Wie ein Fels in der Brandung hat das Kirchheimer Kornhaus in den vergangenen 480 Jahren allen Unwägbarkeiten der Geschichte getrotzt - und nach den ersten 150 „Lebensjahren“ sogar den Stadtbrand äußerlich unbeschadet überstanden. Jetzt will die Stadt Kirchheim das ehrwürdige Gemäuer im Inneren wieder einmal ziemlich umkrempeln, um es fit für die Zukunft zu machen: zumindest für die nächsten 50, wenn schon nicht für die nächsten 480 Jahre. Rund 50 Jahre liegt die letzte große Sanierung zurück, wenn die aktuell geplanten Umbauten abgeschlossen sind.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Nils Schmid hat sich - „virtuell vor Ort“ - nach den Plänen für den Umbau erkundigt. Bereitwillig gaben Stadtverwaltung sowie Planer Auskunft. Schließlich geht es um Fördermittel des Bundes für dieses bedeutende Projekt, dessen Kosten bei 12,6 Millionen Euro liegen. „Das ist keine kleine Summe“, stellte Oberbürgermeister Pascal Bader fest. „Deswegen ist es wichtig, wenn uns die Bundesregierung da mit Fördergeldern unterstützt.“
Architekt Peter Cheret skizzierte die Umbaupläne, die vom Keller bis zum Dachgeschoss reichen. „Kirchheim ist eine sehr, sehr schöne Stadt - mit dem Kornhaus als einem der Hauptdarsteller, neben Martinskirche, Rathaus und Schloss“, konstatierte er.
Keller als neues Schmuckstück
Nun soll das Gebäude durchgängig ein zweites Treppenhaus erhalten. Das Untergeschoss wird erstmals seit langer Zeit wieder als einheitlicher Gewölbekeller „herausgeputzt“: Die Technikzentrale, die noch fünf bis sechs weitere städtische Gebäude versorgt, „wandert“ vom Kornhauskeller unter den Platz zwischen Korn- und Max-Eyth-Haus. Im Dachgeschoss wird die Zwischendecke herausgenommen und ein neuer Veranstaltungssaal eingerichtet, in dem auch der Gemeinderat künftig tagt. Äußerlich am auffälligsten ist die Veränderung des Erdgeschosses: Die Arkaden werden zurückgebaut, um mehr Platz im Inneren zu bekommen. Auf der anderen Seite soll sich das Haus zum Martinskirchplatz hin öffnen.
Modern präsentiert sich auch das Ausstellungskonzept, das Berthold Weidner vorstellte: Von der Gegenwart geht es zurück bis in die Früh- und Vorgeschichte - und zwar auf einzelnen „Inseln“: „Wenn bei der Sanierung die großen Räume freigelegt werden, wollen wir sie ja nicht gleich wieder mit der Ausstellung ,zubauen‘.“ Die Exponate lassen sich austauschen, denn die ganze Ausstellung soll lebendig bleiben. Ein eigener Bereich ist vorgesehen für wechselnde persönliche Ausstellungen - also für Familien- und Firmenjubiläen oder für Projekte von Bürgerinitiativen.
Nils Schmid zeigte sich beeindruckt vom Bauvorhaben der Stadt: „Geschichte wird hier nicht nur erzählt, sondern weitergelebt.“ Die Förderung durch den Bund - sollte sie denn wie erhofft kommen - wäre hier also auf jeden Fall gut angelegt.