Kirchheim
Woher kommt der „Hahn“ auf der Kirchheimer Hahnweide?

Namen Die Geschichtswerkstatt deckt auf, was Flurbezeichnungen in Kirchheim über die Vergangenheit verraten.

Kirchheim. Es gibt aus heutiger Sicht nicht nur kritische, sondern auch positive Beispiele von Straßenbenennungen in Kirchheim: Im neuen Steingau-Quartier handelt es sich – vom „48er“ Friedrich Tritschler abgesehen – um Kirchheimer Persönlichkeiten, die sich auf ihre Art dem Nationalsozialismus widersetzt haben: Carl Mayer, Otto Mörike, Rosa Heinzelmann und Paul Schempp.

Um diese und weitere Personen, die Kirchheim nicht „verstecken“ muss, sollen sich die Mitglieder der Geschichtswerkstatt zunächst kümmern: Sie sollen erklären, warum diese Persönlichkeiten bis heute als Namensgeber für einen Platz, eine Straße oder einen Weg taugen können.

Bei Flurnamen ist es nicht immer so klar, welche Deutungsmöglichkeit die richtige ist. Beim Herdfeld sei das noch einfach, sagt Stadtarchivar Frank Bauer: „Das hat nichts mit einer Herde zu tun.“ Vielmehr bedeute „herd“ so viel wie „hart“. Es handelte sich also um ein Feld mit vielen Steinen. Für die Hahnweide gibt es zwei gleichberechtigte Ansätze: Es kann sich um einen Jagdplatz handeln, wo Auerhähne oder Rebhühner geschossen wurden. Dem „Hahn“ könnte aber auch ein altes Wort für „Hecke“ zugrundeliegen.

Auch im „Würstlesberg“ könnte eigentlich ein „hürstlin“ stecken, was ebenfalls „Hecke“ bedeutet. Es kann sich aber auch um ein Areal handeln, das einst einer Familie namens Würstlin gehörte. Letzteres gilt auf jeden Fall für die Kitteneshalde, in deren Name eine Familie Kitting steckt, und auch der Schafhof war nichts anderes als der Hof einer Familie Schaaf.

Erst die Kirche, dann König Karl und schließlich Max Eyth

Straßennamen unterliegen einem Wandel, weil es – trotz aller damit verbundenen Problematik – immer wieder Umbenennungen gab: Die Max-Eyth-Straße hatte 1828 noch zwei Namen – im Westen „Kirchgasse“ und im Osten „Jesinger Gasse“. Später wurden daraus die „Obere Carlsstraße und die „Untere Carlsstraße“, benannt nach dem württembergischen König Karl I. 1903 gab es dann nur noch eine Karlsstraße. Die heutige „untere“ Max-Eyth-Straße – zwischen Postplatz und Alleenstraße – hieß dagegen lange Zeit „Eisenbahnstraße“. Mehr als hundert Jahre lang führte sie nämlich aus der Innenstadt hinaus zum Kirchheimer Bahnhof, der sich an den heutigen Postplatz anschloss.

Am Postplatz beginnt die Kolbstraße, auf die die Schülestraße zuläuftt. Beide Namen sind die einzige Erinnerung an die Textilfabrik Kolb & Schüle, die lange Zeit ihren Sitz am Standort des heutigen Nanz-Centers hatte. Firmengeschichte wäre ein weiteres Betätigungsfeld für die Geschichtswerkstatt: Die Themen gehen sicher nicht aus. Andreas Volz