Kirchheim

„Wir stehen erst am Anfang“Nachgefragt

Die grün-geführte Landesregierung hält an der Zwei-Meter-Regel für Mountainbiker im Grundsatz fest. Der Kirchheimer Landtagsabgeordnete Andreas Schwarz plädiert aber für regionale Ausnahmen.

Herr Schwarz, ist die Zwei-Meter-Regel für das Rad fahren im Wald noch zeitgemäß?

SCHWARZ: Die Zwei-Meter-Regel geht auf einen Konsens mit Wander- und Radsportvereinen zurück. An der Ausgangslage hat sich nichts geändert. Die Regel geht davon aus, dass es auf engen Wegen, auf denen sich Wanderer und Radfahrer begegnen, gefährlich werden kann. Deswegen sollte man den Paragrafen nicht einfach abschaffen, sondern zu vernünftigen Abwägungen und Lösungen kommen, die den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort gerecht werden.

Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland, das eine solche Regel festschreibt.

SCHWARZ: Das Landeswaldgesetz ist ja nur dort betroffen, wo es um so genannte Singletrails geht, die zudem häufig steile Abfahrten darstellen. Darin unterscheidet sich der Schwarzwald oder die Schwäbische Alb von vielen anderen Regionen. In Niedersachsen ist das weniger ein Thema.

Inzwischen regen selbst Traditionalisten wie der Schwarzwaldverein an, das Thema neu zu diskutieren, weil auch Sie am Mountainbikesport als rapide wachsendem Wirtschaftsfaktor nicht mehr vorbeikommen.

SCHWARZ: Das stimmt, aber Radfahren ist nur einer von mehreren Tourismusfaktoren. Meine Position ist, dass wir für das Radfahren im Wald lokal angepasste Lösungen brauchen. Wir müssen genau schauen, wie ist die Situation vor Ort, wie ist die Beschaffenheit von Wegen, wie sieht es mit dem Tierschutz aus. Natürlich geht es um Tourismus. Im Vordergrund steht aber immer die Gefahrenabwehr.

Die meisten Konflikte entstehen durch Unwissenheit. Jeder fühlt sich im Recht, ohne es genau zu wissen. Verschärfen Einzelfallregelungen diese Situation nicht noch?

SCHWARZ: Man muss solche Wege natürlich mit Hinweisen versehen und man muss es kommunizieren. Bei Reitwegen bespielweise funktioniert das ja auch. Wir sind bei diesem Thema aber erst am Anfang einer Diskussion. Es muss ein Prozess in Gang kommen mit allen am Wald Beteiligten. Der Forstwirtschaft und Forstverwaltung, dem Landessportbund, den Wandervereinen und Radsportverbänden. Das ist ein Ziel, das wir in der kommenden Legislaturperiode mit dem neuen Koalitionspartner angehen werden.