Kirchheim. Trotz des nasskalten Wetters strahlten die Mitarbeiter übers ganze Gesicht und freuten sich über den Sektempfang im Partyzelt. Sie, die sonst fleißig Kuchen backen und die Gäste im Café verwöhnen, sollten am Samstag einmal selbst im Mittelpunkt stehen. Viel Anerkennung und dickes Lob für so viel ehrenamtliches Engagement gab es von den beiden Vorständen der Lebenshilfe Kirchheim, Irmgard Schwend und Markus Grözinger: „Sonst haben Sie immer das Wohl der Gäste im Blick, jetzt sind Sie mal dran.“
Das Café Paradiesle hat sich in 20 Jahren ordentlich gemausert. Als es gemeinsam von der Lebenshilfe und dem Aktionskreis für Menschen mit und ohne Behinderung (AKB) 1996 gegründet wurde, fanden sich 30 Freiwillige, die den Betrieb ins Laufen brachten. Mittlerweile arbeiten rund 100 ehrenamtliche Helfer mit, sie wechseln sich ab mit Kuchen backen und Servieren im Café.
„Wir sind gewaltig gewachsen“, kann Irmgard Schwend da stolz vermelden und hat ausgerechnet, dass in den zwei Jahrzehnten circa 4 000 Kuchen gebacken und verkauft und rund 24 000 Tassen Kaffee ausgeschenkt wurden. „Für viele Kirchheimer ist das sonntägliche Kaffeetrinken im Paradiesle längst zur lieben Gewohnheit geworden, zumal die Preise äußerst moderat sind. Das war und ist so nur möglich mit Ehrenamtlichen, die sich sonntags hinstellen, und deshalb werden diese nun mal verwöhnt.“
Manche Teammitglieder sind schon seit der Gründung im ständigen Einsatz, andere noch nicht so lange. Die meisten haben sogar extra Schulungen im Service mitgemacht und über die Jahre ein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt. Im Café Paradiesle steht sonntags bei Kaffee und Kuchen die zwanglose Begegnung von allen Besuchern im Vordergrund, egal ob mit oder ohne Behinderung. Dass das wunderbar funktioniert, konnte man beim „Wellness-Tag“ spüren, denn zu den Service-Teams gehören natürlich auch Mitglieder mit Handicap, selbstverständlich haben auch sie sich „verwöhnen“ lassen.
Die Männer und Frauen von der Café-Mannschaft erwartete in den Gemeinschaftsräumen des benachbarten Wohnheims eine entspannende Rundreise mit vielen Angeboten. „Wir haben uns gedacht, die Leute haben es sich verdient“, erklärte Sandra Veygel, die als einzige hauptamtliche Mitarbeiterin die Einsätze im Café Paradiesle koordiniert. „Von der Hand- und Gesichtsmassage über Make-up und Maniküre bis hin zu Yoga und Handlesekunst, da war wirklich eine Menge geboten.“ Dazu gab’s Schnupperkurse mit Mosaiksteinen, literarische Lesungen und einen Büchertisch. Zur Stärkung war ein reichhaltiges Büffet angerichtet. Und natürlich das Prunkstück: eine Riesentorte mit Jubiläumsschrift. Ausnahmsweise mal nicht selbst gebacken, sondern beim Konditor bestellt.