Kirchheim

Wohin mit den 32 Stimmen für den Kirchheimer Gemeinderat?

Wahlprozedere Jochen Schilling erklärt, was es am Sonntag zu beachten gilt. Es gibt etliche Fallstricke, die dazu führen, dass man Stimmen verschenkt. Von Andreas Volz

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Das gilt nicht nur für die Auswahl, sondern auch für die richtige Berechnung der Stimmenzahl.Fot
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Das gilt nicht nur für die Auswahl, sondern auch für die richtige Berechnung der Stimmenzahl. Foto: Markus Brändli

Wahlen sind komplizierter als man denkt. Das weiß in Kirchheim keiner so gut wie Wahlamtsleiter Jochen Schilling. Besonders kompliziert wird es, wenn alle fünf Jahre Europa- und Kommunalwahlen gemeinsam anstehen. Die Europawahl ist noch vergleichsweise einfach - sollte man meinen. Schließlich hat jeder nur eine Stimme, und die gilt der Partei, von der man sich gerne im europäischen Parlament vertreten lassen will. Aber auch da gibt es Tücken, wie Jochen Schilling verrät: „Der Stimmzettel bringt es auf 1,20 Meter Länge. Wer jetzt denkt, das ist mir zu viel und deshalb schneide ich unterhalb von meinem Kreuz alles ab, was da noch kommt, kann sich alle Mühe sparen.“ Dann ist die Stimme nämlich ungültig. Der Stimmzettel darf nicht verändert werden.

Ganz anders bei der Kommunalwahl, genauer gesagt bei den Kommunalwahlen: Mitunter ist der Wähler sogar gefordert, die Stimmzettel zu verändern. Wer sich in der Hauptsache für eine Gemeinderatswahl-Liste entscheidet, dazu aber noch den Nachbarn von Liste 2 und die Kollegin von List 3 wählen möchte, kann diese beiden Namen der Liste 1 hinzufügen und dann nur diese Liste abgeben. Er kann aber auch seine Kreuzchen oder Zahlen auf der Originalliste machen und denn eben drei Zettel abgeben. Ähnlich sieht das bei der Kreistagswahl aus.

Gerade bei den Zahlen aber ist Vorsicht angebracht. Unermüdlich weist Jochen Schilling in der Zeit vor der Kirchheimer Gemeinderatswahl darauf hin, dass man zwischen „Bewerber“ und „Stimme“ unterscheiden muss. Jeder Wähler hat grundsätzlich 32 Stimmen zur Verfügung. Einem einzelnen Bewerber kann er aber maximal drei dieser 32 Stimmen geben.

Noch komplizierter wird dieses System durch die unechte Teilortswahl, die den Ortsteilen Jesingen und Nabern drei beziehungsweise zwei Sitze im Gemeinderat garantiert. Immer wieder meinen einzelne Wähler, sie dürften nur Kandidaten aus ihrem Wohnbezirk wählen, also nur aus Kirchheim einschließlich Ötlingen und Lindorf oder nur aus Jesingen oder nur aus Nabern.

Wichtigste Botschaft Jochen Schillings: „Das ist falsch. Jeder darf Bewerber aus allen Wohnbezirken wählen.“ Aber ganz so einfach ist auch das nicht. Aus dem Wohnbezirk Kirchheim dürfen nämlich maximal 27 Bewerber gewählt werden. Und hier kommt der entscheidende Unterschied zur Stimme: Wer will, kann alle 32 Stimmen für Bewerber aus Kirchheim verwenden. Er darf sie aber auf höchstens 27 Bewerber aus Kirchheim verteilen. In welchem Wohnbezirk der Wähler selbst wohnt, spielt dabei keine Rolle.

Wer Bewerber aus Jesingen wählen möchte, kann das ebenfalls unabhängig vom eigenen Wohnbezirk tun: Allerdings gilt hier die Einschränkung, dass man maximal drei Bewerber aus Jesingen wählen darf. Wer sich also für drei Jesinger entscheidet und jedem von ihnen die maximal möglichen drei Stimmen gibt, kann insgesamt neun Stimmen für Jesinger Bewerber abgeben.

Für Nabern gilt dasselbe, nur mit anderen Zahlen: Hier können die Wähler maximal sechs Stimmen auf maximal zwei Bewerber verteilen. Aber auch für Nabern gilt: Nicht mehr als drei Stimmen pro Bewerber abgeben.

Das alles gilt für die Kirchheimer Gemeinderatswahl. Unabhängig davon sind in den Teilorten auch noch die Ortschaftsräte zu wählen.

Lindorfer Sonderweg

Hier gibt es in Lindorf erstmals eine Besonderheit: Weil es nur eine Liste gibt, gilt die Mehrheitswahl. Zehn Mitglieder sind in den Lindorfer Ortschaftsrat zu wählen, die Liste umfasst aber nur acht Mitglieder. Da jeder Bewerber nur eine Stimme erhalten kann, muss derjenige, der keine Stimme verschenken will, zwei weitere Namen aufschreiben - Namen von wählbaren Einwohnern Lindorfs.