Kirchheim

Tragwerk will zum guten Start verhelfen

Weihnachtsaktion Der Teckbote bittet um Spenden für das Projekt „Starthilfe“: Junge Menschen ohne familiären Hintergrund brauchen Wohnungen und ehrenamtliche „Paten“ für den Weg in die Eigenständigkeit. Von Andreas Volz

Ulrike Rebstock (links) kümmert sich ehrenamtlich um junge Menschen, die von der Stiftung Tragwerk unterstützt werden. Zu ihren
Ulrike Rebstock (links) kümmert sich ehrenamtlich um junge Menschen, die von der Stiftung Tragwerk unterstützt werden. Zu ihren Schützlingen zählen auch alleinstehende Mütter mit ihren Kindern. Foto: Carsten Riedl

Starthilfe - darum geht es bei dem Projekt der Stiftung Tragwerk, das die Weihnachtsaktion des Teckboten unterstützt: Konkret geht es um den Start ins eigenständige Leben, das für die Jugendlichen des Tragwerks wesentlich früher beginnt als für die meisten anderen ihrer Altersgenossen: Von 18 bis 21 haben diese jungen Menschen eine Übergangsphase, in der sie noch professionell betreut werden. Danach sollten sie bereits in der Lage sein, komplett auf ihren eigenen beiden Beinen zu stehen. Nun zeigt aber die Lebenserfahrung, dass heutzutage nur die wenigsten 21-Jährigen völlig ohne Hilfestellungen von außen zurechtkommen.

An dieser Stelle setzte das Starthilfe-Projekt an: Die Stiftung Tragwerk sucht Paten, die den jungen Erwachsenen mit Rat und Tat zur Seite stehen - mal mehr, mal weniger, mal intensiv, mal nur sporadisch. Manchmal ist tatkräftiges Anpacken gefragt, manchmal der passende Ratschlag oder nur die positive Bestärkung der eigenen Planungen. Alles das kann wertvolle Hilfestellung sein für einen gelingenden Start.

Einen Stolperstart verhindern

Oft aber handelt es sich um einen Stolperstart - weil das selbstständige Leben in einer eigenen Wohnung losgehen sollte. Da beginnt jedoch das Problem, wie Jürgen Knodel, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Tragwerk, berichtet: „Generell sehen sich junge Leute bei der Wohnungssuche mit der Skepsis möglicher Vermieter konfrontiert, ob sie auch ihre Miete pünktlich zahlen.“ Für junge Erwachsene ohne einen festen familiären Hintergrund ist das noch sehr viel schwieriger. Deshalb springt auch die Stiftung Tragwerk häufig ein, mietet die Wohnungen als Hauptmieter an und vermietet sie an die Jugendlichen weiter.

Eine junge Mutter, die derzeit bei der Stiftung Tragwerk im Mutter-Kind-Wohnen untergebracht ist, erzählt von ihren Erfahrungen bei der Wohnungssuche: „Ich war schon oft bei Wohnungsbesichtigungen. Aber die meisten sagen dann, sie wollen niemanden, bei dem das Geld vom Jobcenter kommt, oder auch niemanden mit Kind.“ Für das betreute Mutter-Kind-Wohnen ist sie sehr dankbar. Sie stellt aber auch fest: „Das ist nichts auf Dauer.“ Das gilt sowohl für sie selbst als auch für die Stiftung Tragwerk, die durch dieses Angebot ja eher in dringenden Notfällen helfen möchte. Sie hat keine dauerhaften Mutter-Kind-Wohnungen zu vermieten.

Die „Starthilfe“ bezieht sich aber nicht nur auf junge Mütter, sondern auch auf andere Jugendliche - derzeit häufig auch auf junge Flüchtlinge. Mitunter kommt dann alles zusammen, wie Ulrike Rebstock weiß: Sie kümmert sich ehrenamtlich um eine junge Frau aus Kamerun, die sie sogar bei der Geburt einer Tochter begleitet hat: „Inzwischen ist da eine schöne Freundschaft entstanden.“ Aber auch „Françoise“ hat ein Wohnungsproblem: Sie teilt sich eine Notunterkunft mit einer starken Raucherin. Die beiden Frauen haben ständig Streit.

Wesentlich besser läuft es derzeit bei Ekram Hosson: Der 17-jährige Afghane, den Hermann Kölle ehrenamtlich betreut, macht derzeit eine Ausbildung zum Altenpfleger: „Ich bin Herrn Kölle sehr dankbar für die Hilfe. Er hat mir so viel beigebracht, nicht nur sprachlich. Ich lerne von ihm auch, wie man hier auf Menschen zugeht und sich unterhält.“

Davon berichtet auch Heinz Isengard: „Für viele junge Männer ist es ein Problem, wenn sie einer Frau die Hand geben sollen.“ Er selbst hat das in Bangladesch umgekehrt erlebt: Dort war er derjenige, der sich falsch benommen hat, weil er Frauen die Hand schüttelte. Er hat es sich dort abgewöhnt, versucht aber, seinen Schützlingen beizubringen, dass es in Deutschland dazugehört, sich per Handschlag zu begrüßen.

Was wie eine Kleinigkeit wirkt, ist für die Integration von großer Bedeutung. Es geht um gegenseitiges Verständnis: Auch hier also ist die Starthilfe der Stiftung Tragwerk ein wichtiger Beitrag für einen Start ins eigenständige Leben.

5 Wer die „Starthilfe“ durch ein Wohnungsangebot oder als Pate unterstützen möchte, kann sich anmelden unter der Nummer 0 70 21/50 08-0

Teckboten Weihnachtsaktion

Alle Infos zu den Begünstigten, Spendenkontos und Veranstaltungen finden Sie auf unserer extra eingerichteten Website.