Kirchheim

Zukunftsdialog lässt Impulse für Kirchheim vermissen

Langzeitprojekt In der Stadthalle kamen die Bürger zum vierten Mal zusammen, um sich mit der Stadtverwaltung über neue Projekte und Ziele auszutauschen. Von Iris Häfner

Beim „Markt der Möglichkeiten“ kamen die Bürger mit den „Anbietern“ zwanglos ins Gespräch.  Fotos: Jean-Luc Jacques
Beim „Markt der Möglichkeiten“ kamen die Bürger mit den „Anbietern“ zwanglos ins Gespräch. Fotos: Jean-Luc Jacques

Ganz anders als die drei Mal zuvor verlief der Zukunftsdialog in der Kirchheimer Stadthalle. „Das ,Wir‘ gestaltet die Zukunft“ lautete das Thema des Abends. Dieses „Wir“ fand dieses Mal jedoch ausschließlich vor und nach der offiziellen Veranstaltung beim „Markt der Möglichkeiten“ statt - im Gegensatz zu den drei Dialog-Runden zuvor. Die hatten die Zuhörer aktiv mit einbezogen. In Gruppenarbeit hatten sie mithilfe von „Punktebebbern“ ihre Prioritäten setzen können. Kirchheim und das (bessere) Leben in der Zukunft in der Teckstadt waren im Fokus gestanden.

Bei Veranstaltung Nummer vier gab es einen Schnitt. Eine aktive Bürgerbeteiligung gab es nicht, stattdessen eine Einführung von Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker und ein Impulsreferat über die IBA 27, die Internationale Bauausstellung in Stuttgart, die auch die Region mit ihren fünf Landkreisen mit einschließt.

Die Bürger nutzten vor und nach diesem Hauptpart die Gelegenheit zum Gedankenaustausch untereinander und zum Gespräch mit den Menschen, die an ihrem jeweiligen Stand um ihre Sache warben. Das waren Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die über die Projekte informierten, die den Kirchheimern am Herzen liegen. Welche das sind, war eben in jenen drei Bürgerdialog-Veranstaltungen zuvor erarbeitet und ermittelt worden: beispielsweise die Themen Wohnen, Mobilität, Bildung und Wirtschaftsförderung. Es gab aber auch „freie“ Stände, unter anderem von BUND und Nabu, die neue Gruppe „Kirchheim.2030“, die Bürgerenergiegenossenschaft Teckwerke, die jungen Leute von „Be Part“ - und „Schmeck‘ die Teck“, deren Mitglieder die Bürger bewirteten.

Saxofonist Harald Schneider gab musikalisch das Zeichen, damit die Gäste ihre Gespräche beendeten und Platz nahmen. Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker freute sich über die treuen Besucher, die zum vierten Mal gekommen waren. Sie zog eine Zwischenbilanz, an welchem Punkt der Prozess Zukunftsdialog angelangt ist. Die Rahmenbedingungen sowohl für eine Stadt als auch für den Einzelnen ändern sich schnell. „Die sind im Zukunftsdialog in elf Handlungsfeldern berücksichtigt“, sagte die Oberbürgermeisterin. Auf einige dieser Leistungsziele ging sie ein, etwa auf die gesellschaftliche Teilhabe. „Räume für Begegnung für alle war ein Bereich der von den Bürgern ,gepunktet‘ wurde. Wir untersuchen gerade, welche Räumlichkeiten sich dafür eigenen“, nannte sie als Beispiel. Beim Thema Mobilität rücken die Fußgänger künftig mehr in den Fokus.

Eine elegante Überleitung zum Impulsvortrag über die Internationale Bauausstellung - „IBA 2027 StadtRegion Stuttgart“ - gelang ihr mit dem Stichwort Wohnen. Sie gab der Hoffnung Ausdruck, mit dem Steingau-Areal ein Teil der IBA zu werden. „Das wäre ein Traum“, sagte sie. Was sich hinter diesem Projekt verbirgt, das brachten Tobias Schiller, Leiter Kommunikation und Pressesprecher, sowie die Projektleiterinnen Dr. Raquel Jaureguízar und Nina Riewe in ihren Referaten zum Ausdruck.

Wer allerdings Impulse für Kirchheim von diesem Impulsreferat erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Die IBA-Mitarbeiter wiesen auf die Bedeutung der Weißenhofsiedlung hin, die zukunftsweisender Bestandteil der IBA im Jahr 1927 waren. „Dieser Weißenhof-Spirit soll der IBA-Geist sein“, sagte Tobias Schiller. Das Bauen der Zukunft nach 2027 soll diese Ausstellung zeigen und genauso zu heftigen Diskussionen über Architektur und Stadtplanung führen wie die revolutionären Ideen vor 100 Jahren. „Die IBA erprobt die Zukunft, ermöglicht Experimente und will sie exemplarisch erlebbar machen. Dazu sind gebaute Beispiele wichtig“, so Schiler. Nicht alle Probleme wie Wohnungsnot und Flächenmangel würden dadurch gelöst werden. „Aber vielleicht können wir miteinander Ideen entwickeln und bauen, damit neue Welten aufgehen“, sagte er.

Neue Formen des Zusammenlebens sind so ein Stichwort, die einher gehen mit „Clusterwohnungen“. Das ist eine erweiterte Form der WG. Jeder hat seine private Nasszelle und Teeküche, kann aber die große Küche und die Gemeinschaftsräume nutzen. Die Wohnungen können nach Bedarf auch wachsen und schrumpfen: mehr Zimmer, wenn Kinder geboren werden und wieder weniger, wenn sie ausziehen.

Nina Riewe (links), Raquel Jaureguízar und Tobias Schiller von der IBA Region Stuttgart im Gespräch mit Angelika Matt-Heidecker.
Nina Riewe (links), Raquel Jaureguízar und Tobias Schiller von der IBA Region Stuttgart im Gespräch mit Angelika Matt-Heidecker.