Kirchheim
Weber und Rommel vereint in der Galerie der Kreissparkasse 

Ausstellung Die Galerie der Kreissparkasse in Kirchheim ersetzt künftig das Kornhaus: Zum Auftakt werden 120 Werke der Kirchheimer Maler Friedrich Rommel und Carl Weber aus der bekannten Sammlung Nöth präsentiert. Von Sarah Polzer

Die beiden renommierten Maler Carl Weber und Friedrich Rommel verband eine tiefe Freundschaft mit der Kirchheimer Kunstliebhaberin Doris Nöth. Im Laufe ihres Lebens veranstaltete die gebürtige Ehingerin viele Ausstellungen und Treffen von Künstlern aus der Region. „Ihre positive Ausstrahlung brachte Kunstfreunde zusammen.“, erzählt Wolfgang Dick.

Er ist der Kurator der Sammlung und hat Doris Nöth bei ihren Galeriearbeiten als enger Berater und guter Freund begleitet. Gemeinsam mit seinem Team organisiert der Grafikdesigner nun die Ausstellung in der Galerie der Kirchheimer Kreissparkasse. Weil das sanierungsbedürftige Kornhaus voraussichtlich längere Zeit geschlossen bleiben wird, stellt die Bank ihre Räumlichkeiten für die städtische Galerie kostenlos zur Verfügung. 

Doris Nöth ist heute 98 Jahre alt. Jahrzehntelang führte sie eine Zahnarztpraxis in der Jesinger Straße in Kirchheim. „Sie arbeitete mit Leidenschaft in ihrem Beruf und lebte für die Kunst “, schwärmt Wolfgang Dick.

Geschenke eines befreundeten Malers legten bereits in Nöths Kindheit den Grundstein für die Liebe zur Kunst. Die Faszination für die Vielfalt der Malerei und Formen der Abstraktion hat sie bis ins hohe Alter nicht losgelassen. „Beim Sammeln von Kunst ging es ihr immer darum, die Ansichten und Lebensformen der Künstler zu verstehen und sich so ein eigenes Verständnis von Kunst zu schaffen.“, erklärt Wolfgang Dick. Im Jahr 2008 übergab die Seniorin ihre Sammlung im Umfang von über 800 Werkstücken an ihre Geburtsstadt. In der Kunstgalerie Ehingen werden die Gemälde seit 2010 in wechselnden Präsentationen ausgestellt.

Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung in Kirchheim erhalten ab Oktober die Möglichkeit, die persönliche Entwicklung der Maler nachzuspüren. Sie wandeln gleichsam auf den Lebenslinien von Carl Weber und Friedrich Rommel.

Die Kunst-Schau steht unter dem Motto „Aufbruch zum künstlerischen Ausdruck.“ Beide Künstler ließen sich von internationalen Strömungen inspirieren. – Eine Abwendung von der bloßen Gegenständlichkeit hat stattgefunden. Carl Weber faszinierte die Kirchheimer Kunstsammlerin mit seinem stark expressionistischen Stil. Die Passion für abstrakte Kunst, die an den Grenzen zwischen Gegenständlichkeit und freien Formen wandelt, hat Friedrich Rommel mit seinen Werken in ihr entfacht.

Carl Weber (1896-1978) wurde in einfache Verhältnisse hineingeboren. Er verbrachte gerne  stundenlang Zeit in der Natur mit seinen Staffelleien. Die Bürgerseen waren ein beliebtes Motiv für seine Bilder. Künstler wie Hans Thoma oder Alfred Sorge prägten die Bildsprache des Malers. Seine Gemälde sind als flüchtige Momentaufnahme zu verstehen, die eine Empfindung gegenüber eines Ortes zu einem bestimmten Zeitpunkt widerspiegeln, wie Dick ausführt. Ab den 50er Jahren entwickelt sich sein Stil von expressiv-realistisch zu einer zunehmenden Abstraktion und Farbigkeit. Er brachte sich seine Fertigkeiten selbst bei und machte seine Berufung zum Beruf, indem er seine Stelle als Malergeselle an den Nagel hing. Mancher Kirchheimer erinnert sich noch an persönliche Begegnungen mit dem Künstler: „Es kam vor, dass er mit einem Bild statt Geld im Café bezahlte“, erzählt Wolfgang Dick lachend. 

Den Lindorfer Friedrich Rommel (1922-1988) führte ein ganz anderer Weg in die Kunst. Von der Schreinerbank ging es für ihn an die Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Vier Jahre lang unterrichtete er als Dozent an der Marmara-Universität in Istanbul. Dort entwickelte er eine neue Handschrift. Sein Stil wandelte sich zu einer geometrisch-abstrahierenden Figurenkomposition. Die Farbgebung erscheint wärmer und intensiver seit dem Aufenthalt in der Türkei. Den Kontakt in die Heimat hielt er stets.

„Der Fokus der Ausstellung liegt auf der Begegnung mit den Künstlern“, sagt Wolfgang Dick. Sie richtet sich an die Kirchheimer jeden Alters und ist ein Ausdruck von Freundschaft zwischen Künstlern und Kunstsammlerin. ​​

Die Ausstellung  “Aufbruch zum künstlerischen Ausdruck“ in der Galerie der Kreissparkasse am Kirchheimer Alleenring wird am Freitag, 7. Oktober, um 19 Uhr ​​​​​​​eröffnet.​​​​​​​ Sie kann bis 16. Januar 2023 besichtigt werden.

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