Kirchheim

Wenn es piept: schnell den Notruf wählen

Brandschutz Die Feuerwehr zieht zum morgigen Tag des Rauchmelders Bilanz: Mit den kleinen Rettern hat sie gute Erfahrungen gemacht. Von Daniela Haußmann

Jedes Kind weiß: Rauchmelder retten Leben. Wer seinen Haushalt noch nicht mit den kleinen technischen Geräten ausgestattet hat,
Jedes Kind weiß: Rauchmelder retten Leben. Wer seinen Haushalt noch nicht mit den kleinen technischen Geräten ausgestattet hat, sollte zu seiner eigenen Sicherheit nachrüsten. Das rät der stellvertretende Feuerwehrchef Michael Briki. Foto: Daniela Haußmann

Aufgeschreckt vom grellen Piepen, das durch den Garten hallt, greifen die Nachbarn zum Telefon. Es dauert nur Minuten, bis die Freiwillige Feuerwehr Kirchheim vor Ort ist. Im Laufschritt umrundet der Einsatzleiter das Haus. Nur Sekunden verstreichen, bis er durchs Terrassenfenster einen Mann erblickt, der im Qualm neben der Couch bewusstlos am Boden liegt. Das kleine Gerät an der Decke hat dem Mann das Leben gerettet. Gemeint ist der Rauchmelder, der in Baden-Württemberg seit 2013 in Neubauten und seit Ende 2014 in allen anderen Gebäuden verpflichtend hängen muss. „Überprüft wird das von den Kommunen zwar nicht“, sagt der stellvertretende Stadtbrandmeister Michael Briki. „Trotzdem sollte auch ohne Kontrolldruck in jedem Haushalt ein Rauchmelder hängen, der für relativ überschaubares Geld wertvolle Dienste leistet.“

Fehlalarme haben sich erhöht

Michael Briki zufolge hat sich die Zahl der Fehlalarme seit der Einführung der Rauchwarnmelder-pflicht in Kirchheim erhöht. Personen, die das Signal eines dieser Geräte wahrnehmen, müssen, nach Angaben des baden-württembergischen Innenministeriums, nur dann die Kosten eines Fehlalarms tragen, wenn sie vorsätzlich oder grob fahrlässig handeln. Sprich: „Wer es lustig findet, der Feuerwehr einen üblen Streich zu spielen, muss den Einsatz bezahlen“, erklärt Briki. Unabhängig davon sollte jeder, der den grellen Ton eines Rauchmelders wahrnimmt, keinesfalls zögern und sofort den Notruf 112 wählen. In solchen Fällen ist die Annahme, dass es irgendwo zu einem Brand gekommen ist, absolut berechtigt. „Auch wenn auf den ersten Blick nichts auf ein Feuer hindeutet“, sagt Briki. „Wer in gutem Glauben handelt, muss in Kirchheim nicht für die Einsatzkosten aufkommen.“

Jährlich 500 Tote

Jedes Jahr kommen nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rund 500 Menschen bei einem Brand ums Leben. 70 Prozent von ihnen finden mitten in der Nacht bei einem Feuer den Tod. „90 Prozent der Betroffenen kommen aber nicht in den Flammen um, sondern fallen den giftigen Rauchgasen zum Opfer“, wie Michael Briki weiß. Schon wenige Atemzüge genügen, um eine tiefe Bewusstlosigkeit oder den Tod hervorzurufen. Grund: Im Schlaf ist der Geruchssinn nicht aktiv, das Gehör aber sehr wohl. Die Geräte schlagen nach Erfahrung des stellvertretenden Stadtbrandmeisters in einer Lautstärke von mindestens 85 Dezibel unüberhörbar und relativ früh Alarm.

Die gesamte Rettungskette wird so schneller in Gang gesetzt als vor der Rauchwarnmelderpflicht. „So haben sich nicht allein die Überlebenschancen Betroffener um ein vielfaches verbessert. Dass die Feuerwehr früher vor Ort ist, hilft, auch die Kosten für Sachschäden in überschaubareren Grenzen zu halten.“ Eine Aussage, die sich auf die seit 2013 in Kirchheim gesammelten Einsatzerfahrungen mit Rauchmeldern stützt.

Am höchsten Punkt anbringen

Gut beraten ist nach Ansicht von Michael Briki jeder, der das kleine Gerät an der Decke frei von Staub und Schmutzpartikel hält. Nur so ist für den Fachmann gewährleistet, dass der Qualm ungehindert durch die am Melder ang brachten Schlitze wandern kann. Außerdem rät der stellvertretende Feuerwehrchef dazu, die Warngeräte mindestens einmal im Jahr auf ihre Funktionsfähigkeit zu testen und die Batterie zu wechseln.

Rauchmelder sind in Aufenthaltsräumen, vor allem dort wo Menschen schlafen, wie Schlafzimmern, Kinder- und Gästezimmern unerlässlich, aber auch in Fluren, die als Rettungswege dienen, wie das Innenministerium mitteilt.

Sind die Räume größer als 60 Quadratmeter, muss, laut Michael Briki, ein zusätzlicher Rauchmelder angebracht werden. Wer in Häusern oder Wohnungen mit hohen Decken wohnt, wie zum Beispiel einem Loft, sollte das Gerät am höchsten Punkt des Raumes anbringen, selbst wenn der nur schwer erreichbar ist, empfiehlt der Fachmann.

Für die Montage an Dachschrägen gelten eigene Sicherheitsvorschriften. Hier rät Briki, einen Blick in die Herstelleranleitung zu werfen oder sich an einen Fachhändler zu wenden. Für gehörlose Menschen besteht die Möglichkeit, über ein sogenanntes Vibrationsmodul im Schlafkissen mittels einem funkgesteuerten Rauchmelder Alarme zu empfangen.