Kirchheim

Über den Kamelpfad zum Glück

Konflikte Coach Jutta Acker erläutert im Rahmen der Kirchheimer Frauenkulturtage in der Volkshochschule Methoden zur Konfliktlösung: Perspektivwechsel können in vielen Situationen helfen. Von Cornelia Wahl

Jutta Acker gibt nicht nur Ratschläge, sie plaudert unter Frauen auch mal aus dem Nähkästchen. Foto: Markus Brändli
Jutta Acker gibt nicht nur Ratschläge, sie plaudert unter Frauen auch mal aus dem Nähkästchen. Foto: Markus Brändli

Der Spitalkeller in der Volkshochschule ist hell erleuchtet. 20 Stühle, zum Kreis zusammengestellt, erwarten ihre Teilnehmerinnen, die sich dem Thema „Konflikte lösen leicht gemacht“ öffnen möchten. Ein Stofftier, eine Schere, ein Stethoskop, eine Telefonattrappe, ein Päckchen Papiertaschentücher liegen unter den Stühlen. Sie stehen für Rollen, in die die Frauen schlüpfen sollen - wie sich wenig später herausstellt.

„Ist es schon ein Konflikt, wenn man auf jemand ärgerlich ist, der aber nichts davon weiß?“, stellt Asgodom-Coach Jutta Acker eine Frage. Sie gibt gleich die Antwort: „Nein.“ Vielmehr sei ein Konflikt dem „Duden“ nach ein „Aufeinanderprallen zweier grundsätzlicher Dinge, die nicht vereinbar sind“. Per Definition gehören zwei Personen dazu. Doch Jutta Acker weiß: „Man kann auch mit einem Gedanken in Konflikt geraten.“ Konflikte entstehen, weil jeder seine Geschichte, seine Werte, seine Erziehung habe. Da reichen schon zwei Geschlechter, mehr brauche es nicht: „Männer sind lösungsorientiert und Frauen wollen Empathie.“

Die Lehrerin aus Neckartailfingen ist der Meinung, Konflikte seien kraft- und zeitraubend. Sie können beim Gegenüber zu irreparablen Schäden führen, wenn sie nicht gelöst würden. „Oftmals trägt man Ärger in sich wegen etwas ganz Lächerlichem. Lösen ist der einzig richtige Weg, um auch zu wachsen“, ist sie sich sicher.

Die Trainerin lädt zur Mitmachen ein und zeigt den Frauen, wie es mit beschreibenden Eigenschaften von Vorbildern möglich ist, die eigene Akzeptanz für sich selbst zu steigern. Sie gibt den Zuhörerinnen mit auf den Weg, dass „Sie sich Vorbilder suchen, die Ihnen nicht unähnlich sind“.

In einem konkreten Beispiel, bei dem die Teilnehmerinnen gemeinsam Lösungsvorschläge erarbeiten und sich in andere Personen hineinversetzen, vermittelt Jutta Acker, dass auf primitive Art Rache zu üben nicht die Lösung sein könne. Das mache eher alles schlimmer. In einem Konflikt sei es besser, einen Perspektivwechsel zu machen, sich in jemand anderen hineinzuversetzen und sich von außen Hilfe zu holen. Vieles beruhe auf Missverständnissen, weil man sich nicht in den anderen hineinversetze.

Wissen, warum man wie reagiert, was einen antreibt, lasse einen anders handeln und mit der Situation besser umgehen. Um dies zu erkennen, wählen die Frauen ihre eigenen drei „Motivatoren“ aus 24 mit Werten beschrifteten Kärtchen aus - unter Zeitdruck. Denn dann entscheide das Unterbewusstsein, was im Moment vorrangig sei, so Jutta Acker.

Eines hat Jutta Acker mit ihrer offenen und mitreißenden Art an diesem Abend erreicht, so scheint es zumindest, wenn man in die Gesichter der Frauen sieht: Ihr Ziel, dass die Teilnehmerinnen nach Hause gehen und sagen „Das will ich anwenden.“

Jutta Acker gibt Tipps für Frauen: Wie geht man mit Konflikten um?

1Denken Sie an ihr Vorbild und dessen fantastischen Eigenschaften. Schreiben Sie sechs bis acht Eigenschaften in Form von Adjektiven auf. Dann lesen Sie sich diese Liste vor - aber jedes Mal mit dem Satzanfang: „Ich bin . . .“

2 Stellen Sie sich vor, Sie erzählen den Konflikt einer anderen Person, jemandem Berühmten, Verrückten, Klugen, jemandem, dessen Beruf es ist, zuzuhören. Dann geben Sie sich aus dessen Sicht einen Tipp.

3 Stellen Sie sich vor, Sie würden sich in einem Zirkus bewerben, was würden Sie dort tun wollen. Überdenken Sie Ihre Stärken und stellen diese ohne falsche Scham vor - welch unglaubliche Fähigkeiten Sie doch haben.

4 Kein Beduine würde sein Kamel an einem einzigen Tag durch die Wüste hetzen. Machen Sie sich einen Kamelpfad und wandern Sie immer nur bis zur nächsten Oase - und dann wieder auf zu neuen Ufern.