Kirchheim
„Wir wollen dem Ochsengässle wieder Leben einhauchen“

Trinkkultur Rouven Grotenbreg übernimmt die Leitung der „Bar im Weißen Ochsen“. Der ­Kirchheimer führt die Philosophie des Restaurants fort und setzt eigene Akzente. Von Katharina Daiss

Eigentlich wollte Christian Bez nur Unkraut aus dem Gemäuer des „Weißen Ochsen“ zupfen. Mit Vittorio Capezzuto führt er das Restaurant zwischen Alleenstraße und Ochsengässle seit 2016. Der Weiße Ochse ist bekannt für seine gehobene Küche – doch auch das Ambiente muss stimmen. Und darum kümmert sich der Chef persönlich, auch wenn es Gartenarbeit bedeutet. Dass er ausgerechnet beim Unkrautjäten seinen neuen Barchef findet, damit hatte er allerdings nicht gerechnet.

Doch der Zufall will es so: Ein Kollege fährt mit dem Rad vorbei, die beiden Gastronomen kommen ins Gespräch. Christian Bez klagt sein Leid: Viel zu lange steht die Bar, die ans Restaurant anschließt, schon leer. Doch er findet einfach keinen, dem er die kleine Lokalität anvertrauen kann. „Ich kenne einen, der wär perfekt dafür“, sagt sein Zuhörer und nennt einen Namen: Rouven Grotenbreg.

Genau ein Jahr ist dieses Gespräch nun her – und Rouven Grotenbreg ist aus der Gastronomie im Ochsengässle nicht mehr wegzudenken. Die Geduld des 30-jährigen Kirchheimers wurde anfangs auf eine harte Probe gestellt: „Ursprünglich wollten wir die Bar im vergangenen Oktober öffnen. Doch Corona kam dazwischen und Rouven hat zunächst im Restaurant im Service gearbeitet. Als ich dann zwei Monate wegen einer OP im Krankenhaus lag, hat er mit meiner Frau das Restaurant geschmissen“, berichtet Christian Bez.

 

Die Bar ist heute ein Teil des Weißen Ochsen.
Rouven Grotenbreg
leitet die Bar im Ochsengässle.

 

„Im Nachhinein hat uns das total in die Karten gespielt. So konnte ich die Stammgäste kennenlernen und in das Team reinwachsen“, sagt Rouven Grotenbreg. Seit diesem Sommer leitet er die „Bar im Weißen Ochsen“. Dabei profitiert er von dem, was er im Restaurant gelernt hat: „Alles, was wir machen, lebt davon, dass wir Gäste haben, die immer wieder das genießen, was wir bieten“, erklärt der Kirchheimer. Der enge Kontakt zu den Gästen ist dem Barchef wichtig: „Wir kennen ihre Namen und mit der Zeit auch ihre Vorlieben.“

Dieselbe Hingabe, die er seinen Gästen entgegenbringt, widmet Rouven Grotenbreg auch den Getränken. „Ich will mit dem Getränk, mit dem Produkt, das ich verkaufe, zufrieden sein. Ich will mir auch bei einer Weinschorle etwas gedacht haben und mich für einen Wein entscheiden, der sowohl die nötige Süße als auch die nötige Säure hergibt und eine schöne Farbe hat. Wenn ich dann Sprudel zugieße – auch wenn es manchmal ein Frevel ist – schmeckt das Getränk geil. Darum geht es.“

Der Barmann will Neues entdecken und Klassiker umwandeln. „So soll es sein: Einfach lecker – und die Leute haben Spaß“, freut sich Christian Bez. Der Restaurantleiter sieht in der Bar das Potenzial, den Weißen Ochsen zu erweitern. „Nach dem Essen kann man mit seinen Freunden in die Bar, einen kleinen Digestif trinken und den Abend ausklingen lassen.“ Sogar Snacks bietet die Bar an. „Es sind Kleinigkeiten, eher im Tapas-Style“, erklärt Christian Bez und der Barchef ergänzt: „Das Essen soll unterschiedliche Einschläge haben. Mal gibt es klassisches Antipasti, mal eine Quiche.“

Zukünftig will der Barmann auch Sitzplätze im Freien anbieten. „Die Fußgänger und Fahrradfahrer werden aber genug Platz haben. Wir wollen dem leicht verschlafenen Gässchen wieder Leben einhauchen“, erklärt Rouven Grotenbreg.

„Die Gäste können hier zusammensitzen und eine schöne Zeit haben. Die Bar ist ein Wohnzimmer mit betreutem Trinken“, sagt Grotenbreg augenzwinkernd, stellt jedoch klar: „Wir sind kein Club, wir sind eine Bar. Das ist ein klarer Unterschied.“ Dass die Location kein Ort ist, an dem wild getanzt wird, sieht man auch der Einrichtung an: Auf einem Industrial-Regal drängen sich hochwertige Flaschen gefüllt mit pfeffrigem Gin, fruchtigem Kirschwasser oder klassischem Wodka. Ringsum reihen sich bestuhlte Tische und am Ende des schmalen Raums erregt ein Regal mit einem alten Koffer und filigranen Gegenständen die Aufmerksamkeit der Gäste. „Einzig das Blatt auf der Bar ist alt. Alles wurde neu verputzt, der Boden neu gelegt die Barverkleidung verkleidet“, sagen Rouven Grotenbreg und Christian Bez stolz. Auch die Waschtische in den Toiletten sind nagelneu – und wie alles andere handgearbeitet. „Vieles, was wir hier gebaut haben, haben wir Vittorio, meinem Kollegen und Koch im Weißen Ochsen, zu verdanken“, betont der Restaurantleiter. In der Bar wird eben weitergeführt, was im Restaurant gilt: Um das Ambiente kümmern sich die Chefs selbst.

 

Info: Die Bar im Weißen Ochsen hat donnerstags, freitags und samstags geöffnet. „Um 18 Uhr geht’s los und je nach Betrieb schließen wir etwa um 3 Uhr“, informiert der Mann hinter dem Tresen.