte Mersad Muratovic selbst nicht gerechnet. Bis zu 150 Kunden warteten am Eröffnungstag vor seiner neu eröffneten Royal-Donuts-Filiale in der Schlierbacher Straße in Kirchheim. Es dauerte nicht lange, bis in den „sozialen Medien“ Fotos veröffentlicht wurden, auf denen eine beachtliche Warte­schlange mit mehr als 100 Leuten vor der mit rosa Ballons geschmückten Filiale zu sehen war. „Ich habe nicht mit diesem Erfolg gerechnet“, sagt Geschäftsführer Mersad Muratovic.

In Corona-Zeiten sorgen solche Bilder ohnehin für Ärger. Es gab aber offenbar ein weiteres Problem: Der auf den sozialen Netzwerken beworbene „Eröffnungstag“ fiel auf einen Sonntag, weshalb die Polizei vorstellig wurde, die auch feststellte, dass nicht alle Masken trugen. „Wir hatten dem Inhaber schon im Vorfeld mitgeteilt, dass das nicht zulässig war. Nach unserem Kenntnisstand hat er das trotzdem gemacht“, sagt Robert Berndt von der Stadt Kirchheim dazu. Sondergenehmigungen seien nur für Bäckereien mit frischen Brötchen zulässig, was der Donut-Laden nicht anbietet. Außerdem gelte die Sonderregel nur für einen Zeitraum von drei Stunden. Die Eröffnung soll sich dagegen noch länger hingezogen haben.

Am Montag, dem ersten regulären Tag, wiederholte sich der Run auf die Kringel kurz nach der Eröffnung um 12 Uhr. Auch dann dauerte es wieder nicht lange, bis das Ordnungsamt kam, dieses Mal aber wegen Verstößen gegen die Abstands- und Hygieneregeln, wie es bei der Stadt heißt. „Die waren zwei Mal hier und haben dann um 18 Uhr den Laden zugemacht“, erzählt Geschäftsführer Mersad Muratovic am Dienstag. Normalerweise hat er bis 19.30 Uhr geöffnet. „Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe“, fügt der 25-jährige Lenninger hinzu, der das Geschäft mit seinem Bruder betreibt.

Aufmerksam kämpft der ehemalige Amateur-Boxer gegen die Unordnung auf dem Bürgersteig. „Bitte geht an die Seite und setzt eure Masken auf“, sagt er mahnend. Den Appell hatte er zuvor auch schon auf der Facebook-Seite gepostet. Jede Kundin und jeder Kunde, die den Laden betreten, bekommen von ihm persönlich noch eine Prise Desinfektionsmittel auf die Hände gesprüht. Der Jungunternehmer hat auch optisch alles unternommen, um den Corona-Regeln gerecht zu werden. Auf dem Bürgersteig ist alle 1,50 Meter ein schwarz-gelbes Klebeband angebracht, auch an einem Laternenpfahl klebt ein Abstands-Warnhinweis.

Außerdem wird auch mit noch mehr Manpower darauf geachtet, dass die Corona-Regeln eingehalten werden. „Am Nachmittag kommen noch zwei weitere Ordnungshüter“, sagt der Inhaber und meint damit nicht die Polizei, sondern sein eigenes Personal. Die achten noch einmal gesondert auf Abstand, offenbar mit Erfolg. „Heute scheint die Situation entspannt zu sein“, sagt Robert Berndt am Dienstag. Man werde jedoch regelmäßig Kontrolleure in die Schlier­bacher Straße schicken.

Beim Besuch am Dienstag zeigt sich eine Ursache des Problems. Die schnell steigende Zahl der Wartenden liegt unter anderem daran, dass im Inneren des Geschäfts immer nur eine Person bedient wird. Von der reinen Quadratmeterzahl könnten sich dort eigentlich zwei Kunden gleichzeitig aufhalten. „Das will ich am Anfang aber vermeiden, wir wollen alles richtig machen“, sagt Mersad Muratovic. Zeitraubend ist zudem die Kaufentscheidung, denn die opulent dekorierten Krapfen geben nicht auf Anhieb preis, was in und auf ihnen steckt: mit Vanille, Pistazien oder Schokofüllung, mit Keksen oder einfach nur schlicht mit Schokoglasur, das Ganze noch in verschiedenen Größen. Die Erklärungen des freundlichen Verkäufers dauern und den Kunden fehlt noch die Erfahrung mit den neuen Leckereien. Als direkte Folge wächst die Warteschlange.

Wie der Teckbote erfuhr, sollte die Neueröffnung am Dienstag­abend unter Verschiedenes im Gemeinderat besprochen werden. Neben der Einhaltung der Corona-Regeln dürfte dabei auch die Einhaltung des Gewerberechts eine Rolle gespielt haben.

Symbolfoto: Donut
Symbolfoto: Donut