Kirchheim
Wenn plötzlich die Batterie brennt

Akkus Feuerwehren müssen sich für eine Zukunft wappnen, in der elektrische Speicher eine immer größere Rolle spielen. Inzwischen schlummern in jedem Haushalt potenzielle Brandherde. Von Bernd Köble

Knapp zwei Wochen ist es her, dass im Naberner Technologiepark eine schwelende Fahrzeugbatterie einen Großeinsatz von Feuerwehren und Rettungskräften ausgelöst hat. Eine Explosion oder ein größerer Brand des 600 Kilo schweren Aggregats konnte noch rechtzeitig verhindert werden. Mithilfe eines Löschbehälters der Daimler-Werksfeuerwehr in Untertürkheim, in dem die Batterie im Wasserbad gekühlt wurde. 

Für Michael Briki, der den Einsatz in Nabern leitete, sieht so die Zukunft aus. Zwar lässt sich eine signifikante Steigerung der Zahl solcher Einsätze gegenwärtig nicht belegen. „Das wird sich allerdings ändern“, ist Kirchheims Stadtbrandmeister fest überzeugt. Für ihn ist klar: Akkubrände werden in naher Zukunft die Feuerwehren vor Herausforderungen stellen. Zivilschutz und Feuerwehrverbände warnen schon seit Längerem vor der wachsenden Gefahr. Millionen Akkus sind in deutschen Haushalten in Gebrauch: in Wärmestromspeichern, Autos, Fahrrädern, Handys, Werkzeugen oder Gartengeräten, und täglich werden es mehr. „Irgendwann werden solche Einsätze Alltag sein“, meint Michael Briki, „weil auch anders mit dem Thema umgegangen wird.“

Bis dahin heißt es für ihn und seine Mitstreiter: sich durch Wissen wappnen. An der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal nimmt das Thema bei Fortbildungen breiten Raum ein, bis hin zur Freiwilligen Feuerwehr in der kleinsten Gemeinde. Ob im Keller eines Einfamilienhauses ein Solarspeicher in Brand gerät, wie dies im Sommer mehrfach für Schlagzeilen sorgte, auf der Autobahn ein Stromer brennt oder der Fahrrad-Akku in der Garage Flammen fängt – das Vorgehen der Feuerwehr ist immer das gleiche: Stromkreis trennen, Abstand beim Löschen halten und dann: Wasser, Wasser und noch mal Wasser. „Es geht darum, das Innere der Batterie möglichst rasch herunterzukühlen“, sagt Michael Briki. Löschen lässt sich ein Akkubrand nur sehr schwer. Mit Wasser zu füllende Spezialbehälter, in
 

Wasser, Wasser und nochmal Wasser.
Michael Briki
Kirchheims Stadtbrandmeister zu dem, was bei Batteriebränden am wichtigsten ist.
 

die im Extremfall ganze Pkw passen, gehören allerdings nicht zur Grundausstattung von Feuerwehren. Sie werden im Notfall von Spezialfirmen oder Werksfeuerwehren zur Verfügung gestellt. Eine Allianz, die in der Praxis bisher offenbar gut funktioniert. „Innerhalb von 30 Minuten haben wir an jedem Einsatzort solche Hilfsmittel zur Verfügung“, sagt Guido Kenner, der seit diesem Jahr als neuer Kreisbrandmeister für die Feuerwehren in 44 Kommunen und für sieben Werksfeuerwehren im Kreis Esslingen zuständig ist. Vorsicht ja, Panikmache nein – für ihn wird bei dem Thema vieles buchstäblich heißgeredet. „Wenn wir uns überlegen, wie viele Akkus im Umlauf sind, dann reden wir hier über Vorfälle, die nicht einmal im Promillebereich zu erfassen sind“, sagt Kenner. „Es wird in Zukunft zunehmen, aber es ist kein Thema, das alle anderen überstrahlt.“

Wie wichtig technisches Know-how bei Löscheinsätzen mit verunglückten E-Autos ist, zeigt dieses Beispiel: In integrierten Feuerwehr-Leitstellen wie in Esslingen laufen nicht nur die Drähte von Brandschützern und Rettungskräften wie dem DRK zusammen. In den Einsatzzentralen sind auch mehr als 1300 technische Datenblätter von fast allen Fahrzeugherstellern innerhalb weniger Minuten abrufbar. Dadurch wissen die Einsatzkräfte am Unfallort, mit welchem Batterietyp sie es zu tun haben und was beim Löschen oder einer Bergung zu beachten ist. Inzwischen ermöglicht auch das Kennzeichen eines Fahrzeugs einen schnellen Zugriff auf wichtige Daten. Zu diesem Zweck haben die Leitstellen direkten Zugriff ins Datennetz des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg.

So banal es klingt: Wasser ist auch dort zum Löschen da, wo es gar nichts zu löschen gibt. Unmengen davon werden benötigt, um durch Kühlung die chemische Kettenreaktion im Inneren eines Akkus zu bremsen. Spezialfahrzeuge mit entsprechend großen Wassertanks werden dadurch immer wichtiger. Im Moment helfen sich die Feuerwehren aus, werden solche Spezialfahrzeuge bei Brandschutz-Partnern angefordert. „Auf lange Sicht wird das trotzdem bedeuten, dass jede Feuerwehr mehr davon braucht“, sagt Michael Briki. Privathaushalten rät Kirchheims Stadtbrandmeister vor allem, beim Akku-Kauf auf Sicherheitsmerkmale wie die CE-Kennzeichnung oder das TÜV-Siegel zu achten und dafür zu sorgen, dass überall dort, wo Akkus lagern, ein Brandmelder an der Decke hängt. Sein eigenes E-Bike verbringt den Winter ohne Akku. Der liegt halbvoll geladen und in sicherem Abstand im Gartenschuppen – aus Metall.
 

Wie schütze ich mich vor Akkubränden?

Lithium-Ionen-Akkus gelten als sicher, solange vorschriftsgemäß damit umgegangen wird und einige Regeln beachtet werden. Lithium ist leicht entzündlich und reagiert intensiv mit anderen Stoffen, beispielsweise Luftsauer­stoff. Reines Lithium in Pulverform würde sich an der Luft bereits bei Raumtemperatur entzünden. Das Problem: Nicht nur die Anzahl der Akkus im Alltag steigt rapide, auch ihre ­Energiedichte nimmt immer weiter zu, weil sie immer kleiner und leistungsfähiger werden müssen.

Gefährlich wird es wenn Akkus etwa durch Stürze beschädigt sind, zu lange oder bei extremen Temperaturen geladen werden. Dann kann es im Inneren zu einer schwer kontrollierbaren Kettenreaktion kommen, die den Akku in Brand setzen oder zur Explosion führen kann.

Experten und Sicherheitsstellen raten dazu, nicht oder selten benutzte Akkus möglichst bei Temperaturen zwischen zehn und 25 Grad Celsius und zu zwei Dritteln geladen aufzubewahren. Geladen werden sollten Lithium-Ionen-Akkus nur nach Vorschrift des Herstellers mit dem Original-Ladegerät und nur unter Aufsicht, fern von brennbaren Materialien. Wer einen Akku nutzt, sollte vermeiden, ihn völlig zu entladen. Tiefentladungen können Akkus beschädigen und damit anfälliger machen für Brände.

Wer beruflich oder privat zahlreiche Akkus benutzt und lagert, sollte dies in brandgeschützten Behältern oder Schränken tun, wie sie Sicherheitsfirmen anbieten. Für das Laden kleinerer Akkus im Haushalt und für Fahrräder gibt es inzwischen auch feuerfeste Ladetaschen im Handel. bk