Kirchheim
„Weißbier“ beendet Durststrecke

Kultur Gute Nachrichten für Cineasten: Das Kirchheimer Central-Kino öffnet heute Abend nach Monaten der pandemiebedingten Schließung wieder seiner Türen. Dabei wird „boarisch gred“. Von Iris Häfner

Hält die Vorführmaschine nach der über siebenmonatigen Zwangspause eine ganze Filmlänge durch? Diese Frage stellte sich Ulrike Frech von den gleichnamigen Kinobetrieben vor wenigen Tagen. „Wir haben zwar immer wieder die Maschine gestartet, um zu testen, ob sie noch funktioniert - aber eben nie eine komplette Filmlänge“, erzählt sie. Für Ulrike Frech stand deshalb fest: Ein Probelauf muss sein, ehe die ersten Cineasten kommen.

Das Experiment ist geglückt. „Es gab keinen Fehler im System, alles ist so gelaufen, wie es soll“, freut sie sich. Mit einer Freundin saß sie ganz allein im Central-Kino in der Kirchheimer Dreikönigstraße, nachdem sie den Film am PC gestartet hatte. Dann lief „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ in französischer Originalsprache mit deutschen Untertiteln einzig für die beiden filmbegeisterten Frauen. Der Streifen war zur großen Freude der Kino-Chefin noch freigeschaltet. Er war einer der Filme, die in der letzten Kinowoche liefen. Dazu zählten auch „Persischstunden“ und „Jim Knopf und die Wilde 13“ im Central sowie „Es ist zu deinem Besten“ und „Der Bär in mir“ im Tyroler-Kino. „Wir konnten bis Sonntag, 1. November, spielen“, erinnert sie sich.

Von der „Frau mit den besonderen Talenten“ war Ulrike Frech begeistert: „Der Film war toll. Ich habe gar nicht mehr daran gedacht, warum Moni und ich überhaupt da waren. Alles war perfekt.“ Die „Frau mit den besonderen Talenten“ arbeitet tagsüber als Dolmetscherin im Drogendezernat und weil das Pflegeheim für ihre Mutter kostspielig ist, herrscht ein großes Loch in ihrer Kasse. Dann erfährt sie von einer Lieferung, findet sie mithilfe eines ausrangierten Drogenhunds und mischt daraufhin den Pariser Markt maximal auf. Die Freundin von Ulrike Frech war von der Exklusivität der Filmvorführung begeistert. „Gar net schlecht, so zu zweit im Kino. Man kann sich unterhalten und die Bälle gegenseitig zuschmeißen. Das war wirklich nett“, lautete deren Fazit.

Am heutigen Donnerstag geht es wieder für alle Cineasten los, allerdings ausschließlich im Central-Kino, denn auch Familie Frech ist ein Teil des Personals über diesen langen Zeitraum abhanden gekommen. „Diejenigen, die noch da sind, freuen sich total auf den Neustart. Einer ist sogar voll geimpft. Wie in anderen Firmen auch, bieten wir unseren Mitarbeitern Tests an“, sagt Ulrike Frech. Derzeit sind es drei Festangestellte und eine Frau, die einspringt, falls jemand ausfällt. Das Personal arbeitet in Schichten analog zur Kinowoche, also von Donnerstag bis Mittwoch. Eine halbe Stunde vor Filmbeginn werden die Türen aufgeschlossen, dann dürfen die Kinofreunde eintreten. Auch hier gelten die drei „G“: geimpft, genesen, getestet. Während des Films herrscht Maskenpflicht, abgesehen von Popcorn- und Getränke-Konsum. Auch der Sommer spielt eine Rolle, weshalb das Tyroler zu bleibt. Dort soll es Ende September wieder losgehen. Bis dahin wird Personal gesucht.

Wenn der Film anläuft, ist die meiste Arbeit im Vorfeld bereits getan. Die Daten kommen auf einer Festplatte im Kino an, dann werden die Daten auf den Server überspielt. Mit dem PC-Programm kann die Sprache angewählt und der Streifen abgespielt werden - allerdings nur, wenn per Mail der Freigabecode angekommen ist. Der kann dann per USB-Stick eingespeist werden, und dem Filmvergnügen steht nichts mehr im Wege. „Für große Filme wie James Bond gibt es für jede Woche einen Freigabeschlüssel“, erzählt Ulrike Frech.

Das jetzige Kinoprogramm beginnt mit zwei Filmen, einer davon stand schon auf der Vorschau auf dem Programmzettel vom 29.  Oktober: „Und morgen die ganze Welt“. „Kaiserschmarrndrama“ wäre damals Bundesstart gewesen, kommt jetzt aber erst im Laufe des Sommers. Zum Neustart bleibt‘s aber Bayerisch mit „Weißbier im Blut“, einer Niedertracht in Niederbayern. „Vorerst spielen wir keinen Kinderfilm ab. Wenn es im Sommer heiß ist, geht niemand mittags ins Kino“, ist die Erfahrung von Ulrike Frech, die für das Kinoprogramm zuständig ist, während sich ihr Mann Eberhard Frech um die Technik kümmert.