Kirchheim

Zaungucker gegen das Vergessen

Kunst Die Ergebnisse zweier Projekte verschönern die Teck-Grundschule in Kirchheim. Aus alten Regalböden sägten und bemalten die Schüler Tierköpfe, und aus vielen Einzelzeichnungen wurde ein Klassenkunstwerk. Von Iris Häfner

Diese Klasse hat sich für Kreise einer Farbfamilie für ihr Gesamtkunstwerk entschieden.  Fotos: Markus Brändli
Diese Klasse hat sich für Kreise einer Farbfamilie für ihr Gesamtkunstwerk entschieden. Fotos: Markus Brändli

Der Hase mit seinen langen Löffelohren passt prima in die Osterzeit, doch Hund, Katze, Fröschle und Co. sind zeitlose Schönheiten. Gemeinsam sind sie ein starkes Team und zieren künftig als freche Zaungucker die Außenfassade der Teck-Grundschule. Sie sind ein starkes Zeichen gegen das Vergessen der alten Heimat, denn die Teck-Grundschule ist noch recht jung und vielen gänzlich unbekannt in der Kirchheimer Schullandschaft. Vor zwei Jahren ist sie in einen Teil der Räume der Teck-Realschule in die direkte Nachbarschaft zur Thomaskirche gezogen. Davor wurden die Kinder in der Raunerschule unterrichtet, mussten dann aber dem gerade entstehenden Campus für die Gemeinschaftsschule weichen. Seither ist die einstige Außenstelle in der Aichelbergstraße die einzige Heimat.

Susanne Knauer ist Förderlehrkraft an der Schule und hatte eine tolle Idee. Die Schüler sollten etwas zum Erinnern an den alten Standort haben, der dem Erdboden gleichgemacht wurde. „Im Materialraum gab es Regale mit Massivholzböden, die viel zu schade zum Wegwerfen waren. Damit etwas von der alten Raunerschule weiterlebt, haben wir das Kunstprojekt mit den Zaunguckern initiiert“, erzählt sie. Die Klassen 2 a und b, die heutigen Drittklässler, durften sich ans Werk machen. Die Lehrerinnen haben aus den Regalböden die Latten gesägt und geschliffen, dann konnten die Kinder sich den Tierköpfen widmen. Aus verschiedenen Vorschlägen wählten sie ihren persönlichen Favoriten. Hund und Katze sind eindeutig in der Überzahl, doch es gibt auch grüne Farbtupfer zwischen den grauen Stubentigern und braunen Fiffis: die Fröschle. Nachdem die Schüler die Köpfe in Form gesägt hatten, durften sie zu den Acrylfarben greifen und Schnurrhaare, Stubsnasen und leuchtende Augen auf die Latte malen. Den letzten Schliff bekamen die Latten-Tiere wieder von den Lehrkräften verpasst: Sie wurden lackiert. „Die Fassade soll mit unseren Zaunguckern ein bisschen freundlicher werden - und wir als Grundschule erkennbar werden“, sagt Susanne Knauer. Stolz präsentierten die Kinder ihren kleinen Zoo beim Tag der offenen Tür an der Teck-Grundschule, bei dem auch die Bläserklasse und der Chor ihre Auftritte hatten.

Stolz ist Rektorin Claudia Walter auch auf das zweite Kunstprojekt an ihrer jungen Schule. Hier war jede Klasse gefragt, damit die schmucklosen Wände aufgehübscht werden konnten. Auch für dieses Projekt ist Susanne Knauer verantwortlich. „Ich komme als Förderlehrkraft in alle Klassen und bekomme so alles mit: wer Streit hat oder wie gut man sich untereinander versteht. Ich wollte deshalb ein Gemeinschaftsprojekt in allen Klassen anbieten“, sagt sie. Mit ins Boot genommen hat sie dafür ihre Freundin Sabine Reuster. Die Erzieherin betreibt die Kreativwerkstatt „Mixmal“ in Jesingen und kann deshalb „tolle Materialien“ zur Verfügung stellen. „Mir war die Gemeinschaftsarbeit wichtig, Sabine Reuster war für die Technik zuständig“, erläutert Susanne Knauer.

Kunstprojekt teckschule

Bevor es ans Werk ging, bekamen die Grundschüler, die aus vielen unterschiedlichen Ländern kommen, einen anschaulichen Grundkurs in Sachen Demokratie. Jeder durfte mitbestimmen, welches Motiv es werden sollte. „Wir haben den Kindern einige Vorschläge unterbreitet. Mit Klebepunkten stimmte jeder dann für seine Favoriten ab, dabei ging es um das Motiv oder die Farbtöne. Das hieß aber auch, sich dem Mehrheitsbeschluss beugen“, sagt Susanne Knauer. Jedes Kind durfte ein Quadrat bemalen, das dann für das Gemeinschaftsbild zusammengefügt wurde - und so zum großen Ganzen für eine Klasse wurde. Eine Klasse hat sich beispielsweise für Fische entschieden, eine andere für quietschebunte Blümchen. Es gibt Schmetterlinge, Glücksklee, Kreise innerhalb einer Farbfamilie oder eine Art Halloween-Gesichter. Auch dem Thema Edelsteine widmete sich eine Klasse.

Zunächst bekam jeder Schüler ein Probekärtchen und konnte so sein Bild auf das Quadrat malen, das dann zur Muttertagskarte wurde. In der zweiten Runde kam dieses Motiv auf die Leinwand. Auch die Harmonie, das Zusammenspiel im Ganzen, war in dem Prozess wichtig. „Es ging auch darum: Wie muss ich die einzelnen quadratischen Leinwände zusammenbringen, damit das Bild gut aussieht“, sagt Rektorin Claudia Walter. Die Schüler ordneten jede Leinwandkarte an und so kam in Absprache das Gemeinschaftsbild zustande. Im Gang tummeln sich jetzt nicht nur die quirligen Schüler, sondern auch schöne Schmetterlinge und bunte Blumen.