Kirchheim
Ukrainischer Eltern-Kind Treff: Viel mehr als nur ein „Kaffeeklatsch“

Ukrainehilfe Mit dem ukrainischen Eltern-Kind Treff will die Familien-Bildungsstätte Raum schaffen für Austausch und Kontakte. Die Kinderbetreuung läuft in Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus Linde. Von Günter Kahlert  

Es musste alles sehr schnell gehen. Bei den inzwischen sehr zahlreichen Hilfsangeboten für Geflüchtete aus der Ukraine wollte auch die Kirchheimer Familien-Bildungsstätte mitmachen. Das war keine Frage. Ergebnis: der ukrainische Eltern-Kind-Treff jeden Montag zwischen 16 und 18 Uhr. „Wir wollen einen Platz bieten zum Austausch, zum Knüpfen von Kontakten“, erzählt die neue FBS-Leiterin Michaela Göhler-Bald, „und haben das sozusagen aus dem Boden gestampft“.

 

Wir waren völlig ,baff’, wie viele da kamen.
Michaela Göhler-Bald
Leiterin der FBS Kirchheim über die Resonanz auf das erste Elterncafé

 

Zu verdanken ist das vor allem Evgenia Frank. Die russisch-stämmige Mitarbeiterin der Familien-Bildungsstätte organisierte alles in kürzester Zeit, Kontakte, Dolmetscherinnen und mehr. „Die Ukrainerinnen sind alle über den Messengerdienst ´Telegram´ vernetzt und ich kenne die einschlägigen Gruppen“, erläutert sie ihre Vorgehensweise. Für Evgenia Frank war es eine ganz besondere Herzensangelegenheit, den Menschen zu helfen, die von ihren Landsleuten angegriffen und zur Flucht getrieben werden.

Zum Auftakttreff Anfang April waren die Erwartungen nicht allzu hoch. „Wir dachten, na ja, drei, vier Frauen werden schon kommen“, so Michaela Göhler-Bald. Dann aber sei man „völlig baff“ gewesen von der Resonanz. 12 Ukrainerinnen waren da und noch mehr Kinder zwischen vier und 17 Jahren. „Wir haben dann die Kinder in unseren Räumen spielen lassen und die haben uns fast die Bude abgebaut“, schmunzelt die FBS-Leiterin. Die Familien-Bildungsstätte sei nicht auf diese Zielgruppen eingerichtet, normalerweise sind die Kinder in den Kursen jünger. Aber auch hier wurde eine Lösung gefunden: das Mehrgenerationenhaus „Linde“ übernimmt die Kinder montags. Die Mädchen malen und basteln in der Kreativ-Werkstatt, die Jungs dürfen sich mit dem Ball austoben. Das Team um Ayleen-Laura Find kümmert sich dort um die Kleinen oder auch Größeren.

Keine vorübergehende Aktion

Doch das Elterncafé in der FBS soll mehr sein, als nur ein spezieller „Kaffeklatsch“. „Es geht auch darum, über Kinderbetreuungs-Angebote zu informieren, Bildungsberatung zu machen oder alles rund um Anträge und Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch“, nennt Michaela Göhler-Bald einige Schwerpunkte. Auch bei der Wohnungssuche will man behilflich sein oder bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz wie bei Natalia und ihrem 17jährigen Sohn Marc. Sie kommen aus dem schwer zerstörten Charkiw im Osten der Ukraine, der Vater ist noch dort, Marc war in einer Ausbildung als CNC-Fachmann in Metallbearbeitung. Seine Mutter hofft, dass er nach einem Sprachkurs diese Ausbildung in Deutschland beenden kann. An ein Zurück ist ihren Worten nach für längere Zeit nicht zu denken. „Selbst wenn unser Haus noch steht, aber die Stadt ist weitgehend zerstört, die Fabriken sind kaputt, da ist nicht mehr viel.“ Sie wünscht sich natürlich, dass ihr Mann auch noch kommen kann, aber das alles bleibt im quälenden Ungewissen.

Michaela Göhler-Bald geht nicht davon aus, dass das Elterncafé eine vorübergehende Aktion ist. „Die Menschen werden sicher nicht so schnell in die Ukraine zurückkehren können, auch wenn sie das am liebsten würden“, analysiert sie die Situation. Das nächste Projekt ist auch schon am Laufen: ein Ballett-Angebot. „Wir haben festgestellt, dass Ballett bei ukrainischen Mädchen total angesagt ist“, so die FBS-Chefin. Bis Mai soll das klappen.