Kirchheim

Wein soll für Feierlaune sorgen

Bis 21. August dreht sich auf dem Kirchheimer Rollschuhplatz alles um die edlen Tropfen

Nicht um 11.11 Uhr, dafür aber um 18 Uhr beginnt heute für viele Kirchheimer die „fünfte Jahreszeit im fünften Ortsteil“: Das Weindorf wird eröffnet.

Die Weindorfwirte Robert Ruthenberg (links) und Michael Holz drehen auch beim Aufbau mitunter schon am großen Rad - in diesem Fa
Die Weindorfwirte Robert Ruthenberg (links) und Michael Holz drehen auch beim Aufbau mitunter schon am großen Rad - in diesem Fall am Rad einer Maschine, die für das Schneiden von Parmaschinken vorgesehen ist.Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Viel hat sich getan, seit das erste Kirchheimer Weindorf 1989 Premiere hatte. Damals handelte es sich beispielsweise nur um ein langes Wochenende. Aber manches andere hat sich auch bei der nun anstehenden 28. Auflage nicht geändert. So tun sich weiterhin mehrere Weindorfwirte zusammen, und auch der Ort ist immer noch der Rollschuhplatz. Außerdem ist der Name nach wie vor Programm: Vor allem geht es beim Ausschank um den Wein. Schnaps, Most und Sekt sind zwar ebenfalls im Angebot. Aber das ganz große Konkurrenzgetränk bleibt während der 18 Tage auf dem Rollschuhplatz verpönt. Selbst im 500. Jahr des Bayerischen Reinheitsgebots gibt es im Weindorf kein Bier.

Im Vorfeld hat sich der Teckbote mit zwei der drei Weindorfwirte unterhalten: mit Michael Holz von der Bärenlaube und mit Robert Ru­thenberg von der Waldhorn-Laube. Walter Brackenhammer von der Weinlaube war terminlich anderweitig gebunden. Aber alle drei Wirte sind sich ohnehin einig, wenn es darum geht, die Vorzüge des Weindorfs und ihrer jeweiligen Spezialitäten aus Küche und Keller zu preisen. Sie halten sich an das berühmte Musketier-Motto „Einer für alle, alle für einen“.

Gemeinsam mit vielen fleißigen Helfern waren sie im Vorfeld der heutigen Eröffnung eine Woche lang am Werkeln, um ihre Lauben stilgerecht herzurichten. Da wurde gehämmert und gesägt, gebohrt und getackert, geschleppt und geschmückt. Geschuftet wird auch in den nächsten drei Wochen. Aber das Publikum wird kaum etwas davon mitkriegen, denn für die zahlreichen Besucher gilt vor allem, dass sie ihren Betriebsmodus auf „Feierlaune“ umstellen sollen.

Auch da sehen die Wirte große Vorteile bei ihrem Programm, das schlicht „Wein“ heißt. „Wein ist Stimmungssache“, meint Michael Holz. Robert Ruthenberg ergänzt: „Wein macht die Leute nicht aggressiv.“ Nicht zuletzt geht es beim Weindorf darum, Weinliebhaber anzusprechen, die mehr auf Qualität setzen als auf Quantität. Dabei wäre auch die Quantität allein schon beachtlich, zumindest was die Vielfalt angeht: Über hundert verschiedene Weinsorten sind im Angebot. Es wäre also – von der Preisfrage einmal ganz gesehen – nicht gerade ratsam, das gesamte Sortiment durchzuprobieren. Das würde nämlich bedeuten, jeden Tag auf den Rollschuhplatz zu kommen und dabei jeden Tag ungefähr sechs verschiedene Weine zu verkosten. Prosecco, Crémants oder gar verschiedene Champagnersorten sind bei den mehr als hundert Weinen noch gar nicht berücksichtigt.

Wer die Qualität über den Preis definiert, sollte sich den „Krug Grande Cuvée“ nicht entgehen lassen: Bei diesem Champagner kostet die 0,75-Liter-Flasche auf dem Weindorf 190 Euro. Es gibt aber auch Flaschen zu drei, sechs, neun oder zwölf Litern. Die sind nur auf Vorbestellung erhältlich, und bei der Gelegenheit werden dann wohl auch die Preise genannt.

Sowohl beim Essen als auch bei den Weinen setzen die Wirte auf eine gesunde Mischung aus „weltweit“ und „regional“. Die Essensangebote reichen vom Vesper über Maultaschen, Salate und Flammkuchen bis hin zu Scampi oder gegrilltem Oktopus. Die Weine kommen aus Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien, teils auch aus Spanien oder sogar Argentinien. Südafrika dagegen sei nicht mehr so gefragt wie noch vor einigen Jahren, teilen die Wirte mit.

Einen besonderen Schwerpunkt setzen sie aber auch beim Wein auf Baden und Württemberg. „Da gibt es Produkte, die sind vergleichbar mit den teuersten Weinen der Welt“, schwärmt Robert Ruthenberg und fügt dann doch noch einen kleinen, aber feinen Unterschied an: „auch wenn sie nicht so viel kosten“.

Ganz unabhängig von den jeweiligen Weingütern sieht Michael Holz einen allgemeinen Trend zu „Weiß und Rosé“. Das begründet er vor allem mit den Wetteraussichten: „Es ist einfach warm.“ Aber auch für Wetterumschwünge sind er und seine Kollegen bestens gerüstet: „Da sind wir bei den Rotweinen natürlich genauso gut aufgestellt.“ Robert Ruthenberg verweist eigens auf einen gesonderten Kühlschrank für die „Roten“, denn auch dabei komme es auf die richtige Temperatur an. Häufig werde nämlich der Fehler gemacht, Rotwein deutlich zu warm zu servieren.