Für den Praxistest traf es sich ganz gut, dass der Geschäftspartner das perfekte Kundenprofil hat. Uwe Burk ist nicht nur Teilhaber des Kirchheimer Unternehmens ECO Water Solution, der vielseitige Unternehmer hat auch eine Hotel-Lodge in Südafrika, direkt am berühmten Krüger Nationalpark. Mitten in der Wildnis, weit entfernt von der öffentlichen Wasserversorgung, kommt die firmeneigene „BioTopp“-Kleinkläranlage seit vergangenem Sommer zum Einsatz und zeigt dort seit einigen Monaten, was sie kann: Abwässer zu hochwertigem Brauchwasser aufbereiten und ein hochwertiges und hygienisches Bodensubstrat für die kargen Böden bereitstellen. Beim "BioTopp"-System ist die Schlammbehandlung vor Ort integriert.
Baumhotel als Kunde
Der große Vorteil dabei: Es fällt kein Fäkalschlamm an, der von Tanklastern abgeholt werden muss, die in Afrika lakonisch „Honeysucker“ genannt werden: Honigsauger. Statt „Honig“ bleibt nach der so genannten Vererdung nur ein kleines Häufchen übrig, das mit der Beigabe von Pflanzenkohle vergleichbar mit „Terra Preta“ ist und sich zur Vitalisierung des Bodens eignet. Das ist gerade in trockenen und nährstoffarmen Gegenden der Erde ein enormer Vorteil und wird auch in Südafrika genutzt. Die Größenordnung zwischen Fäkalschlamm und Schlammerde macht der technische Leiter Thomas Czoske deutlich: „Statt einem Tankwagen, der ein bis zwei Tonnen Schlamm abholt, bleiben etwa drei bis vier Kilo übrig, die ECO Water Solution im Zuge der Wartung der Verwertung zuführt“, erklärt er. Der studierte Umwelt- und Versorgungstechniker hat das Prinzip mit Steuerungstechnik weiterentwickelt. Dabei werden die biologischen Prozesse in der Kläranlage mithilfe von Pumpen und Belüftern gesteuert. Die eigentliche Arbeit übernehmen aber Mikroorganismen, Chemikalien kommen dabei nicht zum Einsatz, und das Ergebnis ist geruchsneutral und klar.
Das Baumhaushotel Oase Weil in Schönbuch nutzt das System seit Jahren und verwendet das aufbereitete Abwasser zur Toilettenspülung und zur Bewässerung. Mit ihren Ideen haben die Gründer Thomas Czoske, Dominik Neusch und Uwe Burk die Jury des Gründerpreises 2021 des Landes Baden-Württemberg so begeistert, dass sie ECO Water Solution auf den zweiten Platz gewählt hat. Was die Teckstädter so besonders macht, erklärt Thomas Czoske: „Unsere Kleinkläranlagen entziehen dem Wasser außergewöhnlich viele Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor und schaffen dafür eine gute Basis für die Abwasserwiederverwendung und dienen dem Umweltschutz.“ Das biologisch gereinigte Abwasser wird anschließend über einen bewachsenen Bodenfilter mit Pflanzenkohle geleitet, um Trübstoffe, Verfärbung und Gerüche zu entfernen.
Ideal für Tiny Häuser
ECO Water Solution bietet nicht nur für landwirtschaftliche Betriebe, abgelegene Häuser oder Wohngebäuden in wasserarmen Gegenden auf der ganzen Welt eine dezentrale Lösung für das Abwassermanagement. Auch für die Stadt von morgen können die Systeme zum Einsatz kommen – Stichwort: „Wassersensible Stadt“. „Mit der Nutzung von gereinigtem Abwasser auf Dachbegrünungen sorgt verdunstetes Wasser für eine Kühlung und leistet einen Betrag zum Stadtklima“, erklärt Thomas Czoske. Im Schnitt sei es in der Stadt im Sommer einige Grad wärmer als auf dem Land und angesichts des Klimawandels komme es immer häufiger zu extremer Hitze und Wassermangel. Auch zukunftsträchtige, weil günstige Wohnformen wie Tiny-Häuser, könnten von den Lösungen der Water Solution profitieren: die Wasserkreislaufsysteme würden den kostenintensiven Anschluss an das Abwassernetz überflüssig machen.
Das Unternehmen fährt aktuell zweigleisig, um auch neue Pläne umsetzen zu können. Während das Netz an Service-Betreuung bestehender Klärsysteme bundesweit ausgebaut wird, arbeitet man parallel an Forschungsprojekten, um noch ökologischer zu werden, zum Beispiel durch eine Solarzelle für die Pumpen und Belüftungsanlage. „Dann wäre die Anlage komplett autark“, schwärmt Uwe Burk. Zudem arbeitet man an der EU-Zertifizierung, dann können die Kleinkläranlagen made in Kirchheim bald in ganz Europa vermarktet werden.