Kirchheim
Wie Corona dem Gewerbe zusetzt

Dauer-Lockdown Die IHK-Bezirkskammer sieht große Schwierigkeiten für den Ausbildungsmarkt und plädiert für mehr Tests.

Kreis. Gastronomie und Einzelhandel sind besonders betroffen vom Lockdown, der seit Anfang November beziehungsweise Mitte Dezember herrscht. Allgemein leidet aber auch die Ausbildung unter der Pandemie, wie das neue Präsidium der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen in seinem ersten Pressegespräch mitteilte. „Schon seit einem Jahr gibt es keine Berufsorientierung an den Schulen mehr“, sagte die Präsidentin Heike Gehrung-Kauderer. Die Tendenz bei Eltern wie Schülern laute: erst einmal abwarten und weiter auf eine Schule gehen. Dadurch fehlen Auszubildende.

Vizepräsidentin Beatrice Kiesel-Luik unterscheidet zwischen gewerblichen und kaufmännischen Auszubildenden: „Unsere gewerblichen Azubis arbeiten momentan ganz normal mit in der Produktion. Da hat sich nichts geändert - außer dass Corona-Regeln gelten.“ Bei den kaufmännischen Azubis sehe das ganz anders aus: „Im dritten Lehrjahr können die schon viel selbständiger arbeiten. Aber fürs erste Lehrjahr wird es schwierig im Homeoffice, wenn sie niemanden an der Hand haben, der sie anleiten kann. Da müssen wir als Betrieb viel mehr einsetzen, um auch ihnen eine gute Ausbildung zu ermöglichen.“

Werbung für unbekannte Berufe

Schwierig sei es, Werbung für weniger bekannte Berufe zu machen: „Wir bilden Chemikanten aus. Die haben gute Aussichten, als Anlagenführer übernommen zu werden.“ Im Gegensatz zum Chemielaboranten sei dieser Beruf aber kaum jemandem ein Begriff. Die IHK will deshalb auch auf solche Berufe aufmerksam machen - was aber ohne Ausbildungsmessen kaum möglich ist.

Vanessa Bachofer, ebenfalls Vizepräsidentin der IHK-Bezirkskammer, hält einen Dauer-Lockdown für wenig sinnvoll: „Aus epidemiologischer Sicht mag das anders sein. Aber als Zulieferer für die Automobilindustrie oder für die Lebensmittelindustrie können wir nicht einfach alles stoppen.“ Sonst werden weltweit Lieferketten unterbrochen, ebenso wie die Nahrungsmittelversorgung.

Auch Vizepräsident Alexander Kögel, der den Einzelhandel vertritt, fragt sich, „ob ein Dauer-Lockdown so viel bringt wie er kos­tet“. Er plädiert eher für nächtliche Ausgangssperren. Wer tagsüber unterwegs sei, verhalte sich meist verantwortungsvoll. „Private Treffen sind problematischer als geöffnete Geschäfte.“ Gemeinsam mit Heike Gehrung-Kauderer, die aus dem Hotelgewerbe kommt, stellt er fest: „Wir sind dankbar für Hilfen, aber die decken längst nicht alles ab. Wir wollen langfris­tig arbeiten.“ Deshalb fordern sie eine umfassende Teststrategie, die aus dem Lockdown führen soll. Andreas Volz