Kirchheim

Wunschtraum auf Wiedervorlage

Ebenerdiger Bahnübergang am Südbahnhof scheitert bislang an Sicherheitsbedenken und am Geld

Ein ebenerdiger Schienenübergang am Kirchheimer Südbahnhof ist derzeit noch ein Wunschtraum. In absehbarer Zeit wird er nicht in Erfüllung gehen.

Fachgespräch  "Nahverkehr auf der Teckbahn" mit Andreas Schwarz  am Südbahnhof, dort informiert Günter Riemer über den erhofften
Fachgespräch "Nahverkehr auf der Teckbahn" mit Andreas Schwarz am Südbahnhof, dort informiert Günter Riemer über den erhofften schienengleichen Übergang,

Kirchheim. Großer Bahnhof auf dem Südbahnhof: Zum Fachgespräch „Nahverkehr auf der Teck­bahn“ hatte der Grünen-Landtagsabgeordnete Andreas Schwarz eingeladen. Das Interesse am Gespräch war gestern groß, nicht nur bei der Bahn und bei Lokalpolitikern, sondern auch bei den Anwohnern. Dennoch wird sich an der Situation so schnell nichts ändern. Wer auf die andere Seite der Schienen gelangen möchte, dem bleibt nach wie vor die sprichwörtliche Wahl zwischen Pest und Cholera: Entweder geht es durch die ungeliebte Unterführung oder eben verbotenerweise direkt über die Bahngleise.

Die Stadt sieht das Anliegen der Anwohner, und sie unterstützt es sogar, wie Andreas Schwarz in seiner Eigenschaft als Stadtrat und Bürgermeister Günter Riemer gemeinsam betonten. Allerdings erkannten beide auch die Schwierigkeiten an, die für die Bahn in diesem Fall gelten.

In erster Linie geht es um Sicherheitsbedenken. Knut Maisch, der Leiter der Anlagenplanung der DB Netze für den Regionalbereich Südwest, erklärte, dass das Eisenbahnbundesamt kein Interesse an neuen Bahnübergängen hat, die unter die Kategorie „technisch ungesichert“ fallen: „Ich kenne kein Beispiel aus den vergangenen Jahren, wo so etwas irgendwo in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz oder im Saarland genehmigt worden wäre.“ Das Sicherheitsrisiko ist einfach zu groß.

Ein anderes Problem beim ungesicherten Übergang ist die Regelung, dass die Lokführer rechtzeitig vorher die Ankunft eines Zugs signalisieren müssten – und zwar durch lautes Pfeifen. Dieses Alarmsignal ist in einem Wohngebiet aber durchaus heikel, wie später am Tag in Owen und Lenningen zu erfahren war.

Anders sähe es aus bei einem Übergang, der durch Schranken und Lichtzeichen gesichert ist: „Demgegenüber ist die DB Netze aufgeschlossen. Wir stellen uns das als grundsätzlich machbar vor.“ Allerdings gibt es da ein anderes Problem: die Kostenfrage. Knut Maisch rechnet damit, dass ein gesicherter Bahnübergang am Kirchheimer Südbahnhof mindestens eine halbe Million Euro kosten würde. Und weil es sich aus Sicht der Bahn um ein „einseitiges Verlangen“ handeln würde, müsste die Stadt Kirchheim – sollte sie diesen Übergang wirklich haben wollen – auch die vollen Kosten dafür übernehmen.

Was könnte dafür sorgen, dass es doch eines Tages zum ersehnten „ni­veaugleichen Übergang“ kommt? Zum einen die städtebauliche Entwicklung: Beim Fachgespräch hieß es, dass die bestehende Aldi-Filiale etwas weiter nach Süden rücken und auf der bestehenden Fläche Platz für ein neues Wohngebiet machen werde. Außerdem plant die Stadt einen regionalen Wohnungsbauschwerpunkt auf dem Galgenberg – mit circa tausend neuen Einwohnern. Das könnte bedeuten, dass der Südbahnhof künftig stärker von Teckbahn-Passagieren genutzt wird. Denn auch das Fahrgastaufkommen ist eine wichtige Kennzahl, wenn es darum geht, Bahnhöfe für solche Projekte zu priorisieren. Das sagte Dr. Jürgen Wurmthaler, Leitender Direktor für Wirtschaft und Infrastruktur beim Verband Region Stuttgart.

Was zusätzlich für Bewegung in der „Übergangsfrage“ sorgen könnte, ist die Erneuerung der Fahrzeuge, die auf der Teckbahn unterwegs sind. Vertraglich zugesichert ist nämlich nicht nur der Betrieb der Strecke bis mindestens 2028, sondern auch diese Erneuerung des Fuhrparks, die bis 2021 erfolgen soll. Möglicherweise wäre die Strecke zwischen Kirchheim und Oberlenningen dann barrierefrei zu nutzen, und das wiederum könnte auch dem barrierefreien Bahnübergang neuen Auftrieb geben. Andreas Schwarz jedenfalls wollte das Thema rechtzeitig mit einem Wiedervorlagevermerk versehen – „unter allen rechtlichen, technischen und finanziellen Gesichtspunkten“.

Die Unterführung am Kirchheimer Südbahnhof ist alles andere als einladend - und für Rollstuhlfahrer völlig ungeeignet. Eine Alte
Die Unterführung am Kirchheimer Südbahnhof ist alles andere als einladend - und für Rollstuhlfahrer völlig ungeeignet. Eine Alternative ist derzeit aber nicht geplant.Fotos: Jean-Luc Jacques