Kreis Esslingen. Angesichts vieler Corona-Neuinfizierter arbeitet das Gesundheitssystem im Landkreis Esslingen an seiner Belastungsgrenze. „64 von 64 Intensiv-Betten sind belegt“, wurde am Donnerstagnachmittag auf der Homepage des DIVI-Intensivregisters gemeldet. Damit bleibt die Lage in den Kliniken kritisch. 22 Covid-19-Patienten mussten am Donnerstag auf Intensivstationen versorgt werden. Elf von ihnen, und damit die Hälfte, waren auf Beatmung angewiesen. Rund 34 Prozent der Intensiv-Betten in den Kliniken des Landkreises sind mit Covid-Patienten belegt. Landesweit sind es 15 Prozent. Dazu kommen Patienten mit weniger schweren Verläufen, die auf Isolierstationen versorgt werden müssen.
1828 Menschen haben sich im Landkreis Esslingen binnen einer Woche mit Covid infiziert. Laut Kai Sonntag, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, ist das auch in den hausärztlichen Praxen deutlich spürbar. „Viele Covid-Patienten brauchen ärztliche Versorgung“, sagt er. Dazu kämen die Nachfragen nach Erst-, Zweit- und Drittimpfungen sowie nach der Grippeschutzimpfung. Und das zu einer Zeit, in der aufgrund von Atemwegsinfekten ohnehin viel los sei. Die Praxen seien aktuell stark belastet, so Sonntag.
Erstimpfungen haben Vorrang
Im Hausärztehaus, einer Gemeinschaftspraxis in Kirchheim, behandeln die Medizinerinnen und Mediziner gerade „unglaublich viele Infekte, darunter viele Corona-Positive“, sagt Dr. Angela Schweizer. Darunter seien auch einige Impfdurchbrüche, allerdings durch die Bank mit harmlosem Verlauf. Dass die Nachfrage nach Erstimpfungen in den vergangenen zwei bis drei Wochen zugenommen hat, wie das bei den Impfbussen der Fall ist, kann die Ärztin für ihre Praxis nicht bestätigen. Anfragen nach Erstimpfungen gebe es ohnehin kaum, sondern Nicht-Geimpfte würden in der Sprechstunde direkt angesprochen und auf Wunsch zur Impfung einbestellt. Und das mit gutem Erfolg, sagt Angela Schweizer. „Da sind einfach viele Menschen dabei, die nicht so gut informiert sind“, sagt sie. Erstimpfungen würden in der Praxis bevorzugt behandelt.
Die Nachfrage nach Booster-Impfungen ist in der Zwischenzeit enorm gestiegen. „Am Montag haben sich die Anrufe verzwanzigfacht“, sagt Angela Schweizer, die über den Aufruf des Bundesgesundheitsministers nicht glücklich ist. Man versuche, die Reihenfolge einzuhalten und die über 70-Jährigen zuerst zu impfen. Weil die Praxis in der regulären Sprechstunde mit dem Impfen nicht mehr hinterherkommt, wird es für die eigenen Patienten demnächst einen „Impfsamstag“ geben.
Landkreis rüstet auf
Um die Impfkampagne zu unterstützen, bereiten die Malteser für den Landkreis Esslingen zwei mobile Impfteams (MIT) vor. Sie können von den Großen Kreisstädten angefordert werden. Geplant sind Pop-up-Impfaktionen, wie es sie auch schon im Frühjahr gegeben hat. Ein Starttermin steht noch nicht fest, laut Marc Lippe, Kreis-Geschäftsführer der Malteser, soll es jedoch schnellstmöglich losgehen. Die mobilen Impfteams arbeiten ohne Termin, möglich sind Erst-, Zweit- und Drittimpfungen. Der Impfbus soll künftig vor allem den ländlichen Bereich abdecken. Antje Dörr