Esslingen. Nach den Terroranschlägen von Würzburg, München und Ansbach und der blutigen Beziehungstat am vergangenen Sonntag in Reutlingen hat sich für die Polizei im Kreis Esslingen an der Sicherheitslage nichts geändert. „Es gibt keine Maßnahmen, die über das hinausgingen, was wir ohnehin schon tun“, sagt Polizeisprecherin Andrea Kopp. Eine schärfere Überwachung oder Razzien in Asylbewerberunterkünften wie vor Wochen in Mannheim, sind weder geplant noch gibt es dafür konkreten Anlass. Man habe die Asylunterkünfte generell im Blick. Nicht nur zur Kontrolle, sondern auch um Unterstützung zu leisten. „Wenn wir Unterkünfte durchsuchen, braucht es dafür konkrete Hinweise, die einen Anfangsverdacht rechtfertigen“, sagt Kopp. Auch sonst geht alles seinen gewohnten Gang. An den Einsatzplänen, die griffbereit in der Schublade liegen, habe sich nichts geändert. „Wenn etwas passiert, wissen wir genau, was zu tun ist."
Der Landkreis hat vorgestern in Deizisau eine Asylbewerberunterkunft geräumt, in der zuletzt noch 13 Personen wohnten, die in Sammelquartieren als Störenfriede aufgefallen waren. Im Februar ging der Kreis dazu über, Unruhestifter in Sporthallen und größeren Unterkünften, die sich aggressiv verhielten, an einem Ort zusammenzufassen. Zeitweilig wohnten 27 junge Männer in den Baracken im Deizisauer Gewerbegebiet. Sie sollen nun abgerissen werden und einer neuen Unterkunft Platz machen.
Die Situation dort habe sich beruhigt, berichtet Christian Sigler, der Leiter des Amts für Flüchtlingshilfe im Landratsamt. Alle restlichen 13 Bewohner seien inzwischen auf andere Unterkünfte verteilt worden. „Die Enge und fehlende Privatsphäre in den Hallen sind vor allem für traumatisierte Personen ein Problem“, sagt Siegler. Viele griffen zu Alkohol, was die Situation noch verschlimmere. „Dass die Verlegung in kleinere Einheiten die Lage entspannt hat, zeigt, dass unser Weg richtig ist“, meint er. Bis Jahresende sollen alle Sporthallen im Landkreis vollständig geräumt sein, darunter auch die Kirchheimer Kreissporthalle bei den beruflichen Schulen.
Vor dem Hintergrund der neuen Terrorangst in Deutschland sinkt auch die Zahl der nicht registrierten Flüchtlinge. Seit April sind mobile Teams des Bundesamts auch in den Unterkünften im Kreis Esslingen unterwegs. Seitdem hat sich die Zahl von über Tausend auf etwa 100 Personen verringert, die bisher noch nicht erfasst sind. Dazu beigetragen hat auch, dass zuletzt weniger Menschen im Landkreis Zuflucht suchten. Im vergangenen Monat kamen 470 Asylsuchende neu hier an. Zum Vergleich: Im Oktober vergangenen Jahres, einem der Spitzenmonate seit Beginn der Flüchtlingswelle, waren es noch knapp tausend.