Kirchheim
Vegane Ernährung: Auf die Balance kommt es an

Lebenseinstellung Die vegane Ernährung tut dem Ötlinger Luca Baumgart nicht nur körperlich gut, sondern hat auch sein Gewissen erleichtert. Von Debora Schreiber

Seit sechs Jahren lebt Luca Baumgart schon vegan. Für den Ötlinger ist klar: „Zwei Dinge waren ausschlaggebend.“ Eine Dokumentation über Tierhaltung und seine chronische Hautentzündung. 

Wie Eier, Milch, und Fleisch erzeugt werden, und was die Massenproduktion für die Tiere bedeutet, hat ihn nachhaltig getroffen. „Da wurde mir bewusst, was ich eigentlich mache und wie auch ich meinen Teil zu dem Leid der Tiere beitrage.“

Der zweite Grund war ein gesundheitlicher: „Seit meinem 14. Lebensjahr habe
 

Im Restaurant kann man ruhig mutig sein und nach einer veganen Alternative fragen.
Luca Baumgart
Der seit sechs Jahren vegan Lebende ermutigt andere.

 

ich unter einer chronischen Hautentzündung gelitten – hatte also starke Akne. Deshalb wollte ich ausprobieren, ob der Verzicht von Fleisch und Milchprodukte etwas ändert“, sagt Luca Baumgart. Und tatsächlich hat es geholfen: „Nach drei, vier Monaten der Umstellung wurde meine Haut schon merklich besser.“

Ob es jetzt eher an den Fleisch- oder den Milchprodukten lag, kann der Veganer nicht so genau sagen. „Wenn ich aber mal eine Ausnahme gemacht und zum Beispiel einen Burger gegessen habe, hat meine Haut gleich reagiert: Zwei Tage später war sie dann merklich schlechter.“ Mit der Zeit werde man viel sensibler und der Körper gebe ein direktes Feedback.

Der Veganer fühlt sich wohl in seiner Haut und auch sein Umfeld hat nichts zu meckern. „Meine Familie war sowieso sehr offen. Da mein älterer Bruder schon einige Jahre vor mir vegan lebte, kannten sie es schon.“ In seinem Freundeskreis sah das etwas anders aus: „Ein bisschen gehadert wurde schon, aber das hat sich längst gelegt.“

Mittlerweile sei das Verständnis der Gesellschaft gewachsen und damit habe sich auch das Image zum Positiven gewandelt. Vegan zu leben sei normal geworden. „In meinem Freundeskreis ernähren sich mittlerweile die meisten vegetarisch oder vegan.“ Sein älterer Bruder habe aber noch teils schwierige Diskussionen austragen müssen. Die Akzeptanz sei damals noch nicht so vorhanden gewesen. So sei ihm unter anderem prognostiziert worden, dass er bald sterben werde, weil er sich schon damals vegan ernährte. 

 

Mit frischem Gemüse vom Markt deckt sich der vegan lebende Ötlinger am liebsten gleich für die ganze Woche ein und kocht sein Essen selbst.  Foto: pr

 

Mit dem „Vegan-sein“ fängt es an

„Wenn man sich mal kritisch mit seiner Ernährung auseinandersetzt und sich überlegt, was man denn möchte und worauf es einem eigentlich ankommt, dann springt das automatisch auch auf andere Lebensbereiche über“, erklärt Baumgart. Mit der körperlichen Gesundheit gehe auch die mentale einher. Deshalb habe er auch damit angefangen, sich für Yoga und verschiedene Lebensphilosophien zu interessieren.

Seitdem legt er auch bei seiner Ernährung großen Wert auf die richtige Balance. „Es geht nicht darum, etwas dogmatisch zu betreiben, sondern auf seinen Körper zu hören und mit ihm im Einklang zu sein. Man muss ein Gefühl für sich selbst entwickeln, in sich hinein horchen und überlegen, was einem gut tut. Es kommt einfach auf die Balance an und nicht darauf, jedem Trend hinterher zu jagen.“ Ab und zu einen Bluttest zu machen, um seine Werte zu überprüfen, hält er auch für einen guten Ansatz.

 

Vegan durchstarten

In der veganen Restaurantlandschaft habe sich auch einiges getan. Als gute Anlaufstelle nennt er Damn Burger: „Dort gibt es vegane Patties, die gut schmecken.“ Italienisches Essen steht bei ihm auch ganz oben auf der Speisekarte. Gibt es kein veganes Gericht, rät er: „Im Restaurant kann man ruhig mutig sein und einfach nach einer veganen Alternative fragen.Darauf reagieren die Menschen eigentlich immer sehr freundlich.“

Wie gelingt der Start am besten? „Auf Youtube kann man sich interessante Anregungen anschauen“, empfiehlt Baumgart. Oder im Supermarkt durch die vegane Theke schlendern und schauen, was es gibt. Wer immer noch nicht so recht weiß, wie er am besten loslegen soll, kann sich sein Lieblingsgericht zur Vorlage nehmen und es mit einem veganen Ersatzprodukt nachkochen. Inzwischen sei die Auswahl so groß, dass sich alles in eine vegane Variante umwandeln ließe. Einfach ein bisschen ausprobieren, empfiehlt Luca Baumgart.

 

Zwei vegane Rezepte, die zum Nachkochen anregen

Kartoffelgulasch mit roten Linsen für zwei Personen

1 Päckchen Biofix Gulasch
350 Gramm Kartoffeln
100 Gramm Zwiebeln
100 Gramm Karotten
70 Gramm rote Linsen
50 Gramm Essiggurken
1 Esslöffel Tomatenmark
1 Esslöffel Senf
350 Milliliter Wasser
2 Esslöffel Öl

Die Kartoffeln, Zwiebeln, Gurken und Karotten in Würfel schneiden. Das Öl zusammen mit der Hälfte der Würzmischung in eine Pfanne geben und erhitzen. Sobald die Gewürze ihren Duft verströmen, die Zwiebeln und Karotten dazu geben und mit anbraten. Mit dem Wasser aufgießen. Die Gurken und Linsen dazu geben. Das Tomatenmark und den Senf mit der restlichen Gewürzmischung einrühren. Anschließend 30 Minuten auf kleiner Stufe im geschlossenen Topf fertig garen.
Fertig ist der vegane Kartoffelgulasch mit roten Linsen. Wer Lust hat, sich an der veganen Küche zu versuchen, kann gleich mit diesem Rezept starten.

Gemüse-Curry für zwei Personen

1 Zwiebel
2 Karotten
1 Brokkoli
1 Zucchini
1 Dose Kokosmilch
1 Esslöffel Kokosöl
2 Esslöffel rote Currypaste
Ingwer, Gemüsebrühe und Currypulver nach Belieben zum Würzen verwenden

Die Zwiebeln zusammen mit dem Ingwer in Kokosöl anbraten. Die Karotten und die Curry Paste dazugeben und mit anbraten. Das restliche Gemüse nun auch dazugeben und anschließend mit Kokosmilch ablöschen. Mit Gemüsebrühe, Curry und Ingwer nach Belieben würzen. Kurz köcheln lassen und im Anschluss mit Vollkornreis servieren.