Kirchheim
„Wildflower“-Konzert in der Bastion: Authentische Musik mit Niveau und Seele

Konzert Rhythm, Blues and Soulfood – die Band „Wildflower“ hält was sie verspricht und überzeugt in der Bastion mit grandioser Vielseitigkeit. Von Sabine Ackermann

Bei Wildflower treffen fünf passionierte Musiker aufeinander, die mit viel Seele und Energie einen Sound zelebrieren, der tief in der Tradition des Blues, Rock und Soul verwurzelt ist. So steht es im Werbeblock und genauso gestaltet sich der Abend.

„Es ist alles andere als ‚ne Floskel, ich hab’ mich in den Laden verguckt – schön, dass es so voll ist“, begrüßt Biggi Binder die Bastion-Besucher, die sich alterstechnisch überwiegend im Herbst ihres Lebens befinden. Dann geht’s los, mit grenzübergreifenden Covers, darunter edle Klassiker wie „I don’t need no doctor“ von Ray Charles, Animals „House of the rising sun“ oder „I just wanna make love to you“ von Etta James.

Leidenschaftlich interpretiert, so schön, so gut. Doch hinter „Wildflower“ steckt viel mehr als eine „Coverband“. Ein wahrer Hörgenuss, wenn das Quintett mit seinen selbstkomponierten Eigengewächsen wie „Open mind“, „Blue“, „Hard hearted“, „The cure“ oder „Big Sky Country“ aufwartet: ob Rhythm und Blues, Soul, Folk, Rock oder Pop, allesamt Titel mit Groove und aussagekräftigen Texten – dafür gebührt den Musikern Respekt.

„Wenn ich zurückdenke, schaue ich auf so vieles, was nicht so toll war, aber, auch auf viel Schönes“, philosophiert Biggi Binder vor dem Wildflower-Titel „Back to the roots“. Gerne erinnert sie sich an die Schlagzeugschule ihres Vaters im Industriegebiet. „Mein Bruder am Schlagzeug und ich am Klavier, das war ein toller himmlischer Spielplatz im Schlafanzug.“

Man weiß nicht, was man bei dem natürlich gebliebenen Gesamtpaket mehr bewundern soll: ihre ausdrucksstarke Klangfarbe, die groovende Leichtigkeit oder ihre facettenreiche Phrasierung – Biggi Binders Stimme passt sich mit instinktiver Sicherheit jedem Musikstil an. Was außerdem gefällt, ist ihr Timbre, mal samtig weich, mal erdig und satt und bisweilen auch etwas kratzig.

Insgesamt sind es fünf Musiker, von denen sich niemand groß in den Vordergrund stellt. Für besondere Farbtupfer sorgt der gebürtige Franzose Jean-Pierre Barraqué, der sich mit seiner lebhaften Verspieltheit am Keyboard hierzulande auch als Pianist, Komponist und Produzent einen Namen gemacht hat. Steve Mushrush, ein in den USA geborener und in Kanada aufgewachsener Gitarrist und Komponist, seine Wurzeln liegen im Jazz, der mit seinem leidenschaftlichen Facettenreichtum den typischen Wildflower-Sound prägt. Mit Thomas Keltsch sitzt an den Drums einer der gefragtesten Schlagzeuger im Großraum Stuttgart. Durch sein breitgefächertes Studium sowohl in klassischer Orchestermusik als auch in Jazz- und Popmusik ist er, was seine Vielseitigkeit betrifft, wohl kaum zu überbieten. Und dann war da noch Tom Binder, ja, er ist tatsächlich Biggis talentierter Sohn, der ganz spontan für den erkrankten Bassisten Rolf Kersting eingesprungen ist und sich als vollwertiges Bandmitglied outete.