Kirchheim

Tausend Wohnungen sind nicht genug

Podiumsdiskussion In der Bastion stellen sich Kandidaten aller sieben Kirchheimer Gemeinderats-Listen den Fragen zu aktuellen Themen wie Wohnungsnot oder auch Neubau eines Hallenbads. Von Andreas Volz

Auf dem Podium in der Bastion sitzen (von links): Marc Eisenmann (SPD), Dr. Natalie Pfau-Weller (CDU), Sabine Bur am Oder-Käß (G
Auf dem Podium in der Bastion sitzen (von links): Marc Eisenmann (SPD), Dr. Natalie Pfau-Weller (CDU), Sabine Bur am Oder-Käß (Grüne), Bettina Schmauder (Freie Wähler), Moderator Rolf Endermann, Albrecht Ellwanger (FDP/KiBü), Hans Kiefer (CIK) und Heinrich Brinker (Linke).Foto: Carsten Riedl

Sieben Listen, sieben Kandidaten, sieben unterschiedliche Meinungen? Von wegen: Abgesehen von kleineren Nuancen, präsentierten sich amtierende Stadträte und solche, die es noch werden wollen, auf dem Podium in der Bastion ziemlich homogen. Schnelle Patentlösungen hatte niemand im Angebot.

Alle betonen, dass sie Kirchheim liebenswert finden, dass sie gerne hier wohnen und sich gerne ehrenamtlich einbringen - nicht nur im Gemeinderat. Das kann man ihnen durchaus abnehmen, denn auch sonst geht es offen und ehrlich zu: Die Amtierenden verhehlen nicht, dass das Ehrenamt im Stadtparlament viel Arbeit mit sich bringt und dass es sie vor große Herausforderungen stellt. Bettina Schmauder (Freie Wähler): „Oft müssen wir Entscheidungen treffen, bei denen es nicht nur Schwarz oder Weiß gibt und bei denen auch keine wirklichen Kompromisse möglich sind.“ Hans Kiefer (CIK) fügt hinzu, dass es nicht immer möglich ist, alle Termine wahrzunehmen, die ein Stadtrats-Mandat so mit sich bringt.

Die erste Podiumsfrage ist dem Thema gewidmet, das alle derzeit als das wichtigste ansehen: dem bezahlbaren Wohnraum. Natalie Pfau-Weller (CDU) sagt dazu: „Die Stadt sollte eher nicht selbst bauen, sondern Kooperationspartner ins Boot holen.“ Die Gegenposition bezieht Sabine Bur am Orde-Käß (Grüne): „Ich denke, die Stadt muss selbst Wohnungen bauen - und zwar Wohnungen, die günstiger sind, weil sie ohne Tiefgarage oder Aufzug auskommen.“

Auch die Sozialbausatzung entlockt den Podiumsteilnehmern kontroverse Aussagen. Albrecht Ellwanger (FDP/KiBü) bemängelt, dass dadurch die Wohnungen, die die Subventionskriterien nicht erfüllen, entsprechend teurer werden: „Dann wird für diejenigen, die sich eine Wohnung gerade so noch leisten können, diese Wohnung auch unbezahlbar.“

Den Vorwurf von Hans Kiefer, die Sozialbauverpflichtung sei nur „ein Feigenblatt“, kontert Bettina Schmauder: „Das ist sie nicht. Sie sorgt immerhin für eine bessere Durchmischung neuer Wohnquartiere.“ Dagegen geht für Heinrich Brinker (Linke) die Sozialbauverpflichtung nicht weit genug: „Das heißt ja nur, dass die Mietpreise zehn Prozent günstiger sein sollen als nach dem Esslinger Mietspiegel.“ Gleichbleibende Mieten seien nur über Sozialbau durch die öffentliche Hand zu erreichen.

Marc Eisenmann (SPD) rechnet vor, dass auch die tausend Wohnungen, die in den nächsten Jahren in Kirchheim gebaut werden sollen, nicht ausreichen, weil Kirchheim bis 2030 um 4 000 Einwohner anwachsen wird. Das wiederum bringt Natalie Pfau-Weller dazu, ihre Eingangsaussage abzuschwächen: „Natürlich soll die Stadt auch selber bauen. Aber alleine wird sie es nicht schaffen, den Bedarf zu decken.“

Hallenbad schon vor 2030?

So verläuft die Diskussion auch bei den anderen Themen: Die Kandidaten halten sich mit allzu auffälligen Aussagen zurück und zeigen lieber die Probleme auf als die konkreten Lösungswege. Eine Ausnahme macht Marc Eisenmann beim Thema „Hallenbad“: Er schlägt vor, den Vertrag mit der Gemeinde Dettingen schon vor 2030 einvernehmlich zu lösen und in Kirchheim mit dem Bau zu beginnen: „Da können wir dann das ganze Geld investieren, das wir jetzt noch ins Dettinger Hallenbad stecken - nur um es 2030 zu schließen und abzureißen.“

Ebenfalls einen deutlichen Vorschlag macht Albrecht Ellwanger: „Wir regen den Bau eines Sport-, Kultur- und Tagungszentrums an - einschließlich einer neuen Stadthalle.“ Dass es in diesem Zentrum auch auf ein Hallenbad nicht mehr ankäme, sagt er allerdings nicht.

Eine klare Aussage kommt an anderer Stelle auch von Sabine Bur am Orde-Käß: „Auf Kunstrasenplätze will ich künftig kritischer schauen. Da gibt es zu viel Plastikabrieb. Deswegen werde ich das nicht mehr befürworten.“

Dass die Linke für gebührenfreie Kitas ist, während die FDP die Gebühren für bezahlbar hält, verwundert nicht weiter. Aber Natalie Pfau-Weller sagt Überraschendes: „Die CDU-Fraktion ist die einzige, bei der es in der vergangenen Wahlperiode drei Mal Familien-Zuwachs gegeben hat.“ Das hat doch mal Hand und Fuß.