Kirchheim

„Wir jagen den Gewinnen hinterher“

Geldanlage Auf Einladung der Volksbank Kirchheim Nürtingen sprach Aktien-Experte Benjardin Gärtner in der Stadthalle über das zukunftssichere Portfolio dank Digitalisierung und künstlicher Intelligenz. Von Andreas Volz

Benjardin Gärtner zeigt, dass zur Geldanlage nicht nur die Analyse der Aktienkurse gehört, sondern auch die der Tagespolitik.Fot
Benjardin Gärtner zeigt, dass zur Geldanlage nicht nur die Analyse der Aktienkurse gehört, sondern auch die der Tagespolitik.Foto: Jean-Luc Jacques

Die politische Zukunft ist ungewiss: „Im Handelskrieg mit China wollen die USA nicht nur den weiteren Aufstieg Chinas verhindern, sondern auch den Technologie-Klau der Chinesen“, sagte Benjardin Gärtner bei einer Volksbankveranstaltung in der Kirchheimer Stadthalle. Der Leiter des Portfolio-Managements bei Union Investment rechnet mit geopolitisch spannenden Zeiten in den kommenden Monaten.

Sein Thema lautete: „Mit der Digitalisierung und künstlicher Intelligenz zum zukunftssicheren Portfolio“. Was hat der Handelskrieg zwischen den USA und China mit diesem Thema zu tun? Gerade der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz gehört die Zukunft. Wer sich also ein sicheres Portfolio verschaffen will, muss in diese Märkte investieren. Und wer solche Produkte entwickelt, muss sie vor dem „Technologie-Klau“ schützen. Wer sie nicht entwickelt, versucht es mit Plagiaten.

Derzeit setzt man auf Strafzölle, um den wechselseitigen Druck aufeinander zu erhöhen. Benjardin Gärtner sieht China schon fast in der Defensive: „Dort schwächt sich bereits das Wachstum ab. Ein weiteres Ausdehnen der US-Zölle wäre für China ein Problem. Deshalb wollen die Chinesen den Konflikt möglichst schnell beenden.“

Europa ist momentan weniger im US-Fokus, hat dafür aber genügend eigene Probleme: den Brexit, die bevorstehende Europawahl mit unsicherem Ausgang, die Budget-Diskussion in Italien oder auch die Gelbwesten-Proteste in Frankreich. Das alles ist zwar Politik, aber es kann sich verheerend auf die Wirtschaft auswirken: „Amerikanische und asiatische Anleger tun sich gerade sehr schwer, europäische Aktien zu kaufen.“

Dabei sieht Benjardin Gärtner jetzt den geeigneten Zeitpunkt dafür gekommen, um Aktien zu kaufen. Der Konjunkturzyklus ist in der Phase, in der die gute Konjunktur noch anhält, die Dynamik sich aber bereits abschwächt: „Die Anleger sind schon deutlich vorsichtiger geworden.“ Genau in solchen Momenten müsse man zuschlagen: „Das ist dann so, wie wenn Sie eine Wohnung für 80 000 Euro bekommen, die vor Kurzem noch 200 000 Euro gekostet hat.“

Selbst die Immobilien haben mit Benjardin Gärtners Thema „Digitalisierung“ zu tun: „Automatisierung und Digitalisierung sind strukturelle Treiber. Jede Branche muss viel Geld für die Digitalisierung ausgeben - egal ob Energie, Finanzen, Gesundheit, Industrie, Rohstoffe, Immobilien, Telekommunikation oder Versorger.“

Verändertes Konsumverhalten

Hinzu kommen veränderte Konsumbedürfnisse: Das Smartphone ist für junge Leute heutzutage wichtiger als das Motorrad oder das Fernsehgerät. Die einen Produkte sind also auf dem aufsteigenden, die anderen dagegen auf dem absteigenden Ast.

Und wo geht die Aktie hin? „Immer dort hin, wo die Gewinne der Unternehmen hingehen.“ Und von Anfang an beschreibt Benjardin Gärtner seinen Job und die Aufgabe seiner Mannschaft in einem klaren und einfachen Satz: „Wir jagen den Gewinnen der Unternehmen hinterher.“ Die Unternehmen wiederum würden immer Gewinne machen - zumindest diejenigen, die sich halten -, auch in den größten Krisenzeiten. Deshalb prognostiziert Benjardin Gärtner auch schon mal, dass der DAX auf über 20 000 Punkte geht. Das einzige Problem: „Ich weiß nur noch nicht, wann.“ Unsicherheiten gibt es also nicht nur in der Politik.

Ist die Geld-Anlage in der Digitalisierungsbranche trotzdem sicher? Es kommt drauf an, welche Technologie sich durchsetzt. Der Anleger merkt das daran, dass ein innovatives Produkt die entscheidende Kluft bei der Käuferschar überwindet: Zunächst kaufen nur die Visionäre und die Enthusiasten. Sobald auch die Pragmatiker gewonnen sind, ist das Produkt angekommen und hat eine glänzende Zukunft vor sich - in der es auch die Konservativen und schließlich sogar die Skeptiker kaufen.