Kirchheim
Verbot schränkt Kauf von Böllern ein: Tierfreunde atmen auf

Silvester   Das Jahr 2022 wird ohne farbenfrohe Raketen und laute Knaller begrüßt. Bei Tierliebhabern stößt der Beschluss auf Zustimmung. Von Alicia Schaub

Funken sprühende Fontänen, rasende Kracher und bunte Raketen: Feuerwerkskörper gehören für viele Bürgerinnen und Bürger zu Silvester wie das Zähneputzen zum Tagesbeginn. Für Menschen sind bunte Himmelskörper und lautstarke Böller ein schönes Schauspiel. Jedoch bedeuten sie für Haustiere großen Stress in den Tagen um die Neujahrsnacht. Dieses Jahr ist der Verkauf von Pyrotechnik aufgrund der Corona-Pandemie verboten. Hauptziel ist, eine weitere Belastung der Krankenhäuser aufgrund von Feuerwerksunfällen zu vermeiden. Damit heißt es in Baden-Württemberg zum Jahreswechsel: Keine Böllerei am 31. Dezember.

Viele Haustierbesitzer und Tierliebhaber reagieren auf den Beschluss mit Zustimmung. „Für uns, oder vielmehr für unsere Tiere, ist das Verbot ganz klar
 

 

„Viele Hunde verkriechen sich, zittern und rühren sich nicht vom Fleck.
Manuela Eberspächer
beschreibt die Reaktionen im Tierheim auf Böller.
 

eine Erleichterung“, erklärt Manuela Eberspächer, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Esslinger Tierheims, und ergänzt: „Ich verstehe zwar, dass Raketen für viele Menschen an Silvester wichtig sind. Aber wir denken hier in erster Linie an unsere Schützlinge.“ In den vergangenen Jahren war der Lärm rund um den Jahreswechsel eine große Last für das Tierheim in Esslingen. „Viele Hunde haben sich in ihrem Körbchen verkrochen, gezittert, und sich kaum vom Fleck gewagt. Ohne Aufsicht, die unsere Tiere beruhigt, kommen wir nicht durch die Silvesternacht“, erzählt sie. 

Anette Neun, Ausbildungsleiterin beim Hundesportverein Kirchheim und Umgebung, hat selbst einen Hund, der an Silvester panische Angst hat. Ein stiller Jahreswechsel kommt ihr deshalb entgegen. „Ich denke, jeder Tierbesitzer und jedes dazu gehörige Tier ist über den Beschluss froh“, sagt die Hundeliebhaberin. Bei der ausgiebigen Feuerwerken zum Jahreswechsel sind in den früheren Jahren viele Tiere aus lauter Angst weggerannt: „Dieses Fluchtverhalten ist bei Lärm und Dunkelheit ganz normal. Ein lauter Knall beim Gassi-gehen – und der Hund kann oft nicht mehr gehalten werden.“ 

Tierheilpraktiker Dirk Schilling aus Dettingen-Erms sieht in der Neujahrsnacht eine extreme Belastung für Tiere. Er meint, dass man deren Angst sogar mit eigenen Augen erkennen kann: „Unsere Haustiere hecheln, schwitzen oder erbrechen unter Stress.“ Zwar bedauert er die wirtschaftlichen Folgen, ansonsten befürwortet der Tierheilpraktiker jedoch das Böllerverbot. Neben der Anspannung, unter der die Vierbeiner leiden, sieht Dirk Schilling zudem ein weiteres großes Problem in bunten Knallern zur Jahreswende: „Man muss sich bewusst sein, dass Raketen und Böller großen Schaden anrichten können.“ So kann sich beispielsweise Heu und Stroh in einem Stall schnell zu einem gefundenen Fressen für den Funkenflug entwickeln, wenn das Feuerwerk an einem falschen Ort gezündet wird. „Ein 500 Kilo schweres Pferd, dass zudem unter Schock steht, kriegt man nicht so schnell aus dem Stall“, beschreibt er die Gefahr.

Der Geschäftsführer der Tierrettung „Mittlerer Neckar“, Jürgen Völker, sieht in dem Verkaufsverbot von Krachern hingegen noch keinen sicheren Hafen für die Tiere: „Auch letztes Jahr waren wir in der Neujahrsnacht mit drei Autos in alle Himmelsrichtungen unterwegs. – Trotz eines Verkaufsverbots.“ Überall mussten Tierrettungsteam des Landkreis Esslingen entlaufene Hunde einfangen. Der Geschäftsführer hat deshalb wenig Hoffnung auf einen ruhigen Jahreswechsel: „Wie im vorherigen Jahr werden Menschen beispielsweise nach Frankreich fahren und dort Raketen besorgen oder sie haben noch welche auf Vorrat.“ Trotzdem bleibt ihm ein Fünkchen Hoffnung: „Ich hoffe, dass einige Frauen und Männer merken, dass Böllern gegenüber allen Tieren verantwortungslos ist. Es wäre schön, wenn es dieses Jahr anders kommt.“

 

In folgender Umfrage äußern sich Hundehalter zum Thema: