Kirchheim

Kommentar: Übler Nachgeschmack

Symbolbild: Markus Brändli

Der Wahlkampf in Kirchheim verlief geradezu erfreulich unspektakulär, geprägt von respektvollem bis freundschaftlichem Umgang. Traumhaftes Herbstwetter setzte dann noch das I-Tüpfelchen auf die Harmonie, sodass der Samstag vor dem Wahltag zum friedlichen Wahlkampffinale hätte werden können. Doch als sich die Parteien morgens anschickten, ihre Infostände nebeneinander vor dem Rathaus zu errichten, war etwas geschehen: Rundum fiel das Auge plötzlich auf Plakate der AfD. - Exakt zehn Plakate innerhalb des Alleenrings pro Partei sind erlaubt, und daran hatten sich bis dato alle gehalten.

Per Handy alarmiert, eilte die Oberbürgermeisterin sogleich herbei und forderte die AfD-Wahlkämpfer unmissverständlich auf, die Plakate zu entfernen. „Wer sind Sie überhaupt?“, schallte es ihr da entgegen, gefolgt von der in diesem kleinstädtischen Rahmen geradezu höhnischen Bitte, sich doch gefälligst auszuweisen. Dann die dumpfe Drohung: „Sie werden sich noch wundern, was ab morgen in diesem Land alles möglich ist.“ - So berichtet‘s die geschockte Stadtchefin, so wurde es den gesamten Samstag über von Augenzeugen weitererzählt. Die heitere Stimmung zum Wahlkampffinale war den demokratischen Wahlkampfhelfern quer durch alle Fraktionen komplett verhagelt.

Was an diesem schönen Herbsttag in Kirchheim zurückblieb, war ein übler Nachgeschmack. - Nachgeschmack? Angesichts des gestrigen Wahlergebnisses ist zu hoffen, dass dies kein Vorgeschmack auf kommende Zeiten sein möge.