Kirchheim

Vier Freunde und jede Menge Spaß

Konzert Der Auftritt der Band Moria lässt den Kirchheimer Club Bastion fast aus den Nähten platzen. Folk, Rock, Pop – die Musik passt in keine gängige Schublade. Von Günter Kahlert

Moria bot in der Bastion ihr ganzes Spektrum an Stilen. Die Gruppe um den Nürtinger Sänger Boris Kunz bescherte den Besuchern be
Moria bot in der Bastion ihr ganzes Spektrum an Stilen. Die Gruppe um den Nürtinger Sänger Boris Kunz bescherte den Besuchern beste Stimmung und einen rappelvollen Club. Foto: Günter Kahlert

Damit hat keiner gerechnet. Die Gruppe Moria spielt in der Bastion, nichts Außergewöhnliches denkt man erst mal, vielleicht noch ein verwundertes „Ach, die gibt‘s noch?“ Und dann das: Eine halbe Stunde vor Konzertbeginn ist der Club schon rappelvoll, und es strömen ständig noch Menschen nach. Als letzte Platzreserve werden noch zwei Stehtische vor der Bühne hinausgetragen. Als die Band um den Nürtinger Sänger und Musiker Boris Kunz beginnt, herrscht bis in den Gang hoch drangvolle Enge - und beste Stimmung. Tenor bei Stammbesuchern der Bastion: „Des war scho lang nemme so voll.“

„Hard Folk“ ist der Sticker, den sich die Gruppe selbst gegeben hat. Diese Musikrichtung gibt es eigentlich gar nicht und darauf angesprochen muss Boris Kunz auch schmunzeln: „Ich habe in den 80ern und 90ern sehr intensiv Folk aus Schottland und Irland gehört und wir haben uns damals sehr stark an Gruppen wie Coalminers‘ Beat orientiert.“ Die waren auch aus Deutschland, aber voll auf Irish Folk eingeschworen. Doch dann kamen bei Moria immer mehr Pop- und Rockeinflüsse hinzu, und so entstand eben der „Hard Folk“.

Die Fans von Moria fahren nach wie vor voll ab auf den Folk-Teil der Gruppe, auch wenn er längst eher zur Nostalgie gehört. Einstieg ins Konzert mit einem irischen Traditional „Donald McGillivray“. Das muss man nicht kennen. Es ist unverkennbar die Stimmungs-Variante von Irish Folk, schnell, treibend, mitreißend. Dann nochmals aus der gleichen Ecke „24 hours“, ein eigenes Stück, und natürlich würde dazu auch noch die typisch irische Geige (Fiddle) gehören. Fehlen tut sie aber nicht, mit der akustischen Gitarre als Ersatz passt es perfekt. „Das Folk­element stammt eigentlich aus den 90er Jahren, aber die Leute wollen es einfach hören. Und es macht ja auch tierisch Spaß, wenn sie vor der Bühne abtanzen“, freut sich Boris Kunz über die Stimmung in der Bastion.

Der größte Teil des Abends ist aber nicht Folk pur, Moria spielen ihr ganzes Spektrum an Stilen. Da sind Einsprengsel von Heavy-Rock und Country-Rock oder man glaubt, Anklänge an Led Zeppelin‘s „Stairway to Heaven“ zu hören. Alles geht ins Ohr und das meiste auch in die Beine. Moria in irgendeine Schublade zu stecken ist unmöglich. Hier kommen zu viele musikalische Einflüsse zusammen. Deshalb findet man die Band auch nicht auf den einschlägigen Themen-Festivals. „Für Folk-Veranstaltungen spielen wir zu viel Pop und Rock, für Rock-Festivals haben wir zu viele Folk-Elemente“, meint Boris Kunz dazu. Das interessiert die Vier aber auch nicht sonderlich. „Wir machen mit Moria etwa zehn Konzerte im Jahr, weil wir Bock darauf haben“, schildert der Musiker die Motivation der Band. Mehr will keiner, sie spielen noch in anderen Gruppen, stehen im Beruf und haben Familie. Boris Kunz, der lange Jahre ein Teil der Gruppe Beatless war, hat vergangenes Jahr seine Cover-Band Sonic Love gestartet. Der Auftritt beim Bastions-Event „Sommer auf dem Dach“ war große Klasse.

Klar ist: Hier spielen vier Musiker, die sich sehr lange kennen, ein blindes Verständnis füreinander haben, sich nicht bierernst nehmen - und echte Könner sind. „Es sind meine drei besten Freunde, wir proben nicht nur jede Woche oder schreiben und arrangieren neue Songs, wir gehen auch mal Rostbraten essen und besprechen, was gerade im Leben stattfindet“, schildert Boris Kunz das Verhältnis untereinander. Sieht gerade so aus, als ob die Band Moria noch lange funktionieren kann. Aber auch wenn die Vier ihre Konzerte bewusst eher homöopathisch dosieren, muss es ja nicht wieder Jahre dauern, bis sie das nächste Mal in der Bastion sind.