Kirchheim
Triumvirat der Tastentöne

Konzert Im Kirchheiner Club Bastion saßen mit Frank Muschalle, Chris Konz und Lluis Coloma gleich drei Jazz-Größen auf der Bühne. An zwei Flügeln brannten die drei ein musikalisches Feuerwerk ab. Von Rainer Kellmayer

Wenn sich drei international bekannte Jazzpianisten im Trio zusammentun, darf man Besonderes erwarten. Das Publikum im Kirchheimer Club Bastion wurde nicht enttäuscht: Der in Berlin wohnende Tastenmeister Frank Muschalle sorgte in perfektem Zusammenspiel mit seinem Schweizer Kollegen Chris Conz und dem aus Barcelona stammenden Lluis Coloma für ein rauschendes Fest der Töne.

Mit einer gelungenen Mischung aus Jazzstandards, Boogie-Woogie-Nummern und Bluesarrangements heizte das Trio die Stimmung im urigen Kellergewölbe mächtig an. Und gegen Ende füllte das Triumvirat an zwei Flügeln den Raum mit gewaltigen Klangwolken. Doch zuvor sorgte brillantes Solo- und Duospiel für eine breite Palette pianistischer Finessen. Jeder brachte seine individuelle Note ins Spiel - stilistisch differenziert, und mit speziellen Klangfärbungen.

Rasant und gefühlvoll

Mit „Blue Mor-Bihan“ legte Frank Muschalle mächtig los. Seit 20 Jahren ist er regelmäßig mit verschiedenen Formationen in der Bastion zu hören. Bei den Jazzfans hat sein Name Zugkraft: Beide Kirchheimer Konzerte waren ausverkauft. Auch diesmal begeisterte die bewundernswerte Fingerfertigkeit, mit der er das stürmische Laufwerk perlen ließ, und seine bedingungslose Identifikation mit dem Boogie-Woogie. Ostinat ließ Muschalle die Bassfiguren der linken Hand rollen, darüber türmte er fantasievolle Gebäude aus rasanten Chorussen auf.

Bei „Nod to Wilson“ tauchte er in eine Welt gefühlvoller Klänge ab. Nach dem leicht sentimentalen Touch der Hommage an den großen Jazzpianisten Teddy Wilson ließ es Muschalle wieder ordentlich krachen. Das Publikum goutierte die fetzig gespielten Boogie-Titel, klatschte kräftig mit, und sparte nicht mit Beifall.

Seit dem elften Lebensjahr hat sich Chris Conz dem Boogie-Woogie verschrieben. In der Bastion wartete er mit einem abwechslungsreichen Titel-Mix auf: Den Dixieland „Mary“ präsentierte er in einer interessanten Boogie-Fassung, George Gershwins „Summertime“ brachte bluesige Melodielinien, und bei seinen Boogie-Woogies sorgte der Pianist immer wieder für hexenmeisterliche Tonspiele. „Es ist toll, wie Conz mit seiner rasanten Fingerarbeit die Tasten zum Glühen bringt“, äußerte sich der Jazzfan Alfons Sonnentag begeistert.

Dem stand auch Lluis Coloma in nichts nach. Hinter jedem Ton spürte man seine klassische Klavierausbildung: Die Trennschärfe der Töne war perfekt, der Anschlag zeichnete die Töne nobel nach, und ein gut dosierter Pedaleinsatz sorgte für beträchtliche Klangfülle. Colomas rasant gespielte Titel zeigten biografische Züge: „Nook“ widmete er seinem Hund, der Katze setzte er mit „Michaudy“ ein Denkmal, und der für die Großmutter geschriebene Titel „Jaya“ brachte besinnliche Töne.

Nachdem Frank Muschalle, Chris Conz und Lluis Coloma in verschiedenen Konstellationen brillantes Duo-Spiel gezeigt hatten, gab es gegen Ende des Konzerts einen fulminanten Trio-Auftritt: Im sechshändigen Spiel brillierten die Pianisten an zwei Flügeln mit leidenschaftlich gespielten Boogie-Woogies, temperamentvollem Tastenzauber und frappierenden pianistischen Kabinettstückchen. Die restlos begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörer konnten gar nicht genug bekommen: Für den frenetischen Applaus bedankte sich das Trio mit einer Serie von Zugaben.