Kirchheim
Wenn Wohnen zu teuer wird

Bau Die Stadt Kirchheim hat sich verpflichtet, für alle Bürger erschwinglichen Wohnraum anzubieten. Im Steingau-Areal hat sie ihre Quote fast erfüllt. Von Thomas Zapp

Die verzweifelte Suche nach passendem und vor allem bezahlbarem Wohnraum ist nicht nur ein Problem großer Familien. „Bei uns melden sich oft Menschen aus kleinen Haushalten, zum Beispiel Alleinerziehende“, sagt Reinhard Eberst, Leiter der Diakonischen Bezirksstelle in Kirchheim. Eine Mutter mit ein oder zwei Kindern brauche eine bezahlbare Wohnung mit drei Zimmern. „Davon gibt es einfach zu wenig“, sagt er. Bei einem Netto-­Einkommen von 1500 Euro und einer Aufstockung mit Wohn- und Kindergeld könne sie maximal 800 Euro zahlen. „Man geht davon aus, dass Miete und Nebenkosten 30 bis 45 Prozent des Einkommens nicht übersteigen sollten“, erklärt er. 

Das Problem ist dabei:  Die meis­ten Wohnungen auf dem Markt liegen in Kirchheim und Umgebung bei 900 plus. Wenn die Miete über der Mietobergrenze liegt, kann das Amt die Differenz übernehmen, aber nur zeitlich begrenzt. Alternativ müssten die Menschen wegziehen. „Wir haben sonst in attraktiven Städten wie Kirchheim einen Verdrängungseffekt“, sagt der Leiter der Diakonie-Bezirksstelle. Oder es gebe sogenannte Lock-in-Effekte: Paare bleiben wegen der wirtschaftlichen Not weiterhin zusammen wohnen, obwohl sie eigentlich getrennt sind.

„Die Nachfrage nach Wohnungen konnte in der Vergangenheit beim Wohnungsmarkt in den Ballungsgebieten nur schwer befriedigt werden, was vor allem einkommensschwache Familien getroffen hat“, bestätigt Robert Berndt, Sprecher der Stadt Kirchheim. Die Teckstadt hat sich zum Ziel gesetzt, für Bürger mit unterschiedlichen wirtschaftlichen Möglichkeiten, Lebenslagen oder Lebensstilen ausreichenden Wohnraum anzubieten und die Sozialbauverpflichtung mit aufgenommen. Seit 2019 konnten von insgesamt 412 Baugenehmigungen 93 Sozialwohnungen erstellt werden, weitere seien in Planung, heißt es bei der Stadt. Das sind zwar noch keine 30 Prozent, wie in der Zielsetzung formuliert, aber immerhin knapp über 22 Prozent. „Die 30 Prozent wären ein super Anfang“, sagt Reinhard Eberst. Dafür sei es aber wichtig, dass sie bei den städtischen Flächen den Gestaltungsspielraum behalte und auch bei den Konzepten für eine Nutzung Mitsprache behalte. 

Das versucht die Stadt Kirchheim bereits. „Bei der Veräußerung von städtischen Grundstücken und Wohneinheiten gibt es eine Konzeptvergabe, wo auch auf ,weiche Kriterien‘, welche der Quartiers- und Stadtentwicklung nutzen, Wert gelegt wird“, sagt Robert Berndt. Das können sowohl ökologische Besonderheiten sein oder eben Sozialwohnungen und Wohnungen mit verminderter Miete.

Im Kirchheimer Steingauquartier entstehen 450 Wohnungen, davon 150 Mietwohnungen, von denen wiederum 18 Prozent entweder die Kriterien der Wohnraumförderung erfüllen oder aber um mindestens zehn Prozent unterhalb der Vergleichsmiete liegen. Um eine Referenz zu haben, gibt es seit Oktober 2020 einen qualifizierten Mietspiegel für Kirchheim, Dettingen und Notzingen.

Für Reinhard Eberst ist die auch in Kirchheim geplante städtische Wohnungsgesellschaft der richtige Ansatz. „Aalen hat zum Beispiel 1500 eigene Wohnungen in der Verwaltung. Die machen damit jedes Jahr eine Millionen Euro Gewinn“, sagt er. Das braucht Geduld: In Aalen habe man damit vor zehn Jahren angefangen.

Der Mietspiegel steht als Download zur Verfügung unter www.kirchheim-teck.de/ mietspiegel