Kirchheim

„Wir brauchen Vollprofis im Wald“

Berufswelt Acht angehende Forstwirte werden im Landkreis Esslingen aktuell ausgebildet. Der Beruf stellt hohe Anforderungen an die Azubis, deshalb gibt es ein „Probeschaffen“. Das zahlt sich jedoch aus.

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Den ganzen Tag in einer Montagehalle zu verbringen oder im Büro zu sitzen, das wäre absolut nicht ihr Ding. Deshalb lassen sich derzeit sieben junge Männer und eine junge Frau im Landkreis Esslingen zu Profis im Wald ausbilden. Zum Beginn des neuen Lehrjahres sind sämtliche Ausbildungsstellen für Forstwirte bei den Städten Nürtingen und Esslingen am Neckar besetzt. Verständnis sowie Liebe für die Arbeit im Wald und in der freien Natur sind die Grundvoraussetzungen für diesen Outdoor-Beruf.

Pflanzen, Pflegen und Schützen von Wäldern sind genauso Forstwirttätigkeiten wie die Holzernte und das Bauen von Erholungseinrichtungen. Die Ausbilder bei den Städten Nürtingen und Esslingen wissen, worauf bei der Auswahl der Lehrlinge zu achten ist: Teamfähigkeit ist Trumpf, denn in der Arbeitsgruppe ist jeder auf jeden angewiesen. Auch Geschick, Durchhaltevermögen und ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und körperliche Fitness sind gefragt.

Allzu romantische Vorstellungen sind nach der Erfahrung der Ausbilder Andreas Bezler und Nico Staiger von der Stadt Nürtingen und Lars Wolf vom Grünflächenamt der Stadt Esslingen eher hinderlich. Denn die Arbeit im Freien bei Wind und Wetter stellt oft auch eine Herausforderung dar. Deshalb lassen die Ausbilder sämtliche Bewerber erst einmal „probeschaffen“. Das zahlt sich aus, denn abgebrochene Ausbildungen hat es bei ihnen noch nie gegeben.

Selbstständiges Arbeiten

Im Mittelpunkt steht vor allem die Handlungskompetenz, denn Forstwirte und Forstwirtinnen müssen sehr selbstständig arbeiten können. „Die Zusammenhänge sind viel komplexer und tiefgründiger, als ich mir das zunächst vorgestellt habe“, gesteht ein Auszubildender aus dem dritten Lehrjahr. Die Vielschichtigkeit der Aspekte, die es im Umgang mit dem Ökosystem Wald zu bedenken gebe, würden von Außenstehenden leicht unterschätzt und offenbarten sich erst, wenn man eine Weile dabei sei. Mia Krug ist seit September Teil des Nürtinger Teams. Die 21-Jährige ist die einzige weibliche Auszubildende unter den angehenden Forstwirten. Die junge Frau fühlt sich im Team ihrer männlichen Kollegen sehr wohl. Doch Extrawürste gibt es für sie nicht. Die braucht sie auch nicht, denn „eine gute Arbeitstechnik hilft im Zweifel, die Muskelkraft zu ersetzen“, erklärt Ausbilder Andreas Bezler. Für die angehende Forstwirtin Mia ist die Ausbildung ein Sprungbrett zu einem weiterführenden Studium an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg.

Die gut ausgebildeten Forstprofis sind an vielen Stellen gefragte Spezialisten. Dies belegt die derzeit hohe Nachfrage an ausgebildeten Forstwirten auch außerhalb des traditionellen Tätigkeitsfeldes. „Wir brauchen Vollprofis im Wald“, betont Kreisforstamtsleiter Anton Watzek, denn die Arbeit sei komplex und oft auch gefährlich. Nur so gelinge es, die naturnahe Waldwirtschaft erfolgreich umzusetzen. Die Kunst bestehe darin, die Holzernte so zu organisieren, dass der bewirtschaftete Wald zugleich ein schöner und ökologisch wertvoller Wald sei.pm