Kirchheim
Virenfreie Luft soll mehr als fünf Millionen Euro kosten

Lüftung Die Stadt Kirchheim will Grundschulen mit Raumluftgeräten ausstatten – mit 125 mobilen und einem festen.

Kirchheim. Die Stadt Kirchheim will 125 mobile Raumluftgeräte für Grundschulen anschaffen sowie eine zentrale Anlage für die Hammerschmiede – ein Gebäude, das zur Freihof-Grundschule gehört. Kostenpunkt: mehr als 5,1 Millionen Euro. Sollte die Stadt für diese Geräte die maximal mögliche Förderung des Landes Baden-Württemberg erhalten, beliefe sich dieser Zuschuss auf gut 3,5 Millionen Euro. Rund 1,6 Millionen Euro muss die Stadt also auf jeden Fall aus dem eigenen Säckel berappen.

Im Gemeinderat sorgte diese Anschaffung für lebhafte Diskussionen. Ralf Gerber (Freie Wähler) wiederholte seine Überzeugung, dass Raumluftgeräte in Klassenzimmern nur im Zusammenhang mit einer Maskenpflicht vonnutzen sind – was er folgendermaßen begründete: „Im Raum funktionieren diese Geräte sicher sehr gut. Aber wenn dann weit entfernt vom Gerät fünf Schüler nahe beieinandersitzen und einer davon mit Covid infiziert ist, dann können nur Masken die anderen vier Schüler vor einer Ansteckung schützen, aber nicht das Raumluftgerät.“

Thilo Rose (CDU) fragte nach: „Wollen wir auf alle Zeiten Schüler verpflichten, im Unterricht Masken zu tragen?“ Von der Anschaffung der Geräte war er trotzdem nicht überzeugt, und zwar aus finanziellen Gründen. Noch extremer werden die Kosten, wenn die Stadt als Schulträger im Lauf der Zeit bei Sanierungen feste Anlagen installieren will: „Wenn wir dann noch viel mehr Millionen für Lüftungsanlagen ausgeben, können wir uns künftig jede Haushaltsdebatte sparen. Dann bleibt uns nämlich gar kein Geld mehr übrig.“

Auf jeden Fall als sinnvoll sieht der SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Eisenmann die Raumluftgeräte an: „Wir brauchen diese Geräte, schon jetzt im Winter. Es gibt ja nicht nur Corona, sondern auch noch weitere Viren, die man damit aus der Luft ziehen kann.“

Oberbürgermeister Pacal Bader sowie die Grünen-Fraktionsvorsitzende Sabine Bur am Orde-Käß erinnerten daran, dass der Gemeinderat die Anschaffung der mobilen Geräte bereits im Sommer beschlossen hatte. Diskussionen könnten sich deshalb allenfalls um die Frage drehen, ob die Stadt tatsächlich Zug um Zug feste Anlagen an ihren Schulen installieren soll oder nicht. An dieser Stelle gab es die Befürchtung, sich für alle künftigen Sanierungen auf die Raumluftgeräte festzulegen – ohne zu wissen, was da finanziell auf die Stadt zukommen mag.

Die Verwaltungsspitze zerstreute diese Bedenken. Der Erste Bürgermeister Günter Riemer stellte grundsätzlich fest: „Es ist einfacher, das zunächst mitzuplanen. Eine Reduzierung lässt sich dann immer noch beschließen, sollten die Kosten zu hoch erscheinen. Viel schwieriger wäre es dagegen, solche Lüftungsanlagen nachträglich noch in die Planung aufzunehmen.“ Andreas Volz