Kirchheim

Trump sorgt in der Region für Unsicherheit

Wirtschaft Wie entwickeln sich unter dem neuen amerikanischen Präsidenten die wirtschaftlichen Beziehungen? Der Teckbote hat sich umgehört. Von Heike Siegemund

Wie entwickeln sich die deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen mit dem Unternehmer Donald Trump als neuem Präsidenten der
Wie entwickeln sich die deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen mit dem Unternehmer Donald Trump als neuem Präsidenten der USA?Fotomontage: Jean-Luc Jacques

Am heutigen Freitag zieht Donald Trump ins Weiße Haus ein. Der neue Präsident der Vereinigten Staaten sorgt mit seinen Äußerungen immer wieder für Besorgnis und Irritationen – zum Beispiel, wenn er, wie jüngst geschehen, deutschen Autobauern mit Strafzöllen droht oder die NATO umbauen will. Der Teckbote hat hiesige Wirtschaftsvertreter dazu befragt, wie sich unter einem Präsidenten Trump die wirtschaftlichen Beziehungen entwickeln, ob sich seine politischen Äußerungen schon jetzt auf das wirtschaftliche Leben auswirken und ob sie Konsequenzen aus Trumps angekündigter Abschottungspolitik befürchten. Oder ist es vielleicht sogar von Vorteil, wenn ein Unternehmer und somit Wirtschaftsfachmann amerikanischer Präsident ist? Mehrere angefragte Firmen aus der Region wollten sich nicht zum Thema äußern. Die beiden Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen und der Volksbank Kirchheim-Nürtingen beziehen indes Stellung.

„Dem Vorteil, einen Unternehmer als Präsidenten zu haben, der schnelle und wirtschaftsfreundliche Entscheidungen trifft, steht das Risiko gegenüber, dass er über wenig politische Erfahrung verfügt und vorschnelle, von Emotionen gelenkte Entscheidungen trifft“, betont KSK-Vorstandsvorsitzender Burkhard Wittmacher. „Dies sehe ich als größte Gefahr beim neuen Präsidenten.“ Die USA seien mit 114 Milliarden Euro Exporten von Deutschland in die USA und 60 Milliarden Euro Importen aus den USA nach Deutschland unser wichtigster Handelspartner. Deshalb hätten beide Seiten, auch die USA, ein großes Interesse an weiterhin guten Handelsbeziehungen, ergänzt Wittmacher. „Eine Einschränkung des Freihandels durch mehr Zölle wäre für unsere Exporte in die USA eine schwere Belastung“, ergänzt er. „Insofern hoffe ich auf die Einsicht des Präsidenten Trump in die unbestreitbaren Vorteile der arbeitsteiligen Weltwirtschaft mit möglichst wenig Handelshemmnissen.“

Dass sich die Äußerungen Donald Trumps schon jetzt auf das wirtschaftliche Leben auswirken, habe man in den vergangenen Wochen mit dem Anstieg der Zinsen beobachten können: „Dies ist zumindest teilweise auf die von Trump angekündigten umfangreichen Investitionsprogramme zurückzuführen“, gibt der Diplom-Volkswirt zu bedenken, dessen beruflicher Werdegang ihn 1998 in die USA führte. In New York leitete Wittmacher die Repräsentanz der damaligen Landesgirokasse Stuttgart; von 1999 bis 2001 war er „Head of German Desk New York Branch“ der Landesbank Baden-Württemberg.

Der Voba-Vorstandsvorsitzende Wolfgang Mauch hat bislang noch keine konkreten Auswirkungen der politischen Statements Trumps auf das wirtschaftliche Leben festgestellt. Trotzdem hätten etliche Äußerungen und Twitter-Meldungen des künftigen Präsidenten die Unsicherheiten in Politik, Wirtschaft und insbesondere an den Finanzmärkten erhöht. Die Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen hänge vor allem davon ab, ob Donald Trump seine angekündigten Sanktionen und Strafzölle gegenüber Firmen umsetzen werde und könne. „Sollte die angekündigte Abschottungspolitik verwirklicht werden, kann dies kurzfristig Auswirkungen auf das exportstarke Deutschland und für unsere Region haben“, befürchtet Mauch. Vor allem Baden-Württemberg und der mittlere Neckarraum seien sehr stark von der Autoindustrie geprägt. „Eine Politik der nationalen Abschottung hätte langfristig aber auch negative Auswirkungen auf die USA“, gibt der Vorstandsvorsitzende zu bedenken.

Sicher sei: Der künftige Präsident der USA stehe vor vielfältigen Herausforderungen. „Ob Trumps Erfahrungen als Unternehmer dabei von Vorteil sind, ist schwer zu beurteilen“, überlegt Mauch. „Das wird sich im Laufe seiner Amtszeit als Präsident zeigen.“