Kirchheim
Unabhängig, gut und mit Leidenschaft

Musik „Jiska & Still Sane“ sind zwei junge Bands, die im Kirchheimer Club Bastion aller feinsten „Indie-Pop“ zelebrierten. Die Musiker Jana Franziska Binder und Michel Stirner lassen aufhorchen. Von Sabine Ackermann

Wenn ihr Bock habt, könnt ihr auch einen Schritt näherkommen“, lockt der Sänger, Gitarrist und Kunstschaffende an Tasten, Knöpfen und Regler der Band „Still Sane“ die Gruppe der Gleichaltrigen näher zur Bühne. Gesagt, getan. Auch das findet Michel Stirner, wie so vieles, „nice“. So wie die Stimmung und das freundschaftliche Miteinander, oder wie es sein Drummer und gelegentlicher Mitsänger Malte Wiest ausdrückt: „Ein richtig geiler Abend mit Friends“. Stimmt. Der Großteil der etwa 40 Besucher kommt wie die beiden Gruppen – in der zweiten Hälfte agiert Jana Franziska Binder von der Band „Jiska“ –  aus dem Raum Stuttgart. Überwiegend junge Leute, die die beiden Newcomer unterstützen. Man kennt sich, schätzt sich und umarmt sich.

Aufgewachsen auf einem alten Bauernhof irgendwo in Baden-Württemberg, war es die Musik aus einem als Proberaum zweckentfremdeten alten Hühnerstall, die Michel Stirners Leben prägte. Sein Vater war Schlagzeuger, seine Mutter habe viel mit ihm gesungen, durch die vielen Konzertbesuche war ihm klar: Das will ich auch machen. Mit 15 brachte er sich das Gitarrespielen bei, schrieb erste Songs, schaute YouTube-Videos und optimierte sein Wissen immer mehr über Produktion, Audio Engineering und Klangerzeugung. Und seine Songs „The morning“, „Green“, „Rush“, „Hey Friends“ oder „Not Yet“ erzählen immer eine Geschichte. So beschreibt der 23-jährige Sänger, der gekonnt seine Brust- und Kopfstimme einsetzt, im letztgenannten Titel das Gefühl des Verlorenseins. Weil ihm die Sicherheit fehlt, ob das, was er tut, richtig ist. Es geht auch darum, Abstand von Situationen und Gedanken zu schaffen.

Gut überlegt und federleicht interpretiert sind auch Jiskas Songs. Mädchenhaft und doch selbstbewusst gefällt sie mit dem E-Bass, mit dem sie einen besonders entspannt wirkenden Groove präsentiert. In ihren Songs wie beispielsweise „Wait a Minute“, „Closer“, „It runs through me“, „Dancing on my own“ oder „Strangers“ wird sie von Gitarrist Leo Otterbach, der auch mal die Stimme erhebt, Jannik Igney an den Keys und Martin Nowotka an den Drums unterstützt. Auch die 23-Jährige stammt aus einer Musikerfamilie, spielte mit elf Jahren in einer Band und wagte im Frühjahr 2020 als Bassistin, Sängerin und Songwriterin den Schritt zum Soloprojekt. Ihr Markenzeichen: die funky wirkenden Basslines und der nuancierte Soul in der Stimme. Insgesamt sind es sechs Musiker im Alter zwischen 23 und 26 Jahren, die an diesem jugendlichen Bastion-Abend ihre Liebe und Energie zum „Independence-Pop“, besser bekannt als „Indie-Pop“, gesanglich sowie auf unterschiedlichen Instrumenten ausleben. Und der Name ist Programm: unabhängig. Klingen beide Bands am Anfang ähnlich, beeindrucken dann doch die Neben- und Zwischentöne aus elektronischen Systemen jeglicher Couleur. Ob es hallt oder via Loops sich wiederholt, es sind ihre facettenreichen Stimmen, die sie jeweils in verschiedenen Tonlagen einsetzen und damit die Liedtexte lebendig machen und, warum auch immer, bei beiden Bands ein abruptes Ende finden.

„Wir finden es toll, wenn auch junges Publikum in die Bastion kommt“, sind sich die ehrenamtlichen Schaffer Bernhard Neubauer, Joachim „Joa“ Barinka sowie Sabine Matausch einig. Schließlich seien es die Besucher, die den Club Bastion am Leben erhalten.